Helfer müssen Rettung von Flüchtlingen aus dem Mittelmeer aussetzen

Zekorn: Abschottung Europas „menschenverachtend und unchristlich“

Als „menschenverachtend und unchristlich“ prangert Weihbischof Stefan Zekorn aus Münster die Abschottung Europas gegen Flüchtlinge an, die über das Mittelmeer fliehen. Er äußert sich, da viele Seenotretter ihre Hilfe aussetzen müssen.

Anzeige

Als „menschenverachtend und unchristlich“ prangert Weihbischof Stefan Zekorn aus Münster die neuerliche Abschottung Europas gegen Flüchtlinge an, die über das Mittelmeer fliehen wollen. Die EU schotte sich auf eine Weise ab, „die Menschen das Leben kostet“, sagte Zekorn nach Angaben der Bischöflichen Pressestelle angesichts ertrinkender Flüchtlinge.

Der Weltkirche-Beauftragte im Bistum Münster äußerte sich, da sich immer mehr private Organisationen gezwungen sehen, die Rettung von Flüchtlingen aus dem Mittelmeer auszusetzen. Darunter ist die Initiative „Migrant Offshore Aid Station“ (MOAS), die auch vom Bistum Münster finanziell unterstützt worden war.

 

„Schlag ins Gesicht“ der Helfer – „Armutszeugnis“ für Europa

 

Weihbischof Zekorn
Weihbischof Stefan Zekorn. | Foto: pbm

Die Initiativen könnten nicht mehr garantieren, aus dem Meer gerettete Flüchtlinge nach Europa bringen zu können, so Zekorn. Vielmehr seien die Helfer gezwungen, die Menschen zum Beispiel nach Libyen zurückzubringen. Es gebe Schilderungen „von schrecklichem Missbrauch, Gewalt, Folter, Entführung und Erpressung in den dortigen Lagern“, sagte der Weihbischof.

Die Abschottung Europas sei „ein Schlag ins Gesicht eines großartigen freiwilligen Engagements“ privater Seenotretter und „ein Armutszeugnis der europäischen Politik“, so Zekorn. Europa verschließe die Augen vor dem Leid der Flüchtlinge, die schlicht auf ein menschenwürdiges Leben hofften.

 

„Wer rettet künftig Menschen aus dem Mittelmeer?“

 

Es sei „scheinheilig und zynisch“, zu glauben, die Not der Flüchtlinge sei behoben, nur weil sie „nicht mehr an unseren Grenzen stehen“. Wenn die europäische Politik „derart versagt“, dann brauche es umso mehr Initiativen wie MOAS, betonte der Weihbischof. „Wer rettet künftig die Menschen aus dem Mittelmeer?“, fragte er.

MOAS-Gründerin Regina Catrambone griff unterdessen die italienischen Grenzbehörden an. Sie forderten, Flüchtlinge zur Umkehr zu zwingen und an die libysche Küstenwache zu übergeben. Bis vor kurzem habe man gewusst, dass man die Flüchtlinge an einen sicheren Ort bringe. „Das ist jetzt nicht mehr so“, sagte Catrambone dem Internetportal „katholisch.de“ angesichts berichteter Gewalttaten in den Lagern. MOAS hat nach eigenen Angaben seit 2014 etwa 40.000 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet.

Anzeige