Jesuit hat große Erwartungen an das Treffen im Vatikan

Zollner: Anti-Missbrauchsgipfel soll Lawine auslösen

Der Jesuit Hans Zollner, Leiter des Kinderschutzzentrums an der Päpstlichen Universität Gregoriana, erwartet, dass der Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan „eine Lawine auslöst, die man nicht mehr stoppen kann“.

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Der Jesuit Hans Zollner erwartet, dass der Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan kommende Woche „eine Lawine auslöst, die man nicht mehr stoppen kann“. „Was in Rom verhandelt wird, wird seinen Weg in die Ortskirchen finden“, sagte der Leiter des Kinderschutzzentrums an der Päpstlichen Universität Gregoriana am Samstag der „Süddeutschen Zeitung“. „Der Schutz vor Missbrauch, die Aufarbeitung des Missbrauchs ist für die Kirche existenziell.“

Zollner räumte zugleich ein, dass es weltweit in der Kirche große Unterschiede beim Problembewusstsein und beim Stellenwert des Themas gebe. Es bestünden ganz unterschiedliche Erfahrungen und Traditionen, etwa im Umgang mit Sexualität, bei den Erfahrungen von täglicher Gewalt oder bei der Rolle der Priester. „Wir dürfen nicht einfach unsere Maßstäbe allen überstülpen“, betonte der Jesuit. „Es muss aber auch klar sein, dass es keine Toleranz gegenüber Missbrauch geben darf.“

 

Es gibt Handlungsspielraum

 

Zollner sieht ausreichend Handlungsspielraum. Das Kirchenrecht gelte überall. Deshalb müssten alle Verantwortungsträger der Kirche zu einem gemeinsamen Vorgehen verpflichtet werden: „Wir wollen uns der Verantwortung stellen, wir wollen auf die Opfer zugehen, wir wollen tun, was getan werden kann, damit Kinder und Jugendliche so sicher wie möglich sind.“ Eines der Ziele des Treffens sei es, Task Forces zu bilden, die dort eingesetzt werden, wo Hilfe nötig ist.

Mit Blick auf Studien zu sexualisierter Gewalt in der Kirche sagte Zollner, es würden Muster sichtbar: „Die Überhöhung der Rolle des Priesters zum Beispiel, wo die Person völlig hinter dem Amt verschwindet.“ Auch das Durchschnittsalter der Beschuldigten lasse Schlüsse zu: „Es liegt bei etwa 39 Jahren. Sie sind zehn, 15 Jahre im Amt, bevor sie ihre Taten begehen. Das heißt, die Taten haben meist nicht mit fixierter Pädophilie zu tun, sondern mit Überforderung, Frustration, Einsamkeit, Selbstüberschätzung.“

 

Neues Denken in der Priesterausbildung angemahnt

 

Dafür den Zölibat verantwortlich zu machen, sieht Zollner als zu einfach an. Dennoch müsse die Kirche neu über die Vorbereitung von Priesteramtskandidaten auf ein zölibatäres Leben und einen reifen Umgang mit Sexualität nachdenken. Der Jesuit wies zugleich die These von einem Zusammenhang von Missbrauch und Homosexualität zurück. „Es gibt ja die irrige Vorstellung, man müsste nur alle schwulen Priester aus der Kirche entfernen, und es gäbe keinen Missbrauch mehr“, sagte er. „Aber die Frage, wie wir generell über Sexualität sprechen, sie bewerten, mit ihr umgehen, müssen wir uns schon neu stellen - nicht nur im Zusammenhang mit dem Missbrauch. Da kommen wir an einen Lebensnerv.“

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