Grußwort des Kölner Kardinals vor der Synode der EKD

Woelki sieht Protestanten und Katholiken auf „gemeinsamem Grund“

Kardinal Rainer Woelki erlebt die Feiern zum Reformationsgedenken als ein „Fest Christi“, bei dem weder Spaltung noch Zwietracht zelebriert werden. Das sagte er vor der Synode der EKD in Bonn.

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Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat das Reformationsgedenkjahr als „positives Gegenbild“ zu einer Geschichtsvergessenheit gewürdigt. Evangelische und katholische Christen stünden auf demselben „guten Grund“, sagte Woelki am Sonntag in Bonn in einem Grußwort vor der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Anspielung auf deren Schwerpunktthema „Zukunft auf gutem Grund“. Darum könnten die Kirchen das Reformationsgedenken auch gemeinsam begehen, so der Kardinal: „Weil die Evangelische Kirche in Deutschland nicht Spaltung und Zwietracht zelebriert, sondern ein Fest Christi und seiner Gnade feiert, zu dem wir uns herzlich gerne haben einladen lassen.“

 

„Gottes Wort droht zu ersticken“

 

Als „ungeliebte ökumenische Gemeinsamkeit“ benannte Woelki, „dass Gottes Wort in unserer Zeit seltener Frucht bringt und häufiger weggenommen wird, zugrunde geht und erstickt“. Die evangelischen Landeskirchen machten in dieser Hinsicht keine anderen Erfahrungen als die katholischen Bistümer. „Was würde Martin Luther tun und sagen in einer Gesellschaft, die den gnädigen Gott und dessen Erlösung, um die er so hart gerungen hat, nicht mehr zu brauchen glaubt?“

Der Kardinal ging in seinem Grußwort nicht auf die Irritationen ein, die sein im Oktober veröffentlichter Aufsatz ausgelöst hatte, in dem er für mehr „Ehrlichkeit in der Ökumene“ plädiert und vor vorschnellen Erwartungen eines gemeinsamen Abendmahls gewarnt hatte.

 

Auch künftig warten Hürden

 

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte, dass es „natürlich“ auch nach dem Reformationsjahr 2017 noch gewichtige Hürden auf dem Weg zu einer sichtbaren Einheit in versöhnter Verschiedenheit gebe.„Aber sie sind überwindbar und nicht notwendigerweise kirchentrennend.“

Es gelte weiter und noch intensiver miteinander zu reden und einander zuzuhören, so Bedford-Strohm. Eine gute Grundlage dafür sei „das große wechselseitige Vertrauenskapital, das dieses Jahr gebracht hat, aber auch die Ermutigungen durch Papst Franziskus“. Menschliche Begegnung und das Vertrauen, das daraus wachse, seien eine „wichtige Triebkraft der Ökumene.“ Das gelte auch für die vier Begegnungen, die er in vergangenen beiden Jahren mit Papst Franziskus gehabt habe.

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