Seelsorgeamtsleiter aus Vechta warnt in Varel vor reinem "Systemerhalt"

Wonka ermutigt Pfarreien umzudenken: Wo braucht die Stadt uns Christen?

  • Vor einem reinen "Systemerhalt" beim Erstellen von Pastoralplänen warnt Markus Wonka, Leiter des Seelsorgeamtes im Offizialat Vechta. 
  • Vielmehr sei ein Perspektiv-Wechsel nötig: "Kirche nicht für sich selbst, sondern für die Welt", sagte der Theologe.
  • Wie gut das gelingen kann, habe sich bei spontanen Hilfs-Angeboten von Gemeinden in der Corona-Krise gezeigt, sagte Wonka bei einer Veranstaltung in Varel.

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Vor einer „Perspektive der Besitzstandswahrung und des reinen Bestanderhalts“ in den Gemeinden hat Markus Wonka, Leiter der Abteilung Seelsorge im Bischöflich Münsterschen Offizialat in Vechta, gewarnt. Bei einem Vortrag im „Forum Alte Kirche“ in St. Bonifatius Varel (Kreis Friesland) mahnte Wonka, die Pastoralpläne in vielen Pfarrgemeinden müssten überdacht werden. Der Theologe sprach dort zum Thema „Zukunftsfähige Kirche“.

Oft gehe es in Pastoralplänen um Fragen wie "Wie viele Gottesdienste gibt es, wie werden Kinder auf die Erstkommunion vorbereitet?" oder "welche Vereine gibt es?" Gefolgt von einer anderen Frage: Wo finden wir Ehrenamtliche dafür? Dieser Ansatz führe in eine falsche Richtung, betonte Wonka.

 

Wofür werden Christen gebraucht?

 

Markus Wonka, Leiter der Abteilung Seelsorge im Bischöflich Münsterschen Offizialat in Vechta. | Foto: pbm
Markus Wonka, Leiter der Abteilung Seelsorge im Bischöflich Münsterschen Offizialat in Vechta. | Foto: pbm

Nötig sei ein Perspektivwechsel: „Kirche nicht für sich, sondern für die Welt.“ Jede Gemeinde müsse sich fragen: „Wozu braucht unsere Stadt uns Christen und unsere Gemeinde?“ Aktivitäten und Projekte sollten auf ihre Relevanz für alle Menschen vor Ort hinterfragt werden, forderte Wonka. „Ein Pastoralplan dient nicht nur der Bestandsaufnahme, sondern auch der Beantwortung dieser Frage.“

Andernfalls sei die Gefahr groß, eine Gemeinde nur noch mit dem Blick auf „Systemerhalt“ zu gestalten. Der sei zum Beispiel bei der Forderung nach mehr Jugendarbeit sichtbar: „Geht es uns wirklich um die Jugendlichen? Oder um die Sorge, dass zu wenig Menschen für unsere Gruppen nachwachsen?“ Das dürfe kein Maßstab sein, betonte Wonka. So wirkten Gemeinden auch nicht attraktiv. Vielmehr müsse eine Gemeinde immer erst vom Menschen her denken.

 

Gute Beispiele bei Corona

 

Solche Ansätze habe man hervorragend beobachten können bei den Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie. Gemeinden hätten spontan Einkaufshilfen, telefonische Besuchsdienste oder andere Angebote für kranke und einsame Menschen organsiert.

„Da war sofort klar, wofür die Stadt die Christen braucht.“ Man dürfe also auch nicht übersehen, was überall schon an Neuem und Lebendigem vorhanden sei, sagte Wonka.

 

Lob für Öffnungspläne in Varel

 

Ausdrückliches Lob zollte Wonka Plänen der Gemeinde St. Bonifatius Varel, ihr Zentrum „Forum Alte Kirche“ möglicherweise für eine größere Öffentlichkeit zu öffnen. Der Gedanke etwa, das Gemeindezentrum zur angrenzenden Fußgängerzone hin zu öffnen und im Eingangsbereich Menschen zur Begegnung einzuladen, sei „zukunftsweisend“.

Die alte St. Bonifatius-Kirche von Varel diente bisher als Pfarrheim. Sie wurde jetzt zu dem modernen Gemeindezentrum „Forum Alte Kirche“ umgebaut. Sie war in den 1950-er Jahren zu klein geworden. Neben ihr wurde deshalb 1960 eine neue Kirche gebaut.

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