Appell beim Weltfriedenstreffen in Münster

Merkel fordert Religionen zu gemeinsamer Friedensarbeit auf

Die Religionen sind nach Ansicht von Kanzlerin Angela Merkel aufgefordert, sich gegen Gewalt und Krieg zu wenden. Das sagte die CDU-Politikerin beim Weltfriedenstreffen der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio in Münster.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Religionen der Welt zu gemeinsamen Anstrengungen für den Frieden aufgerufen. Sie hätten dazu aus ihrem Wesen heraus den Auftrag, sagte Merkel am Sonntag in Münster. Die Religionen seien aufgefordert, sich gegen Gewalt und Krieg zu wenden, auch wenn aus religiösen Gründen dazu aufgerufen werde.

Video vom Weltfriedenstreffen
Video von der Auftaktveranstaltung des Weltfriedenstreffens. | Foto: Michael Bönte

Die CDU-Chefin äußerte sich beim Weltfriedenstreffen der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio und bekannte, sie bewundere die friedensstiftende Kraft der Organisation. Die Gemeinschaft sei auf Versöhnung und Verständigung ausgerichtet. Sant'Egidio arbeite in der Gewissheit, dass Veränderung zum Guten langfristig möglich sei, so Merkel.

Das 31. Weltfriedenstreffen der Gemeinschaft steht unter dem Motto „Wege des Friedens“ und findet in Münster und Osnabrück statt. An der Eröffnung nahm auch der Präsident des Europaparlaments Antonio Tajani teil. Das Treffen endet am Dienstag auf dem Marktplatz in Osnabrück. Neben führenden Vertretern von Kirchen und Religionen erwarten die Veranstalter rund 5.000 Teilnehmern.

 

Kanzlerin hält Religionen für wichtige Partner in der Entwicklungsarbeit

 

Weiter betonte Merkel, die Unterschiede zwischen den Kirchen und Religionsgemeinschaften dürften nicht geleugnet werden. Zwar sei interreligiöser Dialog schwierig; die Alternative aber sei, übereinander zu reden statt miteinander. Das jedoch fördere Ressentiments und Unfrieden, so die Kanzlerin.

Sie hob hervor, die Kirchen und Religionsgemeinschaften setzten sich in erster Linie für humanitäre Lösungen von Problemen ein. In der Entwicklungszusammenarbeit etwa seien sie unersetzliche Partner der Politik. Europa habe dabei eine besondere Verantwortung für Afrika. Klassische Entwicklungshilfe reiche dort nicht. Zusätzlich zu wirtschaftlicher Hilfe sei Unterstützung für den Aufbau von Bildungseinrichtungen gefordert.

 

Merkel: Europa darf sich nicht abschotten

 

Merkel verteidigte die umstrittene Zusammenarbeit mit Libyen. Dadurch könne auch auf der Mittelmeerroute die Zahl der Flüchtlinge gesenkt werden, sagte die Kanzlerin. Zusätzlich bräuchten die Menschen Hilfe, die in dem nordafrikanischen Land gestrandet seien. Europa dürfe sich nicht abschotten, so die Kanzlerin. 

Merkel unterstrich, die Vereinbarung von EU und Türkei habe gezeigt, dass auf diesem Gebiet „Erfolge“ möglich seien. Die Zahl der Flüchtlinge in der Ägäis habe in der Folge abgenommen. Das sei auch in Libyen und damit auf dem Mittelmeer möglich. Die Kanzlerin forderte mehr legale Wege für Flüchtlinge nach Europa. Deutschland sei weiterhin für sogenannte Resettlement-Programme bereit. Dabei wählen internationale Organisationen Menschen in Krisenregionen für eine Umsiedlung aus.

 

Genn lobt Engagement für Flüchtlinge

 

Münsters Bischof Felix Genn lobte den Einsatz Merkels für Flüchtlinge. Allen Widerständen zum Trotz habe sich die Kanzlerin auf europäischer und internationaler Ebene für Menschen eingesetzt, die vor Terror, Krieg, Gewalt, Hunger und Not fliehen. Dafür verdiene sie tiefen Respekt.

Genn lobte auch die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio für ihre weltweite Tätigkeit. Die Initialzündung zu den Weltfriedenstreffen habe Papst Johannes Paul II. 1986 in Assisi gegeben. Er habe sich trotz mancher Einwände nicht irritieren lassen, auf diese Weise zu dokumentieren, dass Religion eines friedensstärkende und -friedenserhaltende Kraft sei.

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