Porträts zur Diskussion um Priesterinnen in der katholischen Kirche

Berufene Frauen – Inge Zumsande aus Tecklenburg-Leeden

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Viel wird zurzeit darüber gesprochen, ob Frauen auch Diakoninnen und Priesterinnen werden können. Wenig ist von den Frauen selber zu lesen, die sich berufen fühlen - zu Priesterlichem, zu Priesterinnen, auch wenn das lehramtlich weiterhin ausgeschlossen wird. "Kirche-und-Leben.de" stellt einige Frauen vor. Zum Beispiel Inge Zumsande aus Tecklenburg-Leeden.

„Weil Gott es so will“ hat Schwester Philippa Rath ihr aktuelles Buch genannt, in dem sie 150 Frauen zu Wort kommen lässt, die von ihrer Berufung zur Diakonin und Priesterin berichten. In einer Zeit intensiver Diskussion über die Rolle der Frau in der Kirche ein deutliches Statement der Benediktinerin und Delegierten beim Synodalen Weg. Die Lebenszeugnisse der Autorinnen gingen ihr unter die Haut, sagt sie einer Video-Botschaft zu ihrem Buch.

Eine der Autorinnen darin ist Inge Zumsande. Auch sie schreibt über ihren Wunsch nach Teilhabe, Mitverantwortung und Gleichberechtigung. Die 46-jährige Pastoralreferentin aus Leeden im Tecklenburger Land ist Referentin für Beziehungspastoral im Bistum Osnabrück mit dem Schwerpunkt Ehe und Familie. Darüber hinaus ist sie in der Weiterbildung zur Ehe, Familien- und Lebensberaterin.

 

Sie hat sich arrangiert

 

Als Ehefrau und Mutter zweier Kinder scheint sie nicht unbedingt zu jenen Frauen zu gehören, die mit großer Vehemenz Diakonin oder Priesterin werden wollen. „Ich habe mich damit arrangiert, dass das nicht möglich ist, bin aber nach wie vor traurig, dass ich das, was ich gern leben würde, nicht leben darf“, sagt sie. „Wäre dieser Weg möglich gewesen, hätte ich mich bestimmt intensiv damit auseinandergesetzt.“ Weil es für sie stimmig gewesen wäre. „Ich sehe mein pastorales Handeln immer auch als geistliches Tun.“ Wenn dieses aber am Ende beschnitten ist, empfindet sie das als unlogisch. „Ich darf ein Paar auf dem Weg zur Hochzeit begleiten, bei der Trauung aber nicht assistieren.“ Sie muss nicht lange nachdenken um, ein anderes Beispiel zu finden: „Eine Predigt schreiben ist mir erlaubt – halten darf ich sie in der Eucharistiefeier offiziell aber nicht.“

Sie macht das wütend, „andere Frauen leiden richtig darunter“, sagt sie. Sie kennt nicht wenige. „Wer einen Schwerkranken über Jahre begleitet, ihm aber an einem entscheidenden Punkt seines Leidens nicht die Krankensalbung spenden darf, erlebt diese widersprüchliche Situation noch schmerzhafter.“ Sie bewundert Frauen, die sich deshalb für ihre Weihe kämpfen. „Sie könnten auch einfach resignieren.“

 

Fatales Verbot

 

Buchtipp:
Philippa Rath
Weil Gott es so will - Frauen erzählen von ihrer Berufung zur Diakonin und Priesterin
Verlag Herder, Hardcover, 25 Euro
Dieses Buch hier direkt oder telefonisch (0251/4839-210) bei unserem Partner Dialogversand bestellen.

Genau an diesem Punkt hat Zumsande ihre größte Sorge. „Die Kirche läuft damit Gefahr, große Begabungen zu verlieren.“ Frauen abzusprechen, in Weiheämtern ihre Berufung zu haben, hält sie für abwegig. „Dafür gibt es beim heutigen biblischen Forschungsstand keine überzeugende Grundlage“, ist sie überzeugt. Dann aber an einer theologischen oder historischen Begründung des Verbots festzuhalten, hält sie für fatal. „Die Kirche verhindert, dass Frauen, die sich für diese besondere Form des Lebens berufen fühlen, das auch leben können - eine Verschwendung von Talenten und Charismen!“

Zumsande kennt die Frage, warum Frauen sich nicht mit anderen Möglichkeiten des Engagements in der Kirche zufriedengeben, sondern die Weihe einfordern. „Weil wir in den Sakramenten etwas vollenden, für das wir einen heiligen Boden geschaffen haben.“ Die Eucharistie ist für sie das herausragende Beispiel. „Sie ist die Quelle des Glaubens, das Zentrum, das Ziel.“ Der Weg dorthin wird nach Meinung der Theologin durch Gebete, Gemeinschaft und Nächstenliebe bereitet. „Warum dürfen Frauen der Messe nicht vorstehen – und damit die Sakramentsfeier um ihre Spiritualität, ihre Gestaltung einer Christusbeziehung und Ausstrahlung bereichern?“

 

„Ich will mich nicht unglücklich machen“

 

Der Gedanke an diese Fragen beschäftigt sie, auch wenn sie ihre eigene Berufung derzeit in anderer Weise lebt. Die sieht sie in ihrem Beruf, als Mutter und in ihrem ehrenamtlichen Einsatz in der Pfarrgemeinde. „Aber die Diskussion darüber gehört aufs Tableau.“

Zumsande gibt ehrlich zu, dass sie für sich eine permanente Auseinandersetzung damit nicht zulässt, weil sie sonst ihre Arbeit nicht tun könnte – aus Frust. „Ich will mich nicht unglücklich machen und habe mir daher Nischen in der Kirche gesucht, wo ich mich in meinem seelsorglichen Handeln nicht ständig ausgebremst und degradiert fühle.“

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