Syrerin: Die Caritas ist jetzt meine Familie

„Zusammen sind wir Heimat“: Bistums-Auftakt in Kevelaer

Mit der diesjährigen Kampagne „Zusammen sind wir Heimat“ stellt der die Caritas die Situation der geflüchteten Menschen in den Mittelpunkt. Bei der bistumsweiten Auftaktveranstaltung in Kevelaer sprach eine Syrerin über ihre Erlebnisse.

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Mit der diesjährigen Kampagne „Zusammen sind wir Heimat“ stellt der Deutsche Caritasverband die Situation der geflüchteten Menschen in den Mittelpunkt. In einem ehemaligen Sporthotel in Kevelar, das zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert wurde, eröffnete die Caritas die Aktion im Bistum Münster. Das Thema komme genau zur richtigen Zeit, sagte Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann.

Nach seiner Ansicht geht es nicht mehr um Erstaufnahme und Willkommenskultur, sondern um die tiefergehende Frage der Integration der geflüchteten Menschen in unsere Gesellschaft. Kessmann verwies auf die fremdenfeindlichen und populistischen Aussagen, die nicht nur in Parteien anzutreffen seien. „Es betrifft mittlerweile breite Teile der gesamten gesellschaftlichen Debatte.“

 

Flüchtlingsbeauftragter kritisiert Abschottungs- und Ausgrenzungspolitik

 

Deutlich kritisierte der Flüchtlingsbeauftragte im Bistum, Helmut Flötotto, zunehmende Abschottungs- und Ausgrenzungspolitik auch in den etablierten Parteien. „Der vereinfachte Familiennachzug auch für Geflüchtete mit subsidiärem Status muss wieder möglich werden“, forderte Flötotto.

Als besonders problematisch sieht Flötotto die Regelungen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Selbst wenn sie anerkannt seien, dürften sie nur ihre Eltern nachholen, nicht aber die Geschwister. Dies widerspreche dem grundgesetzlich und menschenrechtlich garantierten Schutz von Familien.

 

Eine Syrerin berichtet

 

Sicher, ihre Heimat bleibe Syrien, beschrieb die geflüchtete Donia Basal ihre derzeitige Gefühlslage. Aber Heimat könne auch hier sein, wenn sie Menschen finde, die sich um sie kümmerten. Die sie trösteten, wenn es ihr nicht gut gehe. Vor anderthalb Jahren ist die 26-jährige Syrerin von Aleppo nach Deutschland geflohen.

Donia Basal bei ihrem Vortrag zum Auftakt der Caritas-Kampagne. | Foto: pd
Donia Basal bei ihrem Vortrag zum Auftakt der Caritas-Kampagne. | Foto: pd

In Syrien hatte Basal englische Literatur studiert und bei einer amerikanischen Schule gearbeitet. „Vor sechs Jahren habe ich durch den Krieg meine Heimat verloren“, sagte die junge Frau im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“. Beim Caritasverband Geldern-Kevelaer hat sie eine Arbeit als Sprach- und Kulturmittlerin übernommen. Arbeit ist für die 26- Jährigesehr wichtig. Könnte sie hier nicht arbeiten bliebe sie nicht, sagte sie. Sie verbessert zurzeit ihre Deutschkenntnisse und macht ihren Führerschein.

 

Basal: Die Caritas ist jetzt meine Familie

 

„Alle denken in Deutschland, Flüchtlinge seien Sozialschmarotzer“, meinte Donisa Basal „Doch wir sind es nicht. Nie wollte ich ein Leben als Flüchtling führen“, sagte sie. „Ich hatte ein wunderbares Leben, hatte Arbeit und Familie.“ Doch sie sei dankbar, auf so viele Menschen beim Caritasverband in Geldern getroffen zu sein, „die ein großes Herz haben“. Die Caritas sei jetzt ihre Familie. Es gehe immer besser, aber man müsse geduldig sein.