Betroffen sind Bauwerke an Landes- und Bundesstraßen

Wegkreuze und Bildstöcke eine Gefahr? Land NRW prüft hunderte Standorte

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Wie sicher stehen Wegkreuze und Bildstöcke in Nordrhein-Westfalen? Das will der Landesbetrieb „Straßen NRW“ prüfen, damit sich ein tödliches Unglück nicht wiederholt.

Ein umstürzendes Sandsteinkreuz an einer Landstraße in Büren im Kreis Paderborn hatte im November 2021 einen siebenjährigen Jungen beim Spielen erschlagen. Deshalb will „Straßen NRW“ – zuständig entlang der Landes- und Bundesstraßen in Nordrhein-Westfalen – nun prüfen, ob Gedenkorte etwa aus Stein, Beton oder Metall standsicher sind.

Wie viele Wegkreuze betroffen sein könnten, ist unklar. „Straßen NRW“ ließ eine Kirche+Leben-Anfrage zunächst unbeantwortet. Auch dem Bistum Münster liegen keine Zahlen vor. Anke Lucht von der Bischöflichen Pressestelle verweist gegenüber Kirche+Leben darauf, Kreuze und Bildstöcke seien überwiegend von Privatleuten errichtet worden, nicht von Pfarreien oder kirchlichen Trägern.

Im Bistum Münster hunderte Kreuze vor Prüfung

Gleichwohl dürften allein im Bistum Münster hunderte Gedenkorte unter die Lupe kommen. Tobias König, Sprecher des Kreises Coesfeld, sagt auf Anfrage, im Kreis seien gut 1.000 Wegkreuze, Bildstöcke und Heiligenfiguren in den Katastern verzeichnet.

Zwar stehen die Gedenkzeichen nicht alle an Landes- und Bundesstraßen – dann würden sie Teil der Überprüfung. Zudem sind Bildstöcke, die komplett auf Privatgrund errichtet wurden, nicht meldepflichtig und daher womöglich auch nicht erfasst. Dennoch dürfte „Straßen NRW“ allein an Landes- und Bundesstraßen im Bistum Münster eine mindestens dreistellige Zahl von Wegkreuzen vor sich haben.

Notfalls Versetzung oder Entfernung

Klar ist: Hat „Straßen NRW“ in einem konkreten Fall Bedenken, versucht der Landesbetrieb, Kontakt aufzunehmen mit den Menschen, denen das Wegkreuz gehört oder die sich darum kümmern. In der Regel soll ein Brief vor Ort hinterlassen werden. „Straßen NRW“ strebe einvernehmliche Lösungen an, heißt es.

Das begrüßt Bistumssprecherin Lucht. Der Schutz von Leben und Gesundheit der Menschen habe Priorität, betont sie auf Anfrage. Gleichwohl wäre es „natürlich schön, wenn möglichst keine Kreuze oder Bildstöcke komplett entfernt würden, sondern man für die, die wirklich eine Gefahr darstellen, einen sicheren neuen Standort findet“. Schließlich seien Wegkreuze Ausdruck des Glaubens der Menschen, der jahrhundertelangen religiösen und kulturellen Tradition und seien bis heute wichtige Gedenkorte – etwa als Stationen bei Prozessionen.

Hölzerne Unfallkreuze ausgenommen

Die Kreisverwaltung Coesfeld hatte ein Förderprogramm aufgelegt, um die Sanierung von Wegkreuzen und Bildstöcken zu bezuschussen. Der Topf ist inzwischen fast leer. Kathrin Daldrup vom Kreis sagt zu Kirche+Leben, viele Antragsteller hätten sich auch um Statik und Sicherheit gekümmert: „Schließlich sollen die Kreuze und Bildstöcke noch lange stehen bleiben.“

Nicht betroffen von einer möglichen Versetzung und Entfernung durch „Straßen NRW“ sind übrigens Holzkreuze zur Erinnerung an Verkehrsunfälle – wegen ihrer niedrigen Größe und des eher geringen Gewichts.

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