Die Gründe dafür sind vielfältig

Gegen den Bundestrend: Die oldenburgische KFD wächst seit Jahren

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Mitgliederschwund? Für den oldenburgischen Landesverband der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands ist das kein Thema. Die Zahlen der vergangenen zehn Jahre zeigen nach oben. Wie machen die Frauen im Norden das nur?

Im vergangenen Jahr waren es 4.041. Wieder etwas mehr Frauen als im Jahr davor. „Wir hatten uns vorgenommen, 2023 die 4.000 zu knacken“, sagt Landes-Frauenreferentin Mechtild Pille aus Vechta. Und der oldenburgische Landesverband der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD) hat das auch geschafft.

Vor zehn Jahren lag die Zahl noch bei 3.100. Jahr für Jahr ging es dann stetig nur in eine Richtung: nach oben. Jetzt sind sie fast ein Drittel mehr – und liegen damit nicht gerade im Bundestrend. Denn der läuft derzeit umgekehrt, auch im NRW-Teil des Bistums Münster. Bundesweit zählt man innerhalb der vergangenen drei Jahre fast ein Viertel weniger Frauen. Nach eigenen Angaben hat die Bundes-KFD in diesem Zeitraum 94.500 Frauen verloren.

Besondere Situation im Oldenburger Land

Wer nach den Gründen für den Unterschied fragt, dem erklärt die oldenburgische Landesvorsitzender Ilse Nemann-Brak zunächst einmal die Besonderheit der Situation im niedersächsischen Teil des Bistums Münster: Anders als im NRW-Teil, wo meist fast alle Frauen einer örtlichen Frauengemeinschaft auch Mitglieder der KFD seien, befinde sich der oldenburgische Verband immer noch in einer Phase des Aufbaus. In vielen Pfarreien hier gebe es traditionell Frauengemeinschaften mit Frauen mit und ohne KFD-Anbindung.

Die Zahlen konnten also auch deshalb weiter steigen, weil von diesen Frauen sich nach und nach mehr und mehr der KFD anschlossen. Im NRW-Teil des Bistums dagegen habe man diesen Prozess schon lange hinter sich. Das zeigt sich am Niveau der Zahlen. Zählte der NRW-Teil 2022 insgesamt 75.000 Frauen, waren es im Oldenburgischen noch weniger als 4.000.

Gemeinschaft und Engagement

Dennoch kommen neue Mitglieder auch im Oldenburger Land nicht von selbst. Dafür muss der Verband attraktiv bleiben. Die Landesvorsitzende hat auch eine Vorstellung davon, wie das gelingen kann. „Wir wissen aus Untersuchungen: Den Frauen in Verbänden kommt es auf zwei Dinge an: Das eine ist die Gemeinschaft. Das andere ist Engagement, auch das politische. Deshalb müssen wir Angebote schaffen, die beides zusammenbringen.“

Anja Schlarmann etwa gehört zu den Frauen, für die insbesondere Gemeinschaft in der KFD wichtig ist. Genau das fehle ihr sonst oft genug. „Wenn ich mich als katholische Frau in meinem Alter, mit fast 50 Jahren, irgendwo bewege, dann bin ich fast allein. Und das gemeinschaftsstärkende Gefühl zu erleben, dass es noch andere gibt, die ähnlich denken wie ich, das ist in der KFD möglich.“

Erfolgsmodell Frauenfrühstück

Zum Beispiel bei den Feiern der Frauenliturgie, zu denen die KFD im Oldenburger Land regelmäßig einlädt, von Frauen für Frauen. Anja Schlarmann schwärmt: „Das ist etwas, wo wir die Kirche noch mal voll bekommen. Da dabei zu sein – das ist ein ganz tolles Gefühl!“

Die größtenteils von Frauen gestaltete jährliche Landesfrauenwallfahrt nach Bethen sei ein weiteres Beispiel. Und auch das regelmäßige „Frauenfrühstück“, zu dem oft auch jüngere Frauen kämen. „Wir suchen dafür immer einen schönen Ort und bereiten aktuelle Themen attraktiv auf, etwa mit Kabarett oder Poetry-Slam“, erklärt Anja Schlarmann, die seit kurzem zum oldenburgischen Landesvorstand gehört. „Das ist immer eine gute Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen und auch Nichtmitglieder anzusprechen.“

Profil zeigen

Solche Veranstaltungen böten zudem die Möglichkeit, als Verband auch kirchen- und gesellschaftspolitisch Profil zu zeigen. Mit Themen wie der ungleichen Bezahlung von Männern und Frauen zum Beispiel, der daraus resultierende Rentenlücke, aber auch mit Forderungen nach mehr Rechten für Frauen in der Kirche. Anja Schlarmanns Erfahrung: „Dabei hören wir, dass Frauen erstaunt sind, dass wir als KFD uns stark machen für ihre Interessen. Zum Beispiel als die Schließung der Geburtsstation an einem Krankenhaus Thema war.“

Oft kämen die Themen aus den Ortsgruppen. Dazu Angebote, die als Input aus dem Landes- oder Bundesverband kommen. Wie gut auch die angenommen würden, hätten die Frauen etwa bei der KFD-Aktion „#MachtLichtan“ gegen Missstände in der Kirche im Dezember gesehen. Wo Frauen in vielen Gemeinden diese Aktion aufgreifen und vor Ort Gesicht zeigen wollten.

Und die Beitragserhöhung? Hat die sich auch im Oldenburgischen auf die Mitglieder ausgewirkt? „Vielleicht bei älteren Frauen, die vor vielen Jahren Mitglied geworden sind, weil das so üblich war“, sagt Anja Schlarmann. „Die nun älter geworden sind und nicht mehr an den Angeboten teilnehmen können. Und vielleicht bei Jüngeren, die mit der Lage der Kirche insgesamt ein Problem bekommen haben. Ich glaube aber, dass das ein kleiner Prozentsatz ist.“

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