SPD-Politiker lobt in Berlin Rücktrittsangebot von Kardinal Marx

Außenminister Maas: Kirche muss Missbrauch transparent aufarbeiten

  • Außenminister Heiko Maas fordert die katholische Kirche zur weiteren Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch auf.
  • Bei einer Tagung mit Kardinalstaatssekretär Parolin betonte er als "Christ und Katholik" die Wichtigkeit von Gerechtigkeit und Transparenz, um neues Vertrauen aufzubauen.
  • Der SPD-Außenminister hob die weltweiten Verdienste der Kirche um Frieden und Gerechtigkeit hervor.

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Außenminister Heiko Maas (SPD) hat die katholische Kirche zur weiteren Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch aufgerufen. "Nur Gerechtigkeit kann die tiefen Wunden hoffentlich irgendwann heilen, die Menschen durch sexuellen Missbrauch erlitten haben", sagte Maas am Mittwoch in Berlin. Bei einer Tagung zu 100 Jahren diplomatischer Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Deutschland betonte er "als Christ und Katholik" laut vorab verbreitetem Redemanuskript: "Nur durch Gerechtigkeit und Transparenz wird neues Vertrauen in die Kirche wachsen, das - wie ich auf meinen Reisen immer wieder erlebe - nicht nur in Deutschland erschüttert ist."

Vor Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, dem "zweiten Mann" im Vatikan nach Papst Franziskus, und deutschen Bischöfen dankte der Außenminister "denjenigen, die den steinigen Weg der Aufarbeitung und der Reformen gehen". Dabei hob er Kardinal Reinhard Marx hervor. Dessen Rücktrittsangebot als Erzbischof von München und Freising, das Papst Franziskus jedoch nicht annahm, habe ihn "tief beeindruckt", betonte Maas. Zugleich sei er dankbar, dass Marx "der katholischen Kirche in Deutschland und auf der Welt erhalten bleibt: als jemand, der die Kraft zur Erneuerung sucht. Und sie im Austausch mit allen Teilen der Kirche, gerade auch mit den vielen engagierten Laien, findet."

 

Kirche solle "sich ohne Vorbehalte der Welt öffnen"

 

Der SPD-Politiker äußerte den Wunsch nach einer Kirche, "die sich einbringt in die Welt. Weil ihre Stimme, ihre Seelsorge und Ihre guten Werke gebraucht werden." Das setze jedoch voraus, dass die Kirche die Kraft finde, "sich ohne Vorbehalte der Welt zu öffnen". Dafür stehe auch die Offenlegung der Akten zum Pontifikat von Pius XII., der über Jahrzehnte eine zentrale Figur der beiderseitigen Beziehungen gewesen sei.

Der Außenminister hob überdies die weltweiten Verdienste der katholischen Kirche für Frieden und Gerechtigkeit hervor. Als Beispiele nannte er Mosambik, den Südsudan, Venezuela und Nicaragua. Oft seien es Organisationen wie Caritas, Malteser oder Misereor, die "humanitäre Not lindern und Entwicklungschancen schaffen". Gleiches gelte für den Kampf gegen den Klimawandel. Das Lehrschreiben "Laudato Si" von Papst Franziskus habe "weltweit Augen und Ohren geöffnet".

Maas äußerte sich in der Apostolischen Nuntiatur beim Auftakt der Tagung. Sie beschloss einen dreitägigen Besuch Parolins in Berlin. Der Kardinalstaatssekretär ist im Namen des Papstes für die politischen und diplomatischen Aktivitäten des Heiligen Stuhls hauptverantwortlich.

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