Zukunft des Standortes laut Ordensleitung ungewiss

Zu groß geworden: Kapuzinerkloster in Münster braucht neues Konzept

  • Das Kapuzinerkloster in Münster steht auf dem Prüfstand, weil es personell und finanziell nicht mehr zu halten ist.
  • Ein Verkauf des Klosters kommt für den Guardian der Gemeinschaft aber nicht infrage.
  • Vielmehr soll ein Nutzungskonzept entstehen, das zum Hintergrund eines Klosters passt.

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„Wir wollen auf keinen Fall verkaufen!“ Guardian Bruder Bernd von den Kapuzinern in Münster sagt deutlich, worum es ihm geht, wenn er auf die Zukunft des Klosters unter seiner Leitung angesprochen wird. Denn die Spekulationen haben seit dem Provinzkapitel Mitte Juni neue Nahrung bekommen. Dort wurde festgelegt, dass das Kloster im Baden-Württembergischen Stühlingen geschlossen wird. Vier weitere Standorte in der Kapuziner-Provinz stehen auf dem Prüfstand, darunter auch der in Münster.

Das alles kommt nicht überraschend, denn die Entwicklung der Ordensgemeinschaft ist seit vielen Jahren abzusehen: Immer weniger Nachwuchs verursacht ein immer höheres Durchschnittsalter. Die Notwendigkeit für ein neues Konzept liegt jetzt aber noch einmal mit aller Deutlichkeit auf dem Tisch: „Bis zum nächsten Jahr müssen wir etwas Tragfähiges entwickelt haben.“

Anpassung an personelle und finanzielle Situation

Tragfähig heißt, die Infrastruktur personell und finanziell anzupassen. „Denn so, wie es läuft, können wir es nicht mehr stemmen“, sagt Bruder Bernd. Die Fakten sprechen für sich. Das Gebäude auf dem riesigen Areal in Innenstadtnähe hat 48 Zimmer. Nur noch die Hälfte ist von Mitbrüdern belegt. Hinzu kommen viele zum Teil große Räume für unterschiedliche Nutzen, ein großer Garten- und Parkbereich sowie weitere Gebäude mit Tagungs- und Büroräumen. „Dieses Kleid ist zu groß für uns geworden.“

Der 54-jährige Guardian erklärt das mit dem großen Aufwand, das alles in Stand zu halten und zu verwalten. „Dafür geht viel an Arbeitskapazität drauf – Zeit, die uns Kapuzinern fehlt, um in unseren Berufen Geld für die Gemeinschaft zu verdienen.“ Deshalb soll es darum gehen, den Bereich vom Klostergebäude, das von den Kapuzinern genutzt wird, zu verkleinern. „Damit würde wieder Kapazität für Seelsorge, Spiritualität und Beruf frei werden.“

Nutzung soll zum Kloster in Münster passen

Für diese Idee steht man schon mit einigen Interessenten in Kontakt, sagt Bruder Bernd. Wer genau die spezielle Infrastruktur eines Klosters nutzen könnte, möchte er allerdings noch nicht verraten. „Da möchte ich keine Begehrlichkeit wecken.“ Doch die Richtung ist für ihn klar: „Es sollte zur Kulisse des Konvents passen, also keine Luxuswohnungen geplant werden, sondern eher für die Wohnraum bieten, die ihn sich in Münster sonst nicht leisten können.“

Nach außen überraschen diese Pläne dennoch. Gilt das Kapuzinerkloster in Münster mit seinen 24 Brüdern, von denen immerhin die Hälfte unter 60 Jahren ist, doch als noch relativ gut aufgestellt. „Ja, es ist noch sehr lebendig hier“, sagt Bruder Bernd. Soziale Angebote für Obdachlose und Migranten, Gästezimmer für Kurzaufenthalte, das Spiritualität-Zentrum der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Münster „Iunctus“ und viele weitere seelsorgliche und kulturelle Angebot auf dem Gelände sind Indizien dafür. „Das muss aber auch alles werden“, sagt der Guardian. „Die Nutzung liegt immer noch zu 100 Prozent bei uns.“ Und damit auch die Organisationsverantwortung, die von weniger werdenden Ordensmännern nicht mehr übernommen werden kann.

Kapuziner wollen in der Fläche präsent bleiben

Warum aber werden nicht kleinere Konvente geschlossen, um die dortigen Brüder zum Erhalt in die größeren Klöster zu holen? „Der Aufwand, die kleinen Häuser zu erhalten, ist verhältnismäßig klein“, sagt Bruder Bernd. „Außerdem würden wir aus der Fläche verschwinden, wenn wir uns auf wenige Zentren konzentrieren würden.“ Die Größe von Gemeinschaften mit vier bis fünf Mitbrüdern stünde zudem in der franziskanischen Tradition kleinerer Einrichtungen und vergrößere die Kontaktfläche zu den Menschen.

Im münsterschen Kapuzinerkloster ist man sich der schwierigen Aufgabe bewusst, die nun bewältigt werden muss. „Hier herrscht aber keine Untergangsstimmung“, sagt Bruder Bernd. Er betont die Offenheit, mit der sie an die Herausforderung herangehen. „Sicher, es muss Veränderungen geben – und die können von Teilumnutzungen bis zum Auszug der Gemeinschaft reichen.“ Ein Verkauf des gesamten Komplexes steht aber nicht zur Debatte. Das betont er noch einmal ausdrücklich.

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