60 Jahre Ordensleben zwischen Münster, Niederrhein und Tula

Mit 70 noch nach Mexiko: Jetzt wurde Canisianer-Bruder Thomas Bischop 85

Anzeige

Mit 70 begann für ihn "die schönste Zeit": Da ging Bruder Thomas Bischop nach Mexiko, ins Bistum Tula. Viele junge Menschen kennen ihn von dort, weil sie in Tula ihren Freiwilligendienst gemacht haben. Ohnehin hat der Canisianerbruder viele Menschen geprägt, hat lange Zeit seiner Gemeinschaft vorgestanden und sich für andere engagiert. In diesen Tagen wurde er 85 und feierte sein 60-jähriges Professjubiläum.

Er gehört zu den Urgesteinen der Canisianer im Bistum: Bruder Thomas Bischop. Und das nicht nur wegen seines Alters – Bruder Thomas hat gerade seinen 85. Geburtstag gefeiert. Zudem hat er vor 60 Jahren die erste Profess in der Gemeinschaft in Münster abgelegt. Bruder Thomas hat in dieser langen Zeit immer wieder verantwortungsvolle Leitungsfunktionen übernommen.

Eine solche "Karriere" war indes alles andere als absehbar. Aufgrund seiner Konstitution konnte er nicht durchgehend die Schule besuchen. „Ich war gesundheitlich nicht so gut drauf und habe nach meiner Ausbildung zum Großhandelskaufmann das Abendgymnasium in Neuss besucht. Eine harte Zeit damals“, erinnert sich Bischop. Denn tagsüber musste er im Hafen in Neuss arbeiten, um die schulische Ausbildung bezahlen zu können.

Jugendarbeit der Canisianer faszinierte ihn

In dieser Zeit wuchs der Wunsch, sich einer Ordensgemeinschaft anzuschließen. In Neuss hatte er Vorträge des Rektors der Canisianer gehört. Dessen Vorstellungen von Jugendarbeit begeisterten Bischop. Bei dieser Gemeinschaft glaubte er am ehesten seine Vorstellungen von der Arbeit mit jungen Menschen verwirklichen zu können.

Auf Anregung des damaligen Münsteraner Bischofs Michael Keller hatte sich die Gemeinschaft 1951 eine neue Satzung gegeben. Dadurch gewann sie ihre Selbstständigkeit. Benannt wurde die Bruderschaft nach dem heiligen Petrus Canisius aus Nimwegen. Im Zuge dieser Erneuerung übernahmen die Brüder nun in weit größerem Maße Dienste in der Gemeindesozialarbeit und -seelsorge. Die konkrete Ausgestaltung der Jugendarbeit entsprach den Vorstellungen Bischops. Hatte er in seinem Heimatort Raesfeld doch einen Pfadfinderstamm gegründet. Er wusste also, wovon die Rede war.

Bischop war 16 Jahre Hausleiter der Quartaner

Auf der Gaesdonck, einem Internatsgymnasium am Niederrhein, war er ab 1968 16 Jahre lang "Hausvater" der Quartaner. Schon zu Beginn wurde deutlich, was Bruder Thomas auszeichnete: seine Art, Vertrauen zu schaffen, Hilfe und Beistand zu vermitteln, sich selbst nicht in den Vordergrund zu spielen. Von Anfang an stand im Quartanerhaus seine gemütliche Wohnung nicht nur seinen ihm direkt anvertrauten Schützlingen offen, sondern willkommen war jeder, der bei ihm Rat und Hilfe suchen wollte.

„Seine Schüler erzählen von seiner angenehmen Form von Autorität, die Vertrauen erweckte und Integrität ausstrahlte“, berichtet Jörg Baden in den Gaesdoncker Blättern. „Ich habe mich sehr gerne um die jungen Menschen gekümmert“, erinnert sich Bischop. „Es muss eine gute Zeit gewesen sein, denn viele kommen heute noch bei mir vorbei.“

Nachwuchssorgen treiben ihn um

Nach seiner Zeit auf der Gaesdonck wählte ihn die Brüdergemeinschaft 1984 zu ihrem Leiter. Zweimal wurde er iedergewählt, wofür eigens die Satzung umgeschrieben werden musste.

Als Leiter der Canisianer wurde Bruder Thomas zum Vorsitzenden der Konferenz der höheren Ordensoberen der Brüderorden in Deutschland gewählt. Die Sorge um den Nachwuchs stand für ihn an erster Stelle. Auf die Frage, worin er den Grund für den Nachwuchsmangel sieht, antwortete Bischop: „Die religiöse Atmosphäre, der kirchliche Bezug schwinden in den Familien, und natürlich gibt es auch immer weniger Kinder.“

Haus Früchting in Vreden-Ellewick gefördert

Als Sprecher der Brüdergemeinschaften war er mitbeteiligt an der Gründung des „Solidarwerks der Orden“ in Deutschland, das inzwischen eine wichtige Stütze für die Altersvorsorge der Ordensleute geworden ist. Gefördert hat er auch „Haus Früchting“ in Vreden-Ellewick, eine Einrichtung der Brüdergemeinschaft für Menschen mit Behinderungen.

Mit fast 70 Jahren entschloss sich Bruder Thomas, nach Mexiko zu gehen. In Münsters Partnerbistum Tula arbeitete er fünf Jahre als Leiter der Mexiko-Stiftung der Canisianer. Er unterstützte die Bevölkerung etwa durch die Einrichtung von Werkstätten zur Ausbildung, durch Seelsorge und Krankenbesuche, den Bau von 30 Kapellen und den Ausbau von Wegen und Straßen. „Mexiko war für mich die schönste Zeit“, schwärmt er noch heute. „Es ist eine lebendige Kirche. Die Menschen bestechen durch Bescheidenheit, Fröhlichkeit und Gelassenheit.“ Fasziniert hat ihn auch, den Wallfahrtsort Guadalupe in Mexiko-Stadt kennenzulernen.

Bruder Thomas macht sich für Kevelaer stark

Die Marienfrömmigkeit hat er von seiner Mutter übernommen. „Sie war eine große Marienverehrerin“, erinnert er sich. Und hier schließt sich der Kreis. Heute lebt er seit 2007 in Kevelaer und hilft, in der Wallfahrts- und Pfarreiseelsorge, soweit es seine Kräfte zulassen.

Auch hier hat er seinen Einfluss geltend gemacht. Der Standort der Canisianer sollte in Kevelaer aufgegeben werden. „Das geht doch nicht“, hat Bruder Thomas Bischop gesagt. „In Kevelaer wurden wir schließlich gegründet!“ Heute sind die Canisianer in dem Wallfahrtsort wieder zu fünft.

Anzeige