In Bildung in Afrika und Nahem Osten investieren

Zekorn: „Wir brauchen mehr Wissen“

Der Münsteraner Weihbischof Stefan Zekorn hat die katholische Kirche sowie staatliche Institutionen aufgefordert, mehr in die Bildung der Länder Afrikas sowie des Nahen und Mittleren Ostens zu investieren.

Anzeige

Der Münsteraner Weihbischof Stefan Zekorn hat die katholische Kirche sowie staatliche Institutionen aufgefordert, mehr in die Bildung der Länder Afrikas sowie des Nahen und Mittleren Ostens zu investieren. „Wenn wir die Bildung Staaten wie Saudi-Arabien oder Katar überlassen, werden wir die Folgen tragen müssen“, sagte der Weihbischof am Freitagabend (30.09.2016) in Münster. Darüber hinaus sei aber auch konkrete Hilfe gefordert, denn zerstörte Kirchen dürften nicht zerstört bleiben.

Bei der Veranstaltung, die in Kooperation mit der Missio-Diözesanstelle im Bistum Münster sowie dem Referat „Katholiken anderer Muttersprachen“ im Bischöflichen Generalvikariat stattfand, hob der Weihbischof hervor, das Problem der Christenverfolgung sei nie größer gewesen als heute. Es müsse aber differenziert betrachtet werden. Auf der arabischen Halbinsel gebe es keine Freiheit der Glaubenswahl, in Saudi-Arabien sei sogar die Ausübung jeder Religion außer dem Islam verboten. Dennoch gebe es dort zwei Millionen Katholiken und noch viel mehr Christen, zumeist Gastarbeiter.

In Mauretanien, wo nur 5.000 Katholiken lebten, sei die katholische Kirche wegen ihrer Caritas-Arbeit sehr anerkannt. "Dort kann man erleben, was es heißt, einen Glauben im Verborgenen zu leben, zwar nicht in ständiger Angst, aber ohne darüber sprechen zu können.

 

Andere zum Engagement motivieren

 

Zekorn verwies darauf, dass etwa in Ghana, wo 60 Prozent der Bevölkerung muslimisch seien, Stiftungen aus Saudi-Arabien große Moscheen bauten und versuchten, dem Land besonders rechtgläubige Imame aufzudrücken. „Vor allem aber werden jedes Jahr 5.000 junge Männer aus Ghana zu einem Jahresaufenthalt nach Saudi-Arabien geschickt, während wir in Ghana nur 100 Stipendiaten haben“, gab Zekorn zu bedenken. Im Niger, wo die Christen lange friedlich mit den Muslimen zusammengelebt hätten, seien im Januar 2015 in 40 Orten Kirchen sowie Schulen und Häuser von Christen angezündet worden - offenbar unter dem Einfluss von in Saudi-Arabien geschulten Imamen. „Bei uns muss sich die Diskussion über diese Länder ändern“, mahnte der Weihbischof. „Wir brauchen mehr Wissen und müssen andere zum Engagement motivieren.“

 

Pöner: Konkrete Hilfe bei der Infrastruktur

 

Ulrich Pöner, Leiter des Bereichs Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, hatte zuvor darauf hingewiesen, dass Christen die am stärksten bedrängte Religionsgemeinschaft seien. Sie würden derzeit in 108 von 198 Ländern der Erde verfolgt. Dabei müsse man zwischen staatlicher Repression und sozialen Anfeindungen unterscheiden. „Unser Einsatz für bedrängte Christen beruht auf dem Recht auf Religionsfreiheit, das in der allgemeinen Erklärung für Menschenrechte verankert ist“, unterstrich Pöner. „Es ist kein partikulares Interesse einer Gruppe.“

Der Experte empfahl, mit den Kirchen im Mittleren Osten direkt zu kommunizieren und ihnen konkrete Hilfe, vor allem beim Erhalt der Infrastruktur, zu leisten. „Wir müssen ihre Stimme sein und ständige Gebetsinitiativen für sie wach halten“, forderte Pöner.

 

„Integration braucht offene Herzen“

 

Miled Abboud, Pfarrer der arabischsprachigen Gemeinde in Münster, zu der etwa 300 Katholiken aus Ländern wie dem Libanon, Irak, Syrien und Ägypten zählen, warb um Verständnis und Offenheit gegenüber den nach Deutschland zugewanderten Muslimen. „Integration braucht offene Herzen“, betonte der maronitische Priester.

Antoine Cappucci, Medizinstudent aus dem syrischen Aleppo, stimmte zu: „Staat und Bevölkerung in Deutschland haben christlich gehandelt, als sie die vielen Flüchtlinge aufnahmen, auch wenn sie es nicht immer so genannt haben.“ Viele unter den hier lebenden Christen aus dem Mittleren Osten hätten aber auch Ängste und Sorgen, weil Muslime eine andere Mentalität und häufiger Vorurteile gegenüber Christen hätten. „Ich glaube aber, dass wir sie gewinnen und integrieren können“, gab Cappucci sich optimistisch.

Anzeige