Johannes Bernard über einen hausgemachten Skandal

Mehr günstiger Wohnraum ist dringlich - und Kirchen müssen dabei helfen

Anzeige

In Deutschland fehlen Hunderttausende von Wohnungen. Die Mieten explodieren. Das ist ein hausgemachter Skandal, meint Johannes Bernard, sieht die Kirchen in der Pflicht – und mit guten Beispielen vorangehen.

Auszubildende, Studierende, größere Familien, Geringverdiener und Arbeitssuchende wissen es aus Erfahrung: Bezahlbarer Wohnraum ist knapp, die Warteschlangen bei den Wohnungsbesichtigungen werden länger.

Es liegt vieles im Argen: Besonders der soziale Wohnungsbau stockt, immer mehr Vorschriften und beizubringende Gutachten bringen Bauträger und Investoren um den Verstand, Grundstücke sind kaum noch zu haben oder zu teuer, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Höhere Zinsen, teureres Baumaterial und fehlende Fachkräfte tun ein Übriges.

Immer weniger Sozialwohnungen 

In Deutschland ist der Bestand an Sozialwohnungen von rund drei Millionen Anfang der 1990er Jahre auf etwa eine Million Sozialwohnungen gesunken – schlechte Zeiten also für Menschen mit geringem Einkommen. Das alles ist bekannt und wird täglich beklagt. Erst kürzlich tadelte der Europarat Deutschland, mehr gegen Armut und Wohnungsnot zu tun. Ein Armutszeugnis für die Bundesrepublik.

Fördern, was Wohnungen schafft: Diese Richtschnur muss die Politik vorgeben, und zwar schnell. Andere werden dann folgen: Investoren, Bauwillige, die öffentliche Wohnungswirtschaft.

Immobilienkonzepte der Pfarreien

Auch die Kirchen müssen helfen – als Besitzer von Grund und Boden, als Immobilienverwalter. Die Pfarreien könnten mehr tun: im Zusammenspiel mit den Kommunen als Entscheider über Planungen mehr Flächen bereitstellen und in ihren Immobilienkonzepten die Schaffung von neuem Wohnraum favorisieren.

Und hier und da gehen die Pfarreien mit gutem Beispiel voran: in Liebfrauen Bocholt entstehen auf einem Kirchengelände Mietwohnungen und Wohneinheiten für Menschen mit Betreuungsbedarf, in St. Laurentius Warendorf in einer Kirche in mehreren Etagen Wohnräume, in St. Mauritz Münster Wohnungen für Menschen in schwierigen sozialen Lagen, in St. Sixtus Haltern Seniorenwohnungen auf dem neuen Laurentius-Campus.

Eigentum für viele

Doch es muss noch mehr getan werden. