Diözesanverband Münster will Prozess auf Bundesebene anstoßen

Bleibt Thomas Morus KjG-Patron? Antrag will kritische Prüfung

Anzeige

Die KjG im Bistum Münster hat sich bereits von ihrem Patron Thomas Morus distanziert. Nun beantragt sie, auch der Bundesverband solle sich mit dem Heiligen auseinandersetzen.

Bleibt der heilige Thomas Morus Patron der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) in Deutschland? Um das zu klären, beantragt der KjG-Diözesanverband Münster eine kritische Prüfung auf Bundesebene. Der Antrag für die KjG-Bundeskonferenz ab dem 22. Mai liegt Kirche+Leben vor.

Die KjG im Bistum Münster hatte bereits im Februar beschlossen, sich von Thomas Morus zu distanzieren. Zudem hatte der Beschluss die Diözesanleitung beauftragt, einen Prozess auf Bundesebene zu beantragen.

Grund der Distanzierung

Als Grund der Distanzierung gab der Diözesanverband an, als britischer Lordkanzler habe Morus „Protestant*innen systematisch verfolgen und hinrichten“ lassen. Die Formulierung findet sich auch in der Antragsbegründung für die Bundesebene, die an mehreren Stellen die Morus-Biografie im Ökumenischen Heiligenlexikon zitiert. Zugleich würdigt die Bistums-KjG im Antrag, Thomas Morus habe „für die damalige Zeit“ auch für „fortschrittliche Werte“ gestanden.

So habe er sich etwa gegen die Ehescheidung des englischen Königs Heinrich VIII. gestellt. „Eine Scheidung sorgte damals dafür, dass Frauen wie Ware ausgewechselt und ermordet werden konnten. Durch Morus‘ Einsatz für die Ehe wurde damals also auch das Leben der Frauen geschützt“, schreibt der KjG-Diözesanverband Münster.

Auch Lob der KjG für Thomas Morus

Auch die Biografie des Heiligen auf der Internetseite der KjG im Bistum Münster lobt Ansichten und Haltungen von Thomas Morus. Zum Beispiel, dass er – für seine Zeit unüblich – auch seinen Töchtern eine akademische Ausbildung ermöglicht habe.

Zudem habe Morus zu seinen christlichen Überzeugungen gestanden: Nachdem Heinrich VIII. im Zug des Streits um die Aufhebung seiner Ehe die königliche Oberherrschaft über die Kirche beanspruchte, weigerte Thomas Morus sich, einen entsprechenden Eid zu leisten. Er wurde als Hochverräter hingerichtet.

Die Beschlussvorlage

Auf Bistumsebene hatte die KjG nach einem mehrjährigen Prozess beschlossen, Thomas Morus „in Zukunft nicht mehr als Verbandspatron“ hervorzuheben. Die Informationen zu dem Heiligen auf der Internetseite sollten erhalten bleiben, „solange keine bundesweite Beschäftigung mit dem Thema stattgefunden hat“. Sie sollten aber um eine „kritische Einordnung“ der Person, der Rolle und der Aussagen von Thomas Morus ergänzt werden. Diese Zeilen gibt es bisher nicht.

Die Beschlussvorlage aus Münster lautet nun, der KjG-Bundesverband solle „einen Prozess der eigenen kritischen Auseinandersetzung mit dem Patron der KjG, Thomas Morus, beginnen. Dabei soll evaluiert werden, inwieweit Thomas Morus als Patron aus Perspektive der Grundlagen und Ziele der KjG vertretbar ist bzw. inwieweit Thomas Morus kritisch eingeordnet werden sollte. Außerdem soll hinterfragt werden, ob Thomas Morus der richtige Schutzpatron für die KjG ist, ob es eine*n bessere*n Schutzpatron*in als Alternative gäbe oder ob es überhaupt einen Schutzpatron braucht.“ Ergebnisse sollen laut Antrag „spätestens auf der Bundeskonferenz 2026 vorgestellt“ werden.

Der Prozess in Münster

Im Antrag referiert der münstersche Diözesanverband den Prüfungsprozess im Bistum Münster. Es habe eine Bildungsfahrt nach London gegeben, zudem habe sich ein Arbeitskreis mit dem Thema befasst: „Historische Belege für die fragwürdigen Taten von Thomas Morus geben einen berechtigten Grund zur Kritik an ihm“, heißt es. „Genauso zeigen die Quellen, für was Thomas Morus sich stark gemacht hat und wieso er heute ein Heiliger sowie Schutzpatron der KjG ist.“

Thomas Morus wurde 1535 hingerichtet und 1935 heiliggesprochen. Da er hochrangiger Staatsmann unter Heinrich VIII. war, ist er zudem katholischer Patron der Regierenden und Politiker. Auch gilt er als bedeutender Autor. Sein wohl wichtigstes Werk ist „Utopia“; es entwirft die Utopie einer idealen Gesellschaft.

Anzeige