FERNSEHEN

Neu beim „Wort zum Sonntag“: Warum Johanna Vering gern Ställe ausmistet

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Johanna Vering spricht morgen zum ersten Mal das „Wort zum Sonntag“. Wie sie sich vorbereitet, was sie mitbringt, was sie prägt. Ein Porträt.

Für Johanna Vering ist an diesem Samstag nach den „Tagesthemen“ Premiere: Sie spricht zum ersten Mal das „Wort zum Sonntag“ in der ARD.

Nervös sei sie schon, sagt die 42-Jährige, doch die Vorfreude überwiege: „Wir haben so eine gute christliche Botschaft.“ Alle Menschen seien gut so, wie sie sind. Davon ist die Theologin überzeugt. Das möchte sie so vermitteln, dass die Leute es verstehen.

Schwarze Kleidung - aber nicht im Fernsehen

Das „Wort zum Sonntag“ verfolgen jede Woche rund 1,2 Millionen Menschen. Dass die nicht nur ihre Stimme hören, sondern sie auch sehen werden, ist eine Herausforderung für Vering. Passen ihre natürliche Gestik und Mimik zum Thema, dass sie ansprechen möchte?

Und: Was soll sie anziehen? Normalerweise trägt sie viel und gerne schwarz. Das könne man aber im Fernsehen nicht, sagt Vering. Das schlucke Licht, dann sehe sie blass aus. Sie hat sich schon ein bunteres Outfit für die Aufzeichnung überlegt.

Keine Angst vor Reaktionen

Ihr erstes „Wort zum Sonntag“ soll aus religiöser Perspektive einordnen, was gerade politisch und gesellschaftlich in der Welt geschieht. Dabei möchte Vering nicht den moralischen Zeigefinger erheben.

Vor Reaktionen habe sie keine Angst, sagt sie. Auch eine kritische Rückmeldung zeige, dass sie gehört werde und die Menschen sich mit ihren Worten auseinandersetzen.

Laut und witzig

Vering wurde „katholisch-christlich sozialisiert“, beschreibt sie, war Messdienerin und hat an kirchlichen Ferienlagern teilgenommen. Sie sei ein lautes, temperamentvolles Kind gewesen.

Auch ihre eigenen Kinder würden sie heute wohl als laut beschreiben, vermutet sie. Und würden zugleich auch sagen, dass ihre Mutter witzig sei. Vering und ihr Mann haben drei Kinder im Alter von drei, acht und zehn Jahren.

Traumberuf Radiomoderatorin

Nach dem Abitur habe sie sich intensiver mit ihrem Glauben auseinandersetzen wollen und deshalb in Freiburg Theologie studiert. 2008 machte sie ihr Diplom in Religionspädagogik, danach eine dreijährige Ausbildung zur Pastoralreferentin. Dort kam sie mit der Rundfunkverkündigung in Kontakt.

Vering produzierte im Hörfunkstudio einen eigenen Beitrag und fand Gefallen am Texten fürs Sprechen. Die Dozierenden sagten, sie würden auf erkennbare Talente zugehen: „Tatsächlich haben sie mich angesprochen. Das war für mich das Allergrößte“, sagt Vering. Als Kind habe sie immer gesagt, sie werde mal Radiomoderatorin. Nun habe sie über die Verkündigung den Weg ins Radio gefunden.

Johanna Vering kommt aus der Gemeindepastoral

Nach der Ausbildung arbeitete sie „mit ganzem Herzen“ in der Gemeindepastoral in Freiburg und im Odenwald. Die ersten beiden Kinder wurden geboren, sie ging jeweils in Elternzeit. Danach trat Vering eine Teilzeitstelle als Rundfunkbeauftragte im Erzbistum Freiburg an.

„Radio ist mein Medium“, sagt sie. Sie höre es auch selbst sehr viel. Das habe sich trotz Handy und Social Media nicht verändert.

Rundfunkbeauftragte in Münster

2019 zog Vering mit ihrer Familie zurück nach Langenberg bei Gütersloh - auf den Hof, auf dem sie aufgewachsen ist. Zunächst arbeitete sie ein Jahr lang als Schulseelsorgerin. Ihr drittes Kind wurde geboren, wieder Elternzeit. Seit letztem Sommer arbeitet sie in Teilzeit in der Stabsstelle Kommunikation im Bischöflichen Generalvikariat in Münster.

Dort ist sie für Rundfunkarbeit zuständig. Die Theologin organisiert die Verkündigungsarbeit von Autorinnen und Autoren aus dem Bistum Münster. Diese gestalten Sendungen im WDR, im Deutschlandfunk, im Privat- und Lokalradio.

Außerdem kümmert Vering sich um Gottesdienstübertragungen: „Radio live mitgestalten, das macht voll Bock.“ Das Rotlicht gehe an, alle seien „on air“, nachher löse sich die Anspannung.

Familie lebt auf dem Bauernhof

Neben Vering, ihrem Mann und den Kindern leben auf ihrem Hof Pferde, Schafe, Hunde und Katzen. Da sei immer etwas zu tun. Bei körperlicher Arbeit ohne Zeitdruck könne sie gut entspannen, erzählt die 42-Jährige. Dann mistet sie Ställe aus.

Außerdem hört sie gern Musik, bei der sie mitsingen und zu der sie tanzen kann. Oder Vering liest. Am liebsten Zeitung.

Sie hat auch ein Lieblingskinderbuch, das sie in der Adventszeit gerne mit ihren Kindern liest. Es heißt „Der allerkleinste Tannenbaum“ und handelt von einem Baum, der zu klein für das Weihnachtsfest ist. Doch das Jesuskind tröstet den Baum und versichert ihm, dass er genau richtig sei, wie er ist.

Johanna Verings Lieblingsbibelstelle

Das passt zu ihrer Lieblingsstelle in der Bibel. Dort begegnet Jesus dem Zöllner Zachäus und sagt: „Ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein“ (Lk 19,5). Zachäus nimmt Jesus daraufhin bei sich auf.

Vering sieht darin Bodenständigkeit, den Wert der Gastlichkeit - und eine feste Zusage Jesu: Obwohl Zachäus als Zöllner von vielen Menschen verachtet wird, will Jesus bei ihm zu Gast sein.

Es drücke den Aspekt der biblischen Botschaft aus, den die Theologin so wichtig findet: Du bist gut, wie du bist. Das sei keine Weichspülerei, ist Vering wichtig: „Die christliche Botschaft hat auch Zunder und will etwas von mir.“

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