Anzeige
„Wir begrüßen und unterstützen den Synodalen Weg, seine Themen und seine Zielsetzungen mit Nachdruck. Wir halten das damit verknüpfte Anliegen einer grundlegenden Reform der Kirche in Deutschland für dringend notwendig, ja für existenziell.“ Das haben zehn Generalvikare deutscher (Erz)-Bistümer, darunter Klaus Winterkamp als Generalvikar des Bistums Münster, jetzt in einem Schreiben an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und den Präsidenten des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, betont.
Die zehn Generalvikare hatten sich im Rahmen einer regelmäßig stattfindenden kollegialen Beratung mit der derzeitigen Situation ihrer Bistümer und der Kirche in Deutschland befasst. Dabei war sich die Gruppe einig, dass der synodale Weg von entscheidender Bedeutung für die Zukunft der deutschen Kirche werden kann. Aus diesem Grund entschlossen sie sich zu einem ausdrücklichen Signal der Unterstützung an Kardinal Marx und Sternberg. Das berichtet die bischöfliche Pressestelle in Münster.
Verlust von Glaubwürdigkeit
In dem Schreiben äußern die Generalvikare die Auffassung, dass die katholische Kirche durch vielfaches, eigenes Verschulden an Glaubwürdigkeit verliere: „Im ‚Weiter so‘-Modus werden wir unserem Auftrag nicht mehr gerecht werden können.“ Stattdessen äußern die Generalvikare die Überzeugung, dass „uns Gottes Wille zu deutlichen Schritten der Veränderung“ ermutige. Dabei sei es wichtig, über notwendige Veränderungen angstfrei nachzudenken. Wörtlich heißt es in dem Schreiben weiter: „Unsere Erfahrung ermutigt uns in dem Vertrauen, dass Gottes Geist größer und weiter ist als das je eigene Denken und die je eigene Perspektive.
Darum appellieren wir an alle Mitwirkenden und Beteiligten des Synodalen Weges, aber auch an alle verantwortlichen und engagierten Gläubigen in unserer Kirche, das Wirken des Geistes nicht voreilig einzugrenzen.“ Die Generalvikare hoffen auf einen ehrlichen und offenen Dialog, der von gegenseitigem Vertrauen und Respekt sowie der Bereitschaft zum gegenseitigen Verstehen geprägt sein sollte: „Wir bitten darum, auf gegenseitige Unterstellungen oder gar den Vorwurf mangelnder ‚Rechtgläubigkeit‘ zu verzichten.“ Wichtig sei die Haltung, voneinander und miteinander zu lernen und in dieser Haltung offen über die aktuellen Entwicklungen zu sprechen. „Indem wir die Realität anerkennen und indem wir die Möglichkeiten und Grenzen, diese Wirklichkeit zu verändern, im Glauben an Gottes Wirken mutig und demütig nutzen, werden wir die verlorene Glaubwürdigkeit zurückgewinnen“, heißt es in dem Brief.
Generalvikare wünschen sich Pluralität
Die Generalvikare machen deutlich, dass sie sich eine Kirche wünschen, in der Pluralität und Diversität gewünscht und erlaubt seien. Nur eine offene und Vielfalt zulassende Kirche habe eine Chance, in der Gesellschaft wirksam präsent bleiben zu können. Daher hoffen sie am Ende des Synodalen Wegs auf „verbindliche Entscheidungen, die von allen mitgetragen werden und neue Spielräume für unsere Kirche eröffnen.“
Der Brief ist von den Generalvikaren aus Trier, Münster, Berlin, Essen, Hamburg, Hildesheim, Limburg, Magdeburg, Osnabrück und Speyer unterzeichnet. Sie treffen sich den Angaben zufolge regelmäßig in dieser Gruppe zu einem kollegialen Austausch. Zuletzt ging es dabei um die Lage und Herausforderungen der Kirche in Deutschland. Bundesweit gibt es insgesamt 27 Bistümer, die jeweils einen Generalvikar als Verwaltungsleiter haben.