Themenwoche „Was ist uns heilig?“ (3) - aus Marl

Zur Fastenzeit: Was ist Ihnen heilig, Frau Ries?

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Das Misereor-Hungertuch 2023 von Emeka Udemba steht unter dem Thema „Was ist uns heilig?“. Es bietet viele Interpretationsmöglichkeiten und vermittelt verschiedene Botschaften. „Kirche-und-Leben.de“ hat Beatrix Ries gefragt, was ihr „heilig“ im Leben ist. Ries engagiert sich in der Christlich-islamisch-jüdischen Arbeitsgemeinschaft in Marl und in der Flüchtlingshilfe der Pfarrei Heilige Edith Stein. Die frühere Lehrerin erzählt von ihrer Hoffnung auf eine unversehrte Schöpfung und eine gerechte Welt sowie von ihrem Gottesglauben.

Zunächst stelle ich mir die Frage: Was ist mir wichtig – nicht nur wichtig, sondern über alles andere wichtig? Es schreit aus mir heraus: Gerechtigkeit für alle Menschen, Gerechtigkeit für die Kinder dieser Erde, für ihre Gesundheit und ihre Bildung, Gerechtigkeit für uns Menschen, wenn wir alt sind, Gesundheit und Pflege, Gerechtigkeit, für uns alle, ob Mann, ob Frau, ob queer, gleiche Chancen in Beruf und Gesellschaft!

Und natürlich ist es die Freiheit. „Sie ist das Einzige, was zählt“, wie Marius Müller-Westernhagen in einem Lied immer wieder zu hören ist.

Gesunde Erde ist notwendig

Und ebenfalls immens wichtig ist die Bewahrung unserer Lebensgrundlagen. Ohne sie können wir auf unserem Planeten nicht leben. Ich bin ein Mensch! Ohne eine gesunde Erde kann ich nicht leben. Auf ihr wächst das, was ich zum Leben benötige. Ohne gesunde Pflanzen kann ich nicht leben. Sie geben mir Nahrung. Ohne gesunde Tiere kann ich nicht leben. Sie befruchten unsere Pflanzen und geben uns Nahrung.

Was ist mir so immens wichtig, dass ich es von diesem Lebensnotwendigen abgrenze? Was ist mir also heilig? Vergängliches? Mein Poesiealbum aus Kindheitstagen? Mein Tagebuch? Meine Fotoalben mit Bildern meiner Familie und Freunde? Mein Ehering?

Vergängliches und Unvergängliches

Was ist für mich unvergänglich? Ist das alles, was ich bei einer Zerstörung, bei einer Flucht nicht mit mir tragen kann? Das, was ich gelernt habe, ist das unvergänglich? Mein Wissen? Und was ist dann bei einer drohenden Demenz? Bei Alzheimer? Und wenn ich mich nicht mehr mitteilen kann? 

Was ist mir dann heilig? Nach meinem irdischen Tod? Was ist für mich unsterblich und heilig? Wenn ich alles abwäge? Was ist, wenn ich meine Heimat verlassen muss, wenn ich fliehen und über Bord gehe und alles verliere, wenn ich bei einem Erdbeben auch meine Familie verliere, wenn ich verliere… ?

Orte der Rettung

Was bleibt dann noch übrig? Unvergängliches! Unsterbliches! Ein Ort! Ort, althochdeutsch Ort bedeutet „Spitze, Platz“ für Bergspitze bei der Sintflut. Ein heiliger, virtueller Ort! Meine Familie, ein Ort, eine Insel der Rettung auf ewig! Geborgenheit! Sicherheit! Glauben! Jetzt ist es klarer!

Was ist mir heilig? Heilig ist mir mein Glaube – an mich selbst, an Dich neben mir und an Gott. Heilig ist mir meine Liebe, tief in mir und für Dich, wo immer Du auch bist. Heilig ist mir meine Hoffnung an die Ewigkeit des Seins auf unserem Planeten.

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