Kardinal bewertet Prüfung „nicht als Misstrauenserklärung“

Woelki: Visitation in Köln hilfreich – Wäre „aus der Ferne“ unmöglich

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Die Apostolische Visitation im Erzbistum Köln ist aus Sicht von Kardinal Rainer Maria Woelki als Blick von außen "gut und richtig für die Aufarbeitung". Es sei "zielführend", dass die Visitatoren "die nächste Zeit hier im Erzbistum verbringen und sich alles genau anschauen und Gespräche führen". Als Misstrauenserklärung sieht der Kardinal den Schritt des Papstes nicht.

Die Apostolische Visitation im Erzbistum Köln ist aus Sicht von Kardinal Rainer Maria Woelki als Blick von außen "gut und richtig für die Aufarbeitung". Woelki sagte in einem vom Erzbistum verbreiteten Video: "Sie können eine Situation wie im Erzbistum Köln nach der unabhängigen Untersuchung nicht aus Rom, aus der Ferne genau erfassen."

Er habe sich nicht vorstellen können, "welche immensen Auswirkungen die Aufarbeitung von Schuld nach sich zieht. Wer redet im Moment noch über Täter, wer über die Betroffenen, wer redet über Strukturen und Prozesse, die verändert werden müssen, wer redet über Glauben und Mission?", so Woelki. Es sei "zielführend", dass die Visitatoren, Kardinal Anders Arborelius und Bischof Johannes van den Hende, "die nächste Zeit hier im Erzbistum verbringen und sich alles genau anschauen und Gespräche führen".

 

„Wertvolle Hinweise“ durch Blick von außen erhofft

 

Der Kardinal sagte, er sei "der tiefen Überzeugung, dass wir als Christen nicht die Zukunft gewinnen können, wenn wir uns nicht mit der Vergangenheit auseinandersetzen. Das gilt auch für mich." Der Blick von außen durch die Visitation könne "wertvolle Hinweise" geben, was bei der Aufarbeitung schiefgelaufen und was noch zu tun sei.

Ihm liege weiter am Dialog im Erzbistum, so Woelki: "Das ist zurzeit nicht ganz so einfach, weil wir wie überall in der Gesellschaft eine starke Tendenz zu Polarisierung haben". Dieses "Gift der Polarisierung" müssten Christen überwinden.

 

Der Auftrag der Visitatoren

 

Ähnlich formulierte der Kardinal in einem "Proklamandum", das am Sonntag in den Gemeinden des Erzbistums verlesen oder ausgehängt werden sollte.

Die Visitatoren sollen sich bereits im Juni vor Ort ein Bild der Situation im Erzbistum Köln verschaffen. Geprüft wird auch, ob Woelki, die Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff und der heutige Hamburger Erzbischof Stefan Heße Fehler im Umgang mit Fällen von sexuellem Missbrauch gemacht haben.

Updates: "Proklamandum" im fünften Absatz und Kasten (30. Mai)

„Keine Misstrauenserklärung“
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bewertet die Visitation seines Erzbistums nicht als Misstrauenserklärung. Kein kirchliches Dokument enthalte eine solche Aussage, so Woelki am Sonntag. Auch ein Brief der Bischofskongregation an ihn spreche nicht davon. Darin heiße es vielmehr, dass "man mir persönlich und der mir anvertrauten Kirche in einer Zeit großer Bedrängnis und Prüfung beistehen" wolle. | KNA

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