Update: Strafanzeigen gegen Ex-DBK-Vorsitzenden

ZdK-Chefin Stetter-Karp: Zollitsch ist ein Heuchler

  • ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp hat sich vom ehemaligen DBK-Vorsitzenden Robert Zollitsch distanziert.
  • Stetter-Karp nannte den ehemaligen Freiburger Erzbischof einen Heuchler.
  • Gleichzeitig übte sie selbst Kritik am Verhalten des Katholikenkomitees.

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Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, hat sich scharf vom früheren Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, distanziert. Zugleich forderte sie am Dienstag im Deutschlandfunk den Bundestag auf, eine Wahrheitskommission zu gründen und rechtliche Standards für eine Aufarbeitung von Missbrauch in allen Teilen der Gesellschaft festzulegen. Weder die Kirchen noch andere Institutionen dürften künftig die Möglichkeit haben, eine Aufarbeitung von Missbrauch zu unterlaufen.

Stetter-Karp sagte, der frühere Freiburger Erzbischof Zollitsch sei ein Heuchler, der bei der Aufarbeitung von Missbrauch das Kirchenrecht komplett ignoriert, die Öffentlichkeit belogen und Missbrauchstäter geschützt habe. Den von Zollitsch 2010 nach der Aufdeckung des Skandals organisierten Gesprächsprozess in der Kirche bezeichnete sie als Ablenkungsmanöver, mit dem die Probleme verkleistert werden sollten.

Stetter-Karp übt auch Selbstkritik

Dass führende Bischöfe wie Zollitsch oder der Mainzer Kardinal Karl Lehmann Aufklärung systematisch verhindert hätten, habe sie nicht durchschaut, sagte die ZdK-Präsidentin. Stetter-Karp räumte zugleich ein, dass auch das Katholikenkomitee zu lange gebraucht habe, um auf Betroffene von Missbrauch zuzugehen. Mittlerweile gebe es aber eine gute Zusammenarbeit.

Der Mehrheit der katholischen Bischöfe in Deutschland bescheinigte die ZdK-Präsidentin, sie hätten verstanden, dass die im Synodalen Weg seit 2019 diskutierten Reformen der katholischen Kirche weiter gehen müssten. Es sei klar, dass das gegenwärtige Machtsystem der Kirche ein Ende haben müsse. „Wer sich der notwendigen strukturellen und inhaltlichen Erneuerung der Kirche verweigert, verweigert nicht zuletzt Katholikinnen und Katholiken ihre Heimat.“

Update: Strafanzeigen gegen Zollitsch
Nach der Veröffentlichung des Freiburger Missbrauchsberichts haben fünf Privatpersonen Anzeige gegen den früheren Bischofskonferenz-Vorsitzenden und Erzbischof Robert Zollitsch (84) gestellt. Dies teilte die Staatsanwaltschaft Freiburg am Dienstag auf Anfrage mit. Die Behörde ließ offen, ob darunter auch Strafanzeigen von Missbrauchsopfern sind. Untersucht werde der Vorwurf der Strafvereitelung. Zugleich prüfe man, ob sich aus dem am 18. April veröffentlichten Missbrauchsbericht neue Hinweise auf mögliche Straftaten ergäben. (KNA)

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