Markus Günther will inmitten großer Turbulenzen zur Familie in die USA heimkehren

Woelkis Kommunikations-Chef verlässt Erzbistum Köln

  • Der Kommunikationschef des Erzbistums Köln, Markus Günther, gibt seinen Posten auf und kehrt in seine zweite Heimat USA zurück.
  • Der Rücktritt erfolgt mitten in der schwersten Krise der Amtszeit des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki, dem Vertuschung von Missbrauch vorgeworfen wird.
  • Medien berichten, das Verhältnis zwischen Erzbischof und Medienchef sei seit geraumer Zeit abgekühlt gewesen.

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Der Kommunikationschef des Erzbistums Köln, Markus Günther, gibt seinen Posten auf und kehrt in seine zweite Heimat USA zurück. Das berichtet das Erzbistum auf seiner Homepage. Der Journalist und Buchautor hatte die Aufgabe des Leiters der Hauptabteilung Medien und Kommunikation erst vor zwei Jahren übernommen. Dazu war er aus Washington nach Köln gezogen.

Günther wolle sich fortan beruflich ganz auf seine schriftstellerische Tätigkeit konzentrieren und zu seiner Familie nach Washington zurückkehren. "Ich gehe im Guten", sagte der scheidende Mediendirektor laut Mitteilung des Erzbistums. Generalvikar Markus Hofmann danke Günter für "viele wichtige Impulse". Er werde die Zusammenarbeit vermissen, habe aber Verständnis für seine Entscheidung.

 

Der dritte Mediendirektor ins Woelkis Amtszeit

 

Der Rücktritt Günthers erfolgt in den turbulentesten Zeiten der Amtszeit von Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki. Dem Erzbischof wird vorgeworfen, den Missbrauch durch einen Priester pflichtwidrig nicht nach Rom gemeldet zu haben. Zudem hatte er ein Gutachten über den Umgang mit Missbrauch im Erzbistum Köln zurückgehalten und ein neues für März 2021 angekündigt. 

Günther ist bereits der dritte Mediendirektor, der das Erzbistum seit dem Amtsantritt von Woelki 2014 verlässt. Laut Kölner Stadt-Anzeiger, für den Günther früher gearbeitet habe, ist das Verhältnis zwischen Erzbischof und Kommunikationschef seit geraumer Zeit abgekühlt gewesen. Auch sei er zuletzt schon nicht mehr Teil des Krisen- und Beraterstabs gewesen, der Woelki in Fragen der Öffentlichkeitsarbeit berate. Zugleich soll Günther mit den derzeitigen Vermittlungsproblemen des Erzbistums rund um das zurückgehaltene Gutachten und den Vertuschungsvorwürfen nichts zu tun haben.

 

Der Hintergrund

 

Bischof Felix Genn hatte am vergangenen Freitag gemäß kirchenrechtlicher Vorschriften als dienstältester Bischof der Kölner Kirchenprovinz den Nuntius des Heiligen Stuhls in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, über die Vorwürfe informiert. Zugleich bat er um Weiterleitung seiner Meldung nach Rom, damit von dort über das weitere Vorgehen entschieden werde. Woelki seinerseits hatte Papst Franziskus gebeten zu prüfen, ob er Fehler gemacht habe. Seiner Meinung nach sei der Papst für derartige Belange zuständig, soweit sie Kardinäle betreffen. Kirchenrechtler hatten das bestritten.

Am Wochenende forderte eine Digital-Demonstration von Betroffenen und Laienvertretern des Erzbistums Köln personelle Konsequenzen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hatte vor einer Woche von einem "Debakel" gesprochen, der Münchner Kardinal Reinhard Marx nannte die Nichtveröffentlichung der Missbrauchsstudie im Erzbistum Köln "verheerend" für die gesamte Kirche.

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