Internationale Gruppe: Siedlungsbau gefährdet „jede Friedenschance“

Bischöfe wollen Ende des „Skandals“ israelischer Besatzung

Eine internationale Gruppe von Bischöfen, darunter der Trierer Stephan Ackermann, hat den fortgesetzten Siedlungsbau Israels als „De-Facto-Annexion“ palästinensischer Gebiete bezeichnet. Widerstand sei auch angesichts des fortgesetzten Mauerbaus Israels nötig.

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Mit einem unmissverständlichen Appell für eine Zweistaatenlösung und für ein Ende der seit 50 Jahren andauernden israelischen Besatzung Palästinas hat eine internationale katholische Bischofsgruppe ihren Besuch im Heiligen Land abgeschlossen. „Das ist ein Skandal, an den wir uns nie gewöhnen dürfen“, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Abschlusserklärung.

Darin wenden sich die Bischöfe auch gegen den von Israel vorangetriebenen Siedlungsbau: „Diese de facto Annexion von Gebieten untergräbt nicht nur die Rechte der Palästinenser in Gebieten wie Hebron und Ostjerusalem, sondern gefährdet, wie auch die Vereinten Nationen zuletzt festgestellt haben, jede Friedenschance.“

Stephan Ackermann warnt vor „unkontrollierbarer Gewalt“

„Der Dauerzustand der Besatzung macht beide krank – Besatzer und Besetzte“, sagte der Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dieser unhaltbare Zustand könne jederzeit wieder in unkontrollierbare Gewalt umschlagen. Solange der Wille zur Teilung des Landes nicht vorhanden sei, werde keine politische Lösung den israelisch-palästinensischen Konflikt beenden.

Die Situation zwischen Israelis und Palästinensern werde „von Jahr zu Jahr schwieriger“, beklagte Bischof Ackermann und warnte vor einer abnehmenden Gesprächsbereitschaft und einer steigenden Gefahr der gegenseitigen Dämonisierung. Insgesamt sei angesichts des anhaltenden Konflikts auf internationaler Ebene eine wachsende Ungeduld spürbar.

Appell zur Förderung einer Zweitstaatenlösung

Die sechstägige Reise war der 17. Solidaritätsbesuch dieser Art. Daran nahmen Vertreter von zwölf Bischofskonferenzen aus Europa, Nordamerika und Südafrika teil. Der seit 1998 wiederholte Aufruf zu Frieden und Gerechtigkeit im Heiligen Land müsse angesichts des andauernden Leidens lauter werden, heißt es weiter. Die Bischofsgruppe appelliert an die Verantwortung aller, einen gewaltfreien Widerstand sowie eine Zweistaatenlösung zu fördern.

„Wenn Israel und Palästina nicht einverstanden sind, Seite an Seite zu leben, versöhnt und souverän in wechselseitig vereinbarten und international anerkannten Grenzen, wird der Frieden ein entfernter Traum und Sicherheit eine Illusion bleiben“, zitieren die Bischöfe die Position des Vatikan. Die Besatzung sei ein „Skandal“, der die Menschenwürde der Palästinenser und der Israelis verletze.

Mauerbau fordert gewaltfreien Widerstand

Hilfe fordern die Bischöfe insbesondere für die Menschen im seit zehn Jahren abgeriegelten Gazastreifen, die in einer menschengemachten humanitären Katastrophe lebten. Gewaltfreier Widerstand sei auch nötig „angesichts von Ungerechtigkeiten wie dem fortgesetzten Bau der Trennmauer auf palästinensischem Boden (einschließlich des Cremisan-Tals)“.

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