Mehrheit des Erzbischöflichen Rats beklagt fehlendes Vertrauen in den Kardinal

Woelkis Rückkehr: Skepsis in der Führungsspitze des Erzbistums Köln

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Die Führungsspitze des Erzbistums Köln blickt mehrheitlich skeptisch auf eine Rückkehr von Kardinal Rainer Maria Woelki. Die Mehrheit des 20-köpfigen Erzbischöflichen Rats hat Sorge über fehlendes Vertrauen in Woelki geäußert. Die Auszeit des Kölner Erzbischofs endet Anfang März.

Die Führungsspitze des Erzbistums Köln blickt mehrheitlich skeptisch auf eine Rückkehr von Kardinal Rainer Maria Woelki. Der Erzbischöfliche Rat habe sich in einer Sondersitzung am Mittwochabend ausführlich mit der in etwa zwei Wochen endenden Auszeit des Erzbischofs befasst, erklärten Kirchenkreise am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Sie bestätigten damit einen Bericht des "Kölner Stadt-Anzeigers".

In dem rund 20 Mitglieder umfassenden Gremium habe es zwar keine förmliche Abstimmung gegeben, hieß es. Überwiegend hätten die Teilnehmenden aber ihre Sorge über fehlendes Vertrauen in Woelki und seine mangelhafte Kommunikation geäußert. Einzelne Stimmen hätten für einen gemäßigten und offenen Umgang mit dem Erzbischof plädiert.

Szenarien für die Zeit nach Aschermittwoch

Der Mediendirektor des Erzbistums, Christoph Hardt, sagte dem Kölner Online-Portal domradio.de: "Es hat kein Votum für oder gegen die Rückkehr des Kardinals gegeben." Vielmehr sei in einer konstruktiven Atmosphäre intensiv an Szenarien für die Zeit nach Aschermittwoch gearbeitet worden. An dem Tag soll nach rund fünf Monaten die Auszeit von Woelki enden.

Dem Erzbischöflichen Rat gehören die Weihbischöfe an, darunter der derzeitige Übergangsleiter Rolf Steinhäuser. Weiter vertreten sind in dem Gremium Woelkis Generalvikar und aktuell als Delegat eingesetzter Markus Hofmann, der oberste Kirchenrichter, die Leiter von Priesterseminar und Diözesancaritasverband sowie die Hauptabteilungsleiter in der Bistumsverwaltung.

Stimmen für Woelkis Rückkehr - und dagegen

Unterdessen starteten Unterstützer Woelkis eine Petition für einen Verbleib des Erzbischofs in seinem Amt. Es sei "schlicht ein Gebot der Fairness, Kardinal Woelki die Chance eines Neubeginns zu ermöglichen", so die Initiatoren. Innerhalb einer Woche haben rund 1.200 Menschen unterschrieben.

Eine Gruppe aus Mitgliedern von katholischen Frauen- und Jugendverbänden, Priestern, Gemeinde- und Pastoralreferenten, des Kölner Katholikenausschusses und der Reforminitiave Maria 2.0 verlangt dagegen "eine personelle Veränderung der Leitung in unserem Erzbistum". Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Woelki sei nicht vorstellbar, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Brief an Übergangsleiter Steinhäuser.

Katholiken aus Rommerskirchen wollen Woelki nach dem Aschermittwoch-Gottesdienst im Kölner Dom "Rote Karten" präsentieren. Zurzeit können Gemeindemitglieder ihre Reformanliegen auf den Karten festhalten.

Der Hintergrund

Woelki befindet sich seit Oktober in einer mit dem Papst verabredeten Auszeit, um die Querelen um die Missbrauchaufarbeitung aufzuarbeiten. Franziskus hatte nach einer Untersuchung erklärt, der Kardinal habe "große Fehler" vor allem in der Kommunikation gemacht, aber keine Verbrechen vertuschen wollen.

Die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) machte einen weiteren öffentlichen Termin mit Woelki nach seiner Rückkehr bekannt. Er soll bei einer ökumenischen Andacht am 5. März in der Düsseldorfer Johanneskirche zum Beginn der Passionszeit predigen.

UPDATE: Großteils Neufassung des Beitrags mit Stimmen zur möglichen Rückkehr Woelkis (17.02.2022, 17:30 / mn)

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