Neue medienrechtliche Bewertung „erhebliches Risiko“

Domradio-Umstrukturierung: Programmbeirat warnt vor Lizenzverlust

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Der Programmbeirat des Kölner Bistumssenders „domradio.de“ hat vor einem Verlust der Sendelizenz durch die geplanten Strukturveränderungen gewarnt. Auch der NRW-Landesverband des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) hat sich zu den Plänen geäußert.

Der Programmbeirat des Domradios hat sich nach einer Sondersitzung am Dienstag zur Situation beim Kölner Bistumssender geäußert: „Die journalistisch hochwertige Arbeit des 'Domradios' wird gerade auch durch die Pluralität der Trägerstruktur garantiert“, heißt es in der Erklärung.

Die bisherige Anbindung an das Bildungswerk der Erzdiözese Köln sorge dafür, diese notwendige gesellschaftliche Vielfalt in hohem Maße zu sichern. Die durch einen Trägerwechsel zu erwartende neue medienrechtliche Bewertung durch die Landesmedienanstalt NRW sei „ein erhebliches Risiko“ und könnte den Verlust der Lizenz- und Frequenzrechte bedeuten, hieß es.

Der bisher beim Bildungswerk der Erzdiözese Köln e.V. angesiedelte Sender soll laut dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ dem langjährigen Träger entzogen und in eine gemeinnützige GmbH überführt werden. Das Erzbistum selbst nannte auf Anfrage keine Details und erklärte, es werde „eine Optimierung der Trägerstruktur und Governance überlegt“. Eine inhaltliche Neuausrichtung sei nicht beabsichtigt, „domradio.de“ mit seinen mehr als 60 festen und freien Beschäftigten solle zukunftssicher aufgestellt und gestärkt werden.

Beirat will „darauf achten, dass es keine Gleichschaltung der Meinung gibt“

Der Beirat betonte, er werde darauf achten, „dass es keine Gleichschaltung der Meinung durch die Bistumsleitung gibt“.

Auch der Deutsche Journalisten-Verband mahnte, die journalistische Unabhängigkeit der Redaktion müsse unbedingt gewährleistet bleiben. Die Pläne des Erzbistums deuteten darauf hin, dass Kardinal Rainer Maria Woelki seinen Einfluss auf den Sender verstärken wolle, erklärte der Geschäftsführer des Landesverbands NRW, Volkmar Kah. Der Verband verwies auf die Landesanstalt für Medien NRW, die bei den Umstrukturierungen und der Ausrichtung des Senders wegen der Erneuerung der Sendelizenz  „ein gewichtiges Wort mitzureden“ habe.

„Sollte der Kardinal versuchen, das 'domradio' so stärker auf Bistumslinie zu bringen, würde er der Idee eines professionellen, eigenständigen Kirchenjournalismus einen Bärendienst erweisen“, warnte Kah.

GKP: Eingriff in Trägerstruktur ohne transparenten Grund setzt Glaubwürdigkeit aufs Spiel

Unterdessen hat sich auch die Gesellschaft katholischer Publizisten (GKP) geäußert. In einer Pressemitteilung heißt es, man sehe „mit Sorge“ auf die Entwicklungen beim Kölner Bistums-Sender. Der Verband teile die Einschätzung des Programmbeirats, dass die Vorteile einer Neustrukturierung und eines Trägerwechsels bisher nicht klar geworden seien. 

Die bisherige Struktur hat sich nach Ansicht der GKP bewährt. „Unter der Leitung von Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen ist das Domradio eine wichtige, kritische katholische Medienstimme, die mit hohen journalistischen Standards die Medienlandschaft bereichert – und das weit über das Erzbistum Köln hinaus. Gerade durch seine Unabhängigkeit trägt das Domradio zur Glaubwürdigkeit der Kirche bei“, wird Carolin Kronenburg, stellvertretende Vorsitzende der GKP, zitiert. „Ein Eingriff in die bewährte Trägerstruktur ohne einen der Öffentlichkeit transparenten und verständlichen Grund setzt diese Glaubwürdigkeit aufs Spiel.“

Die GKP begrüßt das vom Erzbistum angekündigte Ziel, das Domradio mittel- und langfristig zu sichern und die inhaltliche Ausrichtung nicht zu ändern. „Ein klares Bekenntnis zu Unabhängigkeit und redaktioneller Freiheit fehlt aber in der veröffentlichten Pressemitteilung zur Zukunft des Domradios. Bei jeder Neustrukturierung müssen diese Prinzipien im Zentrum stehen“, sagt der stellvertretende GKP-Vorsitzende Felix Neumann laut Mitteilung.

Update 27.3.: Stellungnahme Gesellschaft katholischer Publizisten

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