Pfarrei eröffnet Diskussion um Kirchenumnutzung

Wohnungen in der Warendorfer Marienkirche? Laut Studie machbar

  • Die Marienkirche in Warendorf soll alternativ genutzt werden.
  • Möglich ist der Einbau von Wohnungen und Gemeinschaftsräumen.
  • Die Pfarrei St. Laurentius sucht Investoren für dieses millionenschwere Projekt am Rand der Warendorfer Altstadt.

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In der Marienkirche in Warendorf könnten in einigen Jahren Wohnungen und Praxisräume entstehen, Geburtstage und Hochzeiten gefeiert werden und darüber hinaus weiterhin Gottesdienste stattfinden. Der große Kirchenraum bietet viele Möglichkeiten der Verwendung.

Ein Modell, wie das Kirchengebäude alternativ genutzt werden kann, hat der Architekt Christian Kuckert aus Münster im Rahmen einer Gemeindeversammlung präsentiert. Seine Machbarkeitsstudie sieht einen liturgischen Raum für Gottesdienste im Erdgeschoss vor. Ein dreigeschossiger Baukörper im Innenraum mit Treppenaufgang und Fahrstuhl kann für Praxisräume, Tagespflege und Wohnungen genutzt werden.

Ergebnisoffene Diskussion in der Gemeinde

„Es ist ein Vorschlag und kein endgültiges Ergebnis“, sagte bei der Präsentation mit Pressevertretern der leitende Pfarrer Peter Lenfers von der Pfarrei St. Laurentius. Aber das vom Architekturbüro Kuckert präsentierte Konzept besitze einen gewissen Charme und sei eine gute Grundlage für weitere Gespräche in der Pfarrei, mit der Stadt und möglichen Investoren.

Bereits im Jahr 2018 hatte man sich für die alternative Nutzung entschieden, als das Bistum Münster erklärte, nicht die nötigen Finanzmittel für die Sanierung der Kirche aufbringen zu können. Die Schätzungen für eine Kirchenrenovierung beliefen sich damals auf 1,7 Millionen Euro. Pfarrei und Bistum haben dann zusammen mit dem Münsteraner Architekturbüro und in Abstimmung mit der Denkmalbehörde in acht Arbeitssitzungen ein Nutzungskonzept für die denkmalgeschützte Kirche erarbeitet.

Umnutzungen von Gotteshäusern

Vorstellung der Studie in Warendorf
Pfarrer Peter Lenfers, Architekt Christian Kuckert, Georg Schoofs vom Bischöflichen Generalvikariat Münster und Johannes Bajer vom Büro Kuckert (von links) stellten die Machbarkeitsstudie vor. | Foto: Johannes Bernard

Was theoretisch machbar ist und was möglicherweise die Zustimmung vieler findet, haben die Architekten Christian Kuckert und Johannes Bajer erarbeitet. Abgestimmt ist die Machbarkeitsstudie mit Georg Schoofs, dem Leiter der Gruppe Liegenschaften im Bischöflichen Generalvikariat Münster. Schoofs verwies auf mehrere Kirchenumnutzungen im Bistum Münster, die nach anfänglicher Enttäuschung unter den Gemeindemitgliedern doch auf Akzeptanz gestoßen seien.

Kuckert selbst hat vor wenigen Jahren die St.-Johannes-Kirche in Dorsten umgebaut. Eingezogen ist dort die Familienbildungsstätte, ein neu geschaffener Kapellenraum in dem Gebäude hat sich mittlerweile als kleiner Kirchort etabliert.

Gottesdienste in Warendorf weiterhin möglich

In der Marienkirche, deren Ursprünge bis in das 12. Jahrhundert zurückreichen, sollen weiterhin liturgische Feiern möglich sein, wie Lenfers versprach. „Alternative Gottesdienstformen haben wir schon längst in dieser Kirche etabliert, etwa zu den Kartagen. Ein Gottesdienstraum ist eingeplant“, sagte der Seelsorger.

Im Erdgeschoss, das ebenerdig ausgebaut werden soll und so ohne Schwellen betreten werden kann, könnten in den Seitenschiffen Gruppenräume, eine Küche und ein Raum der Stille entstehen, so die Machbarkeitsstudie. Die „Ebenerdigkeit“ und damit der Abbau der Stufen zum Kirchenraum soll das Gebäude „erden“, wie Lenfers erläuterte. Das Erdgeschoss hat eine Fläche von 1.000 Quadratmeter und dient gemeinschaftlichen Zusammenkünften.

Terrassen im dritten Obergeschoss

Entwurf für die Marienkirche in Warendorf
So könnte der Innenraum der Marienkirche mit Begegnungsräumen im Erdgeschoss gestaltet sein. | Grafik: Kuckert Architekten

Der gewölbte dreigeschossige Einbau könnte eine Fläche von insgesamt 1.500 Quadratmeter haben. Im ersten Obergeschoss könnten Räume für Verwaltung, Büros und Tagespflege entstehen. Nach den ersten Plänen bieten das zweite und dritte Obergeschoss Möglichkeiten, Wohnungen zu errichten, die oberste Etage sogar mit Terrassen.

Wie Kuckert sagte, gilt es nun, in der Pfarrei und in der Stadtgesellschaft eine „Begeisterung für das Projekt zu entwickeln“: „Wir machen einen Vorschlag, was machbar ist. Wichtiger ist, dass die Umnutzung des Kirchengebäudes auch akzeptiert wird.“

Gestaltung des Marienkirchplatzes als wichtiges Element

In die Planungen einfließen werden Überlegungen, wie der Marienkirchplatz gestaltet werden kann. Derzeit ist die Fläche an der Marienkirche eine kleine grüne Oase inmitten des Stadtzentrums. Auch für das angrenzende Pfarrhaus soll ein Immobilienkonzept entwickelt werden.

Mit der Vorstellung der Machbarkeitsstudie ist die Diskussion über die Kirchenumnutzung jetzt eröffnet. Wie Lenfers sagte, seien die Vorarbeiten notwendig gewesen, um überhaupt über realistische Vorschläge sprechen zu können.

Pfarrei St. Laurentius Warendorf sucht Investoren

Um ein Projekt dieser Größenordnung umsetzen zu können, benötigt die Pfarrei einen Investor. „Die Suche nach Unternehmen, die in das Projekt einsteigen möchten, beginnt. Unsere Pfarrei kann diese Investition allein nicht stemmen“, sagte Lenfers.

Über die Höhe der Kosten könne man wenig sagen, sagte Kuckert. Um diese zu ermitteln, müsste die Raumplanung feststehen.

Positive Signale vom Bistum Münster

Angetan von dem Modell zeigte sich Georg Schoofs, der für das Bistum Münster die Machbarkeitsstudie in Augenschein nimmt und im weiteren Verfahren involviert ist: „Man kann aus der Marienkirche viel machen. Das zeigt die Machbarkeitsstudie deutlich. Es gelte, die Gemeindemitglieder in diesem Prozess der Umnutzung mitzunehmen. Das Bistum steht diesem Projekt offen gegenüber.“

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