Steuerberater aus Greven gründete BKU-Diözesanverband in Hamburg

Zwischen Bibel und Bilanzen – Bund katholischer Unternehmer

Der Bundesverband Katholischer Unternehmer (BKU) tagt vom 13. bis 15. Oktober in Münster. Wie ticken Unternehmer in der Kirche? Welche Fragen stellen sie an sich? Und wo finden sie in der Kirche eine Heimat? Fragen an Marcus Wilp.

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Der Bundesverband Katholischer Unternehmer (BKU) tagt vom 13. bis 15. Oktober in Münster. Wie ticken katholische Unternehmer in der Kirche? Welche Fragen stellen sie sich? Wo finden sie in der Kirche eine Heimat? Dazu Fragen an den Gründer des Diözesanverbandes Hamburg, Marcus Wilp. Er stammt aus Greven im Bistum Münster. Er sagt: Profit darf für Chefs nicht der einzige Maßstab sein.

Kirche+Leben: Herr Wilp, ist der BKU für Sie eigentlich mehr als ein katholischer Club zum Aufbau von Kontakten und Beziehungen?

Marcus Wilp: Als ich mich vor 14 Jahren erstmals um dem Verband bemühte, hatte ich auch diesen Aspekt im Blick: dass es ein vorteilhaftes berufliches Netzwerk sein könnte. Ich war damals gerade dabei, meine Steuerkanzlei aufzubauen. Aber diese Sicht ist mit der Zeit immer mehr in den Hintergrund geraten. Weil ist gespürt habe, wie wichtig mir die anderen Diskussionen und Gespräche sind. Über ethische Fragen und die religiöse Diskussion unternehmerischen Handelns,

Marcus Wilp stammt aus Greven und war in der Pfarrei St. Martinus unter anderem Messdiener und Gruppenleiter in der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) und im Ferienlager. Für den Zivildienst ging er nach Abitur und Studium nach Hamburg und wohnt seither dort in der Gemeinde St. Wilhelm. Einige Jahre trug er im Kirchenvorstand Verantwortung und ist bis heute Lektor und Kommunionhelfer. In Hamburg-Poppenbüttel gründete der 50-Jährige Steuerberater und Wirtschaftsprüfer 2002 eine Steuerkanzlei mit heute zehn Mitarbeitern. 2004 rief er den Diözesanverband Hamburg des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) neu ins Leben. Die etwa 30 Mitglieder treffen sich einmal in der Woche, meist im Hafenclub Hamburg.

Fallen Ihnen Beispiele ein?

Zum Beispiel bei unseren Treffen im Benediktinerkloster Nütschau. Dort haben wir schon mal stundenlang über das Gleichnis der vergrabenen oder genutzten Talente diskutiert – und was uns als Unternehmer das sagt. Oder über das von den Kamelen, die nicht durchs Nadelöhr passen. Das spricht uns natürlich an. Denn natürlich besitzen einige von uns Firmen von großem Wert. Und da ist dann die Frage: Ist man jetzt womöglich selbst das Kamel, dass nicht durchs Nadelöhr passt?

Worauf kommt es Ihnen bei den Treffen besonders an?

Für mich ist die Stärkung der Teilnehmer und des Gemeinschaftslebens untereinander wichtig. Beides ist mir mit der Zeit sogar immer wichtiger geworden. Die Möglichkeit, mit anderen in einer ähnlichen Situation aus christlicher Sicht über Fragen zu diskutieren, die man sich als Unternehmer stellt. Sich zum Beispiel gegenseitig daran zu erinnern, dass es dabei nicht nur allein um Profit geht, sondern dass man verantwortungsvolle Unternehmensführung als nachhaltig versteht.  Und ich finde es immer hochspannend, wenn andere Unternehmer im BKU über ihre Unternehmensführung und über Ihre Motivation berichten.

Spüren Sie denn, dass es anderen ähnlich geht?

