Michael Rottmann zu Übergriffen in der Silvesternacht

Nach Attacken auf Einsatzkräfte: Warum wir heilige Tabus brauchen

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Was verhindert Gewalt gegen Feuerwehrleute und Sanitäter? Böllerverbote und härtere Strafen packen das Problem nicht an der Wurzel, meint Reporter Michael Rottmann.

Sie halten den Kopf für uns hin: retten Leben, löschen Brände, sorgen für Ordnung und Recht. Deshalb haben Feuerwehrleute, Sanitäter und auch Polizisten mehr verdient als Respekt und Anerkennung. Ihre Sicherheit sollte uns allen heilig sein, Gewalt gegen sie unverzeihlich!

Attacken auf Einsatzkräfte wie in der Silvesternacht – nicht nur in Berlin, sondern etwa auch in Münster, Duisburg oder Vechta – gehören geahndet, klar und konsequent. Anschließend als erledigt zu den Akten legen, darf man die Geschehnisse auch nicht. Weil hinter ihnen eine tiefere Krise steckt. Eine, die jederzeit wieder aufbrechen kann. Daran dürfen wir uns nicht gewöhnen!

Das tut man nicht!

Schärfere Gesetze oder Böllerverbote greifen als Gegenmittel jedoch zu kurz. Weil beide nur Symptome bekämpfen, statt das Problem an der Wurzel zu packen. Wir müssen uns auch andere Fragen stellen. Zum Beispiel: Warum ist es nicht gelungen, den jungen Tätern – ob mit oder ohne Migrationshintergrund – ein Wertesystem einzupflanzen, das Grenzen setzt, die reflexartig funktionieren?

Und das nicht bloß, weil sonst harte Strafen drohen. Sondern: Weil jedem der Schutz von Einsatzkräften heilig sein muss. Ein Wertesystem mit klaren Tabus: Helferinnen oder Helfer anzugreifen, und das auch noch im Einsatz, ist wie Lügen, Betrügen oder Schwächere schlagen, ehrlos und widerlich. Das tut man nicht! Egal, wie schwierig oder perspektivlos die eigene Situation gerade scheinen mag.

Eltern in der Pflicht

So etwas lernt man am besten in der frühesten Kindheit – durch Vorbilder. Weil es bei manchen Jugendlichen an solchen „Influencern“ fehlte, ist es richtig und wichtig (vielleicht noch intensiver und zielgenauer) nachzuarbeiten. Mit Schulsozialarbeit, Integrationsprogrammen oder anderen Angeboten. Insbesondere solchen, die den Benachteiligten unter ihnen gerechte Chancen vermitteln.

Aber auch die wichtigsten Influencer dürfen nicht aus dem Blick geraten: Eltern! Sie müssen gestärkt und mit in die Verantwortung genommen werden. Wenn es darum geht, ihren Kindern zu vermitteln, was uns heilig und was ein Tabu sein muss.

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