Historiker Norbert Köster nennt zwei Beispiele

Zukunft des Bistums Münster: Blick in die Kirchengeschichte macht Mut

  • Der Blick in die Geschichte kann Hoffnung geben, dass das Bistum Münster eine Zukunft hat.
  • Dies erklärte Kirchenhistoriker Norbert Köster anhand von zwei Beispielen vom Niederrhein und aus Cappenberg.
  • Zum Abschluss der Geistlichen Themenabende findet am 13. April die Düstere Mette im Dom in Münster statt.

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Mit dem Blick auf zwei Ereignisse in der Kirchengeschichte hat der Kirchenhistoriker Norbert Köster die Hoffnung geäußert, dass die Kirche auch im Bistum Münster eine Zukunft hat. Zum Thema „Neues und Altes hervorholen. Mit Schätzen der Kirchengeschichte auf dem Weg“ sprach er als Referent des Geistlichen Themenabends im Dom in Münster. Da er derzeit in Quarantäne ist, wurde sein Impuls per Videoschalte auf eine große Leinwand projiziert, berichtet die Bischöfliche Pressestelle.

Als Grundlage dienten Köster Gleichnisse aus dem zuvor verlesenen Matthäusevangelium (Mt. 13, 1-2. 24-52). „Schon Matthäus fragte sich, ob die Gemeinde, an die er sich mit dem Evangelium richtet, zum Aufbruch fähig ist und Zukunft hat“, erklärte er. Die Gleichnisse würden zeigen, dass das Gute sich ausbreitet und es am Ende die Aufgabe Gottes ist, Gut und Böse zu trennen. Als ein Beispiel für Menschen aus dem Bistum Münster, die aus eigenem Antrieb etwas Gutes bewirkt haben, nannte er Mechel und Hendrick Busmann aus Kevelaer, die 1641 eine Kapelle bauten und so die Grundlage für die Wallfahrt nach Kevelaer schufen. „Es war die Zeit des Dreißigjährigen Krieges“, erinnerte Köster, „dieser Krieg war so grausam, wie wir es in diesen Tagen in der Ukraine sehen.“

Kirchenverständnis ändert sich fundamental

Dennoch sei Busmann, gegen jede Vernunft, seinem Impuls gefolgt und habe aufgrund einer inneren Stimme eine Kapelle für ein kleines Gnadenbild gebaut. „Mechel und Hendrick Busmann haben das als ihre Aufgabe begriffen, sie haben ihren Alltag mit der Welt der Heiligen und des Himmels in Verbindung gebracht“, erklärte Köster. Kirche seien in ihrem Verständnis Jesus, Maria, die Heiligen und diejenigen gewesen, die zu ihnen kommen wollen. „Für die Busmanns ist der Bildstock ihr direkter Weg.“ Es sei ein kleines Weizenkorn, aus dem etwas Großes gewachsen sei, betonte der Historiker.

Dieses Kirchenverständnis sei bis in das 19. Jahrhundert sehr lebendig gewesen, bevor es sich fundamental veränderte. „Es entstand eine Unterscheidung zwischen ,wahrer‘ und ,falscher‘ Kirche, man schaute, wer die Normen erfüllte und wer nach dem eigenen Verständnis dazugehörte und wer nicht“, erklärte Köster. „Im Laufe der Zeit wurden ein ,Innen‘ und ,Außen‘ geschaffen, die zu einer veränderten Wahrnehmung geführt haben. Dabei finden auch heute noch Aufbrüche statt, wo Menschen ihren inneren Impulsen folgen. Aber wir schauen stark, ob das zur Kirche gehört oder nicht. Wir sind heute gelähmt, weil wir viele Aufbrüche nicht wahrnehmen, weil wir sagen, dass sie nicht zu uns gehören.“

Klostergründung in Cappenberg

Anschließend ging Köster auf die Geschichte von Gottfried von Cappenberg ein, der als reicher Ritter im 11. Jahrhundert, mitten im Investiturstreit, all seine Güter verkaufte und ein Kloster gründete, das er Norbert von Xanten übergab. „Er wollte in einer Zeit der Fehden einen Ort des Friedens schaffen, der sich dafür einsetzt, dass alle Fehden beendet werden“, sagte Köster. Von Cappenberg sei einem inneren Impuls gefolgt, „und auch heute noch gibt es Menschen, die alles aufgeben, um sich für den Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen.“

In den vergangenen 1200 Jahren habe es unzählige dieser Menschen gegeben und es lohne sich, ihre Geschichten hervorzuholen. „Mutig sein und Neues wagen geht, wenn wir unseren inneren Impulsen folgen und das mit dem Himmel in Verbindung bringen. Manchmal sind die Wege verschlungen und wir sehen sie gar nicht innerhalb der Kirche.“ Es gelte für die Kirche, vieles neu zu begreifen, was um sie herum geschieht. Die Sicht auf die Zukunft sei bestimmt vom Blick auf die Geschichte, die ein Blick in die Weite sein könne, schloss er seinen Vortrag.

Düstere Mette am 13. April

Die Geistlichen Themenabende finden jeden Mittwochabend in der Fastenzeit statt. Sie stehen in diesem Jahr unter dem gemeinsamen Motto „Mutig sein und Neues wagen – Aufbrüche in der katholischen Kirche“. Den Abschluss der Reihe bildet traditionell die „Düstere Mette“, die am 13. April stattfindet.

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