Landwirt will Tochter in Tansania unterstützen

Zwiebeln sammeln für Afrika - Premiere bringt 1.000 Euro

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Ein Landwirt aus dem Oldenburger Land wollte verhindern, dass die Restzwiebeln auf abgeernteten Feldern nur untergepflügt werden – und hat ein Spendenprojekt für Kinder in Tansania gestartet: Für 50 Cent pro Kilo konnten Interessierte Zwiebeln nachsammeln. Nun wünscht er sich Nachahmer für seine „Schnapsidee“.

„Etwas mehr als 1.000 Euro sind insgesamt zusammengekommen.“ Stefan Schlangen nickt zufrieden. „Genau so viel, wie ich mir vorgenommen hatte“, sagt der 48-jährige Nebenerwerbs-Landwirt aus der Bauerschaft Ermke in der Gemeinde Molbergen (Kreis Cloppenburg). Dank seiner Idee.

Die war dem Futtermittelvertreter im Außendienst gekommen. „Ich fuhr gerade an einem Feld vorbei, auf dem Gemüsezwiebeln zum Trocknen lagen, bereit zum Roden.“

Teil der Zwiebeln bleibt stets auf dem Acker zurück

Als gelernter Landwirt wusste Stefan Schlangen genau: So sorgfältig auch gearbeitet wird – ein paar Prozent der Ernte würden am Ende dennoch auf dem Acker zurückbleiben – und untergepflügt werden. Also dachte er sich: Könnte man die nicht auch gegen eine Spende aufsammeln lassen?

Da war sie! Die Idee, um die seine Tochter ihn gebeten hatte. Die 19-Jährige leistet zurzeit einen Weltwärts-Freiwilligendienst in Tansania. Paula Schlangen ist dort für zwölf Monate im Auftrag des Bistums Münster im Einsatz, unter anderem in einem Waisenhaus.

Paula Schlangen will in Tansania etwas bewegen

Sie ist manchmal schockiert von der Lage dort. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wo es hier an allen Ecken und Kanten fehlt“, hatte sie ihrem Vater in einem der ersten Telefongespräche ihre Eindrücke geschildert.

„Ich habe gemerkt, sie wollte helfen, etwas bewegen“, sagt Stefan Schlangen. Und er hat auch noch den nächsten Satz seiner Tochter im Ohr: „Papa, du hast doch immer Ideen, wie man an ein bisschen Kohle kommen kann.“

Stefan Schlangen kennt sich mit Sponsoring-Aktionen aus

Der Vater lächelt und erzählt von früheren Sponsor-Aktionen für den Schützenverein in seinem Dorf. Mal waren ein paar tausend Euro durch den Verkauf einer Broschüre zusammengekommen, ein anderes Mal mit einer Sammelbilder-Aktion. „Die Ideen dafür waren auf meinem Mist gewachsen“, sagt er mit einer sympathischen Portion Stolz in der Stimme.

So auch diesmal. Stefan Schlangen nutzte sein Netzwerk und rief ein paar Landwirte aus seinem Bekanntenkreis an: „Baut Ihr in diesem Jahr Gemüsezwiebeln an?“ Schon kurz darauf hatte er die ersten Berufskollegen zusammen, die bereit waren, ihre abgeernteten Felder zur Nachsuche für einen guten Zweck zur Verfügung zu stellen.

Eine Kiste Bier für jeden beteiligten Landwirt

Sein Versprechen an sie: Mit der Organisation würden sie nichts zu tun haben. Und als Dankeschön würde er jedem aus eigener Tasche eine Kiste Bier spendieren. Stefan Schlangen lächelt, als er das Prinzip seiner Aktion beschreibt, mit dem er die Teilnehmer überzeugen konnte: „Sie ist nachhaltig, regional und für einen guten Zweck.“

Kein einziger Landwirt habe ihm die Bitte abgeschlagen. Er wundert sich nicht über diese Hilfsbereitschaft. „Man muss nur höflich fragen, dann ist jeder dabei“, lobt er seine Berufskollegen ausdrücklich.

Pro Kilo-Schaufel Zwiebeln 50 Cent als Spende

Am Ende hatte er fast 20 Landwirte aus den Kreisen Cloppenburg, Emsland und Vechta zusammen. Immer wenn Stefan Schlangen von einem von ihnen das Okay bekam, stellte er auf dem abgeernteten Acker eines von vier Info-Schildern mit einer Geldkassette auf. Dazu eine Kilo-Schaufel für die Zwiebeln.

Pro Schaufel sollte jeder Nutzer 50 Cent als Spende geben. In einer Facebook-Gruppe und in seinem WhatsApp-Status veröffentlichte Stefan Schlangen je nach Fortschritt der Ernte nach und nach den genauen Standort der für die Zwiebel-Nachsuche freigegebenen Felder. Jeden Abend leerten er und andere Freiwillige die Geldkassetten.

Stefan Schlangen wünscht sich Nachahmer

In der vergangenen Woche hat er die Aktion offiziell beendet. Und sein Ziel hat er auch erreicht: Etwas mehr als 1.000 Euro waren am Ende zusammengekommen. Zum einen aus dem Erlös der Sammelaktion, zum anderen durch zusätzliche Spenden von Menschen, die die Arbeit seiner Tochter unterstützen wollten, auch mal von einem der beteiligten Landwirte. Das Geld gibt er eins zu eins an Paula Schlangen weiter, damit die das direkt dort einsetzen kann, wo es gebraucht wird.

„Die Zeit, die man in so ein Projekt steckt, die darf man natürlich nicht rechnen“, sagt Stefan Schlangen im Rückblick. Gelohnt habe sich die Sache aber auf jeden Fall. „Für mich ist das Wichtigste, dass ich etwas für meine Tochter und ihr Anliegen tun konnte.“ Und er hofft, dass das Ganze in den kommenden Jahren Nachahmer findet. Er ist sich sicher: „Da wird jeder angefragte Landwirt mitmachen!“

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