Institut stellt Gutachten vor

Missbrauch: „Muster des Wegschauens“ im Bistum Hildesheim

Die Gefährdung durch den suspendierten Priester Peter R. sei vom katholischen Bistum Hildesheim im Laufe der Jahrzehnte wissentlich in Kauf genommen worden, so ein Ergebnis des Gutachtens eines unabhängigen Münchener Instituts.

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Im Missbrauchs-Fall um den suspendierten Priester Peter R. hat das unabhängige Münchener Institut für Praxisforschung und Projektberatung dem Bistum Hildesheim und den Jesuiten ein „Muster des Wegschauens“ vorgeworfen. Die Gefährdung durch Peter R. sei von dem katholischen Bistum im Laufe der Jahrzehnte wissentlich in Kauf genommen worden, sagte Gutachter Peter Mosser am Montag in Hildesheim.

Insgesamt konnten Mosser zufolge elf gemeldete Fälle sexualisierter Gewalt während der Tätigkeit des Priesters in Hildesheim nachgewiesen werden, sechs davon seien den damaligen Bistumsverantwortlichen bekannt gewesen.

 

 Vorwurf gegen Bischof weder bewiesen noch entkräftet

 

Der suspendierte Priester Peter R. gilt als einer der Haupttäter im Missbrauchsskandal am Berliner Gymnasium Canisius-Kolleg. Später arbeitete er rund 20 Jahre lang im Bistum Hildesheim.

Vorwürfe gegen den verstorbenen Bischof Janssen, zwischen 1958 und 1963 einen Jungen sexuell missbraucht zu haben, konnte das Gutachten weder beweisen noch entkräften. Dass in diesem Fall glaubwürdige Indizien nicht unter den Teppich gekehrt worden seien, sei ein großer Fortschritt, so Mosser. Ein Betroffener hatte sich Anfang 2015 an das Bistum Hildesheim gewandt. Eine Anerkennungszahlung von 10.000 Euro erfolgte laut Gutachten möglicherweise vorschnell. Auch hier hätte das Bistum professioneller vorgehen können, hieß es.
Die aktuellen Bemühungen des Bistums Hildesheim zur Vorbeugung von Missbrauch entsprächen dem Stand der Zeit, so die Gutachter. Dennoch solle sich die Diözese um weitere Professionalisierung bemühen.

 

Bistum bittet um Vergebung

 

Das Bistum stellte am Montag gemeinsam mit dem Institut ein rund 250 Seiten zählendes Gutachten vor. Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger bat die Opfer und ihre Angehörigen um Vergebung. „Die eigene Schuld und das eigene Versagen lasten auf uns.“ Dem Bistum sei sehr bewusst, dass den Opfern großes Leid widerfahren sei. „Das macht mich bekümmert und zerknirscht, und es beschämt mich zutiefst.“

Das unabhängige Münchener Institut hatte im Auftrag des Bistums untersucht, ob institutionelles Versagen die mutmaßlichen Taten erleichtert und die Aufklärung erschwert habe. Das Institut sollte außerdem nach weiteren Missbrauchshinweisen forschen.

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