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Das einjährige Zusammenleben der kirchenfernen Berlinerin Valerie Schönian mit dem Roxeler Kaplan Franziskus von Boeselager läuft aus. Eine Trennung in Freundschaft und mit überraschenden Ergebnissen, sagt Michael Maas als Initiator vom Zentrum für Berufungspastoral.
Kirche+Leben: Ein Jahr „Valerie und der Priester“ gehen zu Ende. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?
Michael Maas: Mehr als das. Sowohl qualitativ als auch quantitativ sind unsere Erwartungen übertroffen worden.
Inwiefern?
Wir hätten zum Beispiel nie damit gerechnet, dass wir jeden Monat im Schnitt 500.000 Seitenaufrufe haben würden. Wir wussten auch nicht, wie die Medien auf das Projekt reagieren würden. Das große Medienecho – gerade auch in den säkularen Medien – hat uns positiv überrascht. Der WDR, die „Zeit“, die „Rheinische Post“ und viele andere haben über das Projekt berichtet.
Und qualitativ?
In etlichen Gesprächen mit jungen Leuten habe ich mitbekommen, dass das Projekt nicht nur Klicks bekommen hat, sondern dass es bei vielen Lesern auch Klick gemacht hat.
Ein Kollege hat mir etwa berichtet, dass Firmlinge zu ihm kamen, und ihn auf die Seite aufmerksam gemacht haben. Sonst ist es eher umgekehrt: Wir versuchen mühevoll, unsere Themen bei Jugendlichen zu platzieren. Der Blog hat scheinbar das Interesse von jungen Leuten geweckt.
Mit welcher Zielsetzung haben Sie vom Zentrum für Berufungspastoral das Projekt gestartet?
Ursprünglich wollten wir junge Leute erreichen, die schon eine Vorstellung von Kirche haben, die sich im Dunstkreis von Kirche befinden. Letztendlich hat sich aber gezeigt, dass unsere Nutzer weit über diese Zielgruppe hinaus reichten. In der Statistik bei Facebook lässt sich beispielsweise gut nachvollziehen, dass wir auch Leser haben, die sonst gar nichts mit Kirche zu tun haben. Damit hatte ich nicht gerechnet.
Inhaltlich ging es darum, über den technischen Blick auf das Priestersein hinaus, zu zeigen, was das für Menschen sind, die sich berufen fühlen, als Priester in der Kirche zu arbeiten. Wir wollte zeigen, dass die Berufung zum Priester etwas Wertvolles und Sinnvolles ist.
Ein Kritikpunkt an dem Projekt ist, dass durch die Beschränkung auf nur einen Priester, ein sehr schmales Bild der katholischen Kirche gezeichnet wird.
Das ist eine Schwäche des Projekts, die wir in Kauf genommen haben. Mit mehreren Protagonisten hätte es in dieser Weise nicht funktioniert.
Bei der Auswahl des Priesters war uns wichtig, dass er sympathisch und überzeugend ist und dass er sich zudem mit der Kirche identifiziert, so dass das Projekt dadurch auch positiv auf die Kirche ausstrahlt.
Welche Erkenntnis nehmen Sie aus dem Projekt für Ihre Arbeit in der Berufungspastoral mit?
Eine sehr wichtige Erkenntnis für mich ist, wie bedeutsam das Internet ist, um die Botschaft des Evangeliums zu verkünden. Außerdem haben wir durch die Rückmeldungen gemerkt, dass es weiterhin wichtig sein wird, das Bild von Menschen in kirchlichen Berufen, in der Öffentlichkeit in ein positives Licht zu rücken.
Ist schon etwas Konkretes geplant?
Ja. Das Projekt „Gott im Abseits“ wird im Sommer starten. Dabei steht das diakonische Handeln der Kirche im Mittelpunkt. Alle drei Monate werden wir unterschiedliche kirchliche Mitarbeiter vorstellen, die ihre Berufung im Dienst am Menschen gefunden haben.