Themenwoche Firmung (2): Interview mit dem Vechtaer Weihbischof

Was geben Sie Firmlingen mit auf den Weg, Weihbischof Theising?

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Was kommt nach der Firmung? Welchen Mehrwert hat der Glaube? Wir kann Digitalisierung bei seiner Vermittlung helfen? Antworten von Wilfried Theising, Weihbischof im niedersächsischen Teil des Bistums Münster.

Herr Weihbischof, welchen Mehrwert hat der Glaube für junge Menschen?

Der christliche Glaube hilft, das eigene Leben besser zu verstehen und Sinn zu entwickeln. Mein Denken, Fühlen und Handeln bekommen eine neue Richtung. Und zwar eine, die den Menschen als solchen im Blick hat. Eine Richtung, die nach dem sucht, was dem anderen hilft, was ihm oder ihr dient. Eine Richtung, die den Menschen sieht und annimmt, wie er oder sie ist. Das gibt konkret viel positive Motivation für den Alltag.

Das Leitwort der Firmaktion 2024 des Bonifatiuswerks lautet „Trotzdem“. Trotz vieler Herausforderungen sagen viele Jugendliche „Ja“ zum Glauben. Mit dem Empfang des Firmsakraments übernehmen sie Verantwortung für ihr Leben, ihren Glauben und die Kirche. Was sollten junge Menschen aus der Firmvorbereitung mitnehmen?

Themenwoche Firmung
In diesen Wochen wird in zahlreichen katholischen Gemeinden das Sakrament der Firmung gespendet. Jugendliche bereiten sich darauf in vielfältiger Weise vor. Das katholische Bonifatiuswerk unterstützt diese Vorbereitungen und fördert mit der Firm-Aktion Einrichtungen. In unserer Themenwoche stellt Kirche+Leben solch ein gefördertes Projekt vor und lässt Autorin Regina Laudage-Kleeberg und den Vechtaer Weihbischof Wilfried Theising über die Kraft des Glaubens zu Wort kommen.

Die Erkenntnis, dass Gottes Geist jeden Tag neu wirkt. Firmung ist kein einmaliges Erleben, sondern ein Ereignis, das täglich neue Früchte trägt.

Wie kann die Firmkatechese Jugendlichen helfen, ihre persönlichen Begabungen zu entdecken?

Wichtig scheint mir, dass die katechetischen Angebote den Jugendlichen einen Freiraum anbieten, mit sich und anderen in Kontakt zu kommen. Einen Freiraum, wo vorurteilsfrei jeder und jede sich einbringen und von anderen und deren Erfahrungen lernen kann. Schließlich einen Freiraum, in dem auch die eigene Beziehung zu Jesus Christus zur Sprache gebracht wird. Ein solcher Freiraum kann dazu beitragen, sich und die eigenen Begabungen besser kennenzulernen.

Was ist nach der Firmung? Was geben Sie den jungen Menschen mit auf ihren Weg?

Da sind natürlich die Pfarreien gefragt, mit den Gefirmten in Verbindung zu bleiben. Ich betone bei der Firmspendung im Blick auf die Jugendlichen, dass der Heilige Geist seine Wirkkraft jeden Tag neu entfaltet und lade dazu ein, dem auf der Spur zu bleiben.

Was hat Sie bei Ihrer Firmung bewegt?

Im Juli 1975 wurde ich gefirmt. Obwohl das recht weit zurückliegt, erinnere ich mich gut. Insbesondere die Firmkatechese habe ich in lebendiger Erinnerung. Es gab ein vielfältiges Angebot und viele gemeinschaftliche Erfahrungen und ich spürte, hier geschieht etwas Besonderes.

Die Digitalisierung durchdringt mittlerweile alle Lebensbereiche. Wie wirkt sich das auf die Jugendlichen und die Firmvorbereitung aus?

Die Digitalisierung kann aus meiner Sicht positiv wirken. Wie bei vielen anderen Dingen macht die Dosis das Gift. Überlegt eingesetzt und in guter Balance mit Angeboten in Präsenz sind digitale Angebote eine weitere Chance, mit Jugendlichen in Kontakt zu sein. Während der Corona-Pandemie wurden hier wertvolle Erfahrungen gesammelt, die genutzt und weiterentwickelt werden sollten.

Das Bonifatiuswerk hat 2023 eine App zur Unterstützung der Firmvorbereitung veröffentlicht. Wo sehen Sie Chancen der Firm-App, wo Grenzen?

Die App gibt viele gute Ideen, Impulse und Erfahrungen weiter und bereichert und unterstützt damit das katechetische Geschehen vor Ort. Außerdem hilft sie bei der Organisation der Fimvorbereitung. Das sind gute und hilfreiche Aspekte, die jedoch nicht auf alle individuellen Situationen eingehen können. Die Firmvorbereitung vor Ort bleibt daher unerlässlich.

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