Ja, durchaus! Ich wundere mich manchmal sogar darüber. Weil es ja alles hart arbeitende Menschen sind. Darunter viele spannende Leute, mit Ideen, Plänen und Mut zum unternehmerischen Risiko. Und da ist es für mich interessant und überraschend zu sehen, wie groß ihr Bedürfnis ist, sich über christliche Verantwortung und Ethik Gedanken zu machen.

Und das geht im BKU eher als etwa in der Kirchengemeinde?

Ja, denn in der Kirchengemeinde spielen Unternehmer eher eine untergeordnete Rolle. Dort liegt der Fokus – auch zu Recht – auf Familien, Senioren oder sozial Bedürftigen. Da werden Unternehmer eher gefragt, wenn es um Spenden geht. Aber wenn sie ihre Probleme diskutieren wollen, dann finden sie von Ihresgleichen naturgemäß nur wenige in einer Kirchengemeinde.

Was nehmen Sie für ihren beruflichen Alltag als Steuerberater aus dem BKU mit?

Für mich persönlich hat es gebracht, dass ich ständig daran erinnert werde, dass es gut ist, nicht nur auf die Zahlen zu schauen, sondern auch auf die Menschen, die dahinterstecken. Wobei die Zahlen natürlich stimmen müssen, weil man ohne Gewinne kein Unternehmen führen kann.

Führen christliche Unternehmer denn anders?

So pauschal lässt sich das nicht sagen. Aber manche versuchen es. Nachhaltig, fair, verantwortungsbewusst. Ob das immer gelingt, das ist eine zweite Frage. Und Dinge wie Nachhaltigkeit sind ja mittlerweile ein alter Hut. Das müssen alle machen, weil ihnen sonst die Mitarbeiter weglaufen. Die Frage lautet: Aus welcher Motivation machen sie das? Und vielleicht ist da ja das gut, was man macht, weil man Katholik ist.

Wie setzen Sie das denn in ihrem eigenen Unternehmen um?

Zum Beispiel dadurch, dass wir Mandanten betreuen, die wir aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht betreuen sollten, weil es sich einfach nicht rechnet. Etwa Kleinunternehmer, die erst lernen müssen, dass sie nicht vom Brutto sondern vom Netto leben. Das muss man denen dann klarmachen. Oder gemeinnützige Einrichtungen wie Tierschutzvereine. Von solchen Mandanten darf man aber nicht zu viele haben.

... weil man ja auch das Wohl der Firma und die Verantwortung für die Mitarbeiter im Blick haben muss ...

Ja, und die haben eben auch Anspruch auf bestmögliche Bezahlung. Andererseits gibt so etwas auch Mitarbeitern ein gutes Gefühl, für eine Firma tätig zu sein, die so etwas macht. Ich habe den Eindruck, dass sie das schätzen.

Katholische Unternehmer treffen sich in Münster
Delegierte aus ganz Deutschland kommen vom 13. bis 15. Oktober zur Jahrestagung des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) in Münster zusammen. Gastredner zum BKU-Jahresthema „Wirtschaft N.E.U. denken“ sind unter anderen Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, die deutsche Vatikan-Botschafterin Annette Schavan und Steffen Kampeter, der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) ist. Dem BKU gehören nach eigenen Angaben zurzeit rund 1200 Mitglieder an. Eine Gruppe katholischer Unternehmer hatte den Verband 1949 gegründet. Von Anfang an verstanden sie ihn nicht als eine Art von Arbeitgeberverband, sondern, so der BKU über sich selbst, „als Zusammenschluss von Unternehmern, die aus Sicht der Katholischen Soziallehre mithelfen wollen am Bau einer neuen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung“. Seine inhaltliche Arbeit führt der BKU heute in seinen Arbeitskreisen zu Oberthemen wie „Soziale Ordnung“, „Unternehmerische Entwicklungszusammenarbeit“, „Christliche Spiritualität“, „Kirchenfinanzen“ oder „Ethik der Finanzmärkte“.

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