Pfarreiratsvorsitzender bereitet 800-Jahr-Feier vor

Junger Einsatz für alte Gemeinde: Ansgar Ahrens (33) ist in Lastrup aktiv

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Ansgar Ahrens (33) ist einer der jüngsten Pfarreiratsvorsitzenden im Bistum Münster. Gerade koordiniert er die 800-Jahr-Feier seiner Heimatgemeinde St. Petrus Lastrup, neben seinem Job in Hamburg.

Seit zwei Jahren pendelt er. Zwischen Hamburg und Lastrup. „Kreditanalyse bei einer Exportversicherung“ – so beschreibt Ansgar Ahrens seinen Job. Ein paar Tage die Woche Büro in der Hansestadt, ein paar Tage Home-Office auf dem Dorf. Auch während seines Studiums in Köln und Münster ist er oft heimgefahren, zuletzt fast jedes Wochenende. Heute geht es nach zwei Stunden Heimfahrt manchmal direkt weiter: Weil abends noch die nächste Pfarreiratssitzung ansteht. Oder die Planung 800-Jahr-Feier der St.-Petrus-Gemeinde.

Lastrup ist ihm wichtig, sein Heimatdorf im Landkreis Cloppenburg, die Freunde, die Familie. Und auch die Kirchengemeinde, wo der Landwirtssohn lange Messdiener war, im Zeltlager dabei, in der Landjugend, auch in der Firmvorbereitung. Ansgar Ahrens zuckt mit den Schultern und es wirkt, als sagte er: „Das ist eben meine Heimat.“ Die weite Welt hatte er trotzdem immer im Blick.

Ansgar Ahrens war Zivi in Bolivien

Bei der Romfahrt der Messdiener zum Beispiel, oder bei Weltjugendtagen in Köln, Spanien, Polen oder Panama. Der 33-Jährige lächelt. „Das Nebeneinander von weiter Welt und Gemeinde vor Ort zieht sich durch meinen Lebenslauf“, sagt er und erzählt von Bolivien. Ein Jahr hat er dort als Zivi in einem Jungeninternat der Salesianer Don Boscos mitgeholfen. „Hausaufgabenhilfe, Freizeitgestaltung, solche Sachen.“

Und hat dabei auch eine ganz andere Art von Kirche kennengelernt. Gesehen, dass man seinen Glauben auch anders leben kann, als er es bis dahin kannte. Gläubige stellten sich etwa selbstverständlich und selbstbewusst sonntags vor die Gemeinde, berichteten von ihrem Leben und sprachen über ihren Glauben. Das beeindruckte ihn.

Seit fast zwei Jahren Pfarreiratsvorsitzender

Die Pfarrkirche St. Petrus in Lastrup. | Foto: Michael Rottmann
Die Pfarrkirche St. Petrus in Lastrup. | Foto: Michael Rottmann

Und solche Erfahrungen prägten auch seine Vision für die Zukunft der St.-Petrus-Pfarrei daheim. Seit fast zwei Jahren ist Ansgar Ahrens Pfarreiratsvorsitzender dort, einer der jüngsten im Bistum Münster. Und er würde sich etwas mehr vom selbstverständlich gelebten Glauben der Christen in Südamerika auch hier wünschen.

Sein Eindruck: „Bei uns trauen sich Menschen oft nicht.“ Vielleicht wegen einer anderen Kultur. „Vielleicht, weil sie unsicher sind und Angst haben, mit ihren Ansichten falsch zu liegen.“ Oder wegen eines übersteigerten Klerikalismus, wie Ansgar Ahrens sagt. Möglicherweise sei aber auch die Kirchensteuer der Grund, indem sie bei manchem zu einer Service-Mentalität führe. Nach dem Motto: „Ich zahle dafür, also möchte ich etwas geboten bekommen.“

Manche Kritik an der Kirche findet er unfair

Natürlich weiß er um die Krise der Kirche. Auch um die Skandale, zum Beispiel den Missbrauch. „Es ist schrecklich, was passiert ist“, sagt Ansgar Ahrens. „Es waren auch die Strukturen, die das möglich gemacht haben.“ Traurig, dass sich die Aufarbeitung so lange hinschleppe. Das werde auch in seinem Bekanntenkreis zum Thema gemacht. „Zu Recht.“

Aber manchmal findet er es auch ein bisschen unfair, wenn es heiße, dass sich immer noch nichts geändert habe. Denn er hat durchaus Fortschritte vor Augen. „Wir haben schon vor über zehn Jahren mit der Leiterrunde Präventionsschulungen gemacht. Und es hat sich schon viel gewandelt in den Köpfen.“

Er sieht Pastorale Räume als Chance

Entmutigen lässt er sich jedenfalls nicht. Besonders, weil er seine Gemeinde vor Ort vor Augen hat. Es sind kleine Aufbrüche dort, die ihm Hoffnung machen. Zum Beispiel die Kirche for Kids, die ein paar junge Eltern gegründet haben. „Das wird super angenommen“, freut er sich.

Was lässt ihn sonst noch darauf vertrauen, dass Lastrup mit der 800-Jahr-Feier keinen Abgesang feiert? „Zum Beispiel die Vereine, die hier weiter stark sind und etwas bewegen.“ Und auch die Pastoralen Räume, die er als Chance versteht. Weil Zusammenarbeit mehr Angebote möglich mache.

In Lastrup würde er in den kommenden Jahren gerne besondere Aktionen in der Kirche organisieren. Vielleicht mal die Effata!-Band aus Münster nach Lastrup zu einem Gottesdienst holen? Und die Firmlinge dazu einladen. „Das wäre eine coole Sache.“ Es sei eben wichtig, gemeinsam mit anderen nach Wegen zu suchen, wie man die Gemeinde in der Zukunft lebendig halten kann. Und auch nach 800 Jahren weiter Menschen dafür zu finden. „Eine Gemeinde kann ja nur von dem leben, was sie hat.“

800 Jahre St. Petrus Lastrup
Ein Pfarrfest am Sonntag, 17. September, bildet den Höhepunkt der Feierlichkeiten, mit denen die St.-Petrus-Pfarrei im oldenburgischen Lastrup (Kreis Cloppenburg) ihr 800-jähriges Bestehen begeht. Im Laufe der vergangenen Monate hatte die Pfarrei aus diesem Anlass bereits zu verschiedenen Angeboten eingeladen, zuletzt zu einem Gottesdienst im syro-malabrischen Ritus, zuvor zu einer Lesung mit dem Theologen Daniel Gewand, weiteren Vorträgen oder einer Open-Air-Messe im Dorfpark.

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