Benediktiner: Gaza-Krieg Katastrophe für Christen

Jerusalemer Abt Schnabel: Israel ist kein „christliches Disneyland“

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Das Heilige Land ist viel mehr als nur ein Pilger- und Touristenziel. Vielmehr gehe es während des Kriegs auch darum, die Christen in ihrer schwierigen Lage zu stützen, erklärt Dormitio-Abt Nikodemus Schnabel bei einem Besuch in Deutschland.

Der Abt der Jerusalemer Dormitio-Abtei, Nikodemus Schnabel, hat kurz vor dem christlichen Osterfest davor gewarnt, Israel und die palästinensischen Gebiete auf ein Pilger- und Touristenziel zu reduzieren. „Das hier ist kein christliches Disneyland. Natürlich gibt es die heiligen Stätten. Aber es gibt auch die lebendigen Steine, die Christen, die hier leben“, sagte Schnabel laut Mitteilung bei einem Besuch des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ (ACN) in Königstein im Taunus. Der Abt kritisierte, dass viele Menschen deren schwierige Realität kaum wahrnähmen.

Schnabel sieht ausbleibende Pilgergruppen in Israel zu Ostern als schwere Belastung für die christliche Minderheit. „Die Christen befinden sich gerade in einer schwierigen Situation. Sie fühlen sich alleingelassen“, sagte er laut Mitteilung.

Wegbleiben der Pilger eine Katastrophe

Im Vergleich zu 2023 sind die Besucherzahlen im Land laut dem israelischen Tourismus-Ministerium um 80 Prozent gesunken. Durch die Krise im Tourismus haben rund 4.000 bis 6.000 Menschen ihre Arbeit verloren, das betrifft auch Angehörige der christlichen Minderheit aus dem Westjordanland, die in den christlichen Gästeherbergen arbeiten.

Im Westjordanland gebe es zwar keine Kampfhandlungen, aber die Christen dort befänden sich ebenfalls in einer sehr schwierigen Situation, sagte Schnabel. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges seien für die Menschen dort schwerwiegend. Viele Christen seien im Pilgertourismus tätig, der nun weitgehend zum Erliegen gekommen sei. „Sie arbeiten als Busfahrer, Restaurantbetreiber, Hotelpersonal oder Reiseführer. Das Wegbleiben der Pilger ist für sie eine wirtschaftliche Katastrophe.“

Dormitio und „Kirche in Not“ helfen

Die deutschsprachige Dormitio-Abtei versucht laut Schnabel, die christlichen Mitarbeiter aus Bethlehem zu unterstützen. Auch „Kirche in Not“ hat nach eigenen Angaben in Kooperation mit dem Lateinischen Patriarchat von Jerusalem Hilfen sowohl für die kleine christliche Gemeinschaft im Gazastreifen als auch für in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratene Christen in Ost-Jerusalem und im Westjordanland auf die Beine gestellt.

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