Medienrecherchen zu einer eidesstattlichen Versicherung des Kölner Erzbischof

Drei Priester zeigen Kardinal Woelki wegen Meineids an

  • Drei Priester haben Strafanzeige gegen Kardinal Woelki erstattet.
  • Hintergrund sind Medienrecherchen zu einer eidesstattlichen Versicherung des Kölner Erzbischofs.
  • Die Geistlichen werfen Woelki vor, eine falsche Versicherung an Eides statt abgegeben zu haben.

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Nach Medienrecherchen zu einer eidesstattlichen Versicherung von Kardinal Rainer Maria Woelki haben drei Priester Strafanzeige gegen den Kölner Erzbischof erstattet. Burkhard Hose aus Würzburg, Bernd Mönkebüscher aus Hamm und Wolfgang Rothe aus München werfen Woelki in der auf den 1. September datierten Anzeige vor, eine falsche Versicherung an Eides statt abgegeben zu haben. Das Schreiben der drei Geistlichen an die Kölner Staatsanwaltschaft lag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag vor.

Woelki hatte die Versicherung im Zuge eines presserechtlichen Verfahrens gegen die "Bild"-Zeitung abgegeben. Darin erklärt er, nicht vor der vierten Juni-Woche dieses Jahres mit dem Fall des bundesweit prominenten Geistlichen Winfried Pilz befasst gewesen zu sein. Dem mittlerweile verstorbenen, früheren "Sternsinger"-Chef Pilz wird sexuelle Gewalt gegen junge Männer vorgeworfen.

Der Hintergrund

Das Erzbistum Köln meldete die Anschuldigungen gegen Pilz erst in der zweiten Juni-Hälfte 2022 an das Bistum Dresden-Meißen, wo der Priester jahrelang seinen Ruhestand verbracht hatte. Daher konnte das Bistum früher verhängte Auflagen gegen Pilz nicht kontrollieren. Kritiker sehen hier eine Dienstpflichtverletzung durch Woelki. Der Erzbischof betont hingegen, er sei persönlich erst ab der vierten Juni-Woche mit dem Fall Pilz befasst gewesen.

Allerdings lud der Kardinal bereits Anfang Mai ein mutmaßliches Opfer von Pilz zu einem Gespräch ein, wie eine neue Recherche von Deutschlandfunk und der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" zeigt. Das Erzbistum bestätigte die Einladung, die Woelkis Büroleiterin verfasste. Der Kardinal habe bereits nach der Veröffentlichung eines Aufarbeitungsgutachtens im März 2021 Gespräche zum Thema Missbrauch angeboten, so die Erzdiözese. Bei einem Gesprächswunsch stimme sein Büro selbstständig einen Termin ab, auf den Woelki dann erst kurz vorher vorbereitet werde. So sei es auch bei dem nun infrage stehenden Betroffenen gewesen, der für Ende Juni eingeladen worden war.

Mehr als 30 Anzeigen unter anderem gegen Woelki

Es handelt sich nicht um die erste Anzeige gegen Woelki. Der Staatsanwaltschaft lagen zwischenzeitlich mehr als 30 Anzeigen gegen ihn und weitere Personen wegen Beihilfe zum Missbrauch vor.

Die Behörde lehnte Ermittlungen wegen zu geringen Anfangsverdachts ab. Zudem hat ein Missbrauchsbetroffener das Erzbistum auf 725.000 Euro Schmerzensgeld wegen Amtspflichtverletzung durch Unterlassen verklagt. Dieses Verfahren dauert an.

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