Münsters Bischof Felix Genn und Kardinal Reinhard Marx gratulieren

Zum 50. Weihejubiläum: Wie Papst Franziskus Priester wurde

Der 21. September 1953 sollte die Zukunft von Jorge Mario Bergoglio entscheiden. Ohne diesen Tag hätte es seine Priesterweihe am 13. Dezember 1969, also vor 50 Jahren, nie gegeben.

Anzeige

Der 21. September 1953 sollte die Zukunft von Jorge Mario Bergoglio entscheiden. Jorge wollte mit seinen Freunden in Buenos Aires den „Tag des Studenten“ feiern. Er begann den Tag mit einem Besuch in der Kirche San José. Dort traf er einen Priester, den er nie zuvor gesehen hatte.

Pater Duarte beeindruckte den fast 17-Jährigen mit der tiefen Spiritualität, die er ausstrahlte. Jorge entschloss sich, bei ihm zu beichten. Dieses Gespräch habe ihm seine geistliche Berufung zu erkennen gegeben, berichtete Bergoglio später.

 

Ein Beichtgespräch verändert das Leben

 

„In dieser Beichte ist mir etwas Seltsames passiert. Ich weiß nicht, was es war, aber es hat mein Leben verändert“, erinnert er sich. „Es war die Überraschung, das maßlose Erstaunen über eine wirkliche Begegnung. Ich merkte, dass ich erwartet wurde“, erzählt er im Interviewband „Papst Franziskus – Mein Leben, mein Weg“.

Das Treffen mit Freunden, die Feier zum Studententag, all das zählte nicht mehr: Bergoglio kehrte nach Hause zurück mit dem Ziel, Priester zu werden. Er beendet die Schule und eine Ausbildung zum Chemietechniker und tritt 1958 in den Jesuitenorden ein.

 

Den Menschen nah – auch an den Rändern

 

Am 13. Dezember 1969, kurz vor seinem 33. Geburtstag und 16 Jahre nach seinem Berufungserlebnis, wird Jorge Mario Bergoglio in Buenos Aires geweiht. Priester zu sein bedeutet für ihn von Beginn an, nah bei Gott und den Menschen zu sein. Auch als Erzbischof von Buenos Aires geht er später wie ein einfacher Straßenpriester in die Armenviertel.

Am 13. März 2013 wird Kardinal Bergoglio zum Papst gewählt. An seinem Blick aufs Priesteramt ändert das nichts. An die Ränder zu gehen, rät er den Christen – und tut es selbst. 2019 besuchte er etwa als erstes katholisches Kirchenoberhaupt die Arabische Halbinsel.

 

„Dienen, nicht bedient werden“

 

„Wir Kleriker sind in Gefahr, der Versuchung zu erliegen, Verwalter und nicht Hirten zu sein“, sagte er schon als Kardinal. Ähnlich klingt eine Predigt von Papst Franziskus zu einer Priesterweihe 2019: „Habt immer das Beispiel des Guten Hirten vor Augen, der nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und das zu suchen und zu retten, was verloren war“, gibt er Neupriestern mit auf den Weg. Ebenso betont er die Bedeutung der Beichte und steht auch als Papst hin und wieder als Beichtvater zur Verfügung.

Franziskus ist Papst, aber vor allem ist er Priester. An all seine „Mitbrüder im Priesteramt“ richtete er in diesem Sommer einen ausführlichen Brief, in dem er unter dem Stichwort „Schmerz“ auch auf den Skandal des sexuellen Missbrauchs in der Kirche eingeht: „In jüngster Zeit konnten wir den oft stillen oder zum Schweigen gebrachten Schrei unserer Brüder und Schwestern deutlicher vernehmen, die Opfer von Macht-, Gewissens- oder sexuellem Missbrauch durch geweihte Amtsträger wurden“, heißt es dort.

Wie Papst Franziskus sein Goldenes Priesterjubiläum begeht, dazu gibt es aus dem Vatikan keine Angaben. Vielleicht erinnert er sich an den 21. September seiner Berufung. Sehr wahrscheinlich wird Franziskus darum bitten, für ihn zu beten.

Münsters Bischof Felix Genn schreibt dem Papst zu dessen Priesterjubiläum, er sei sehr dankbar für den „Dienst der Einheit“ und die „kluge Pastoral“ des Jubilars. Aus dem Geist des heiligen Ignatius, des Gründers des Jesuitenordens, mahne Papst Franziskus immer wieder „zum Hören, Unterscheiden und zum Wählen dessen, was der Herr uns durch seinen Geist zeigt“. Genn wünscht dem Papst noch für viele Jahre „Segen in Gesundheit, Kraft, Zuversicht und tiefem inneren Frieden“.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, schreibt dem Papst: „Ihre Hirtensorge gilt allen Menschen, denen Sie das Evangelium verkünden wollen. Ihr unerschrockener Einsatz für den Herrn und Ihr demütiger Dienst als Bischof von Rom sind uns Vorbild und Ansporn.“ Marx dankt für das priesterliche und bischöfliche Zeugnis des Papstes. Es sei getragen „vom Wunsch nach Barmherzigkeit und der Verkündigung des Evangeliums bis an die Grenzen der Erde“. (jjo, pbm, pd)

Anzeige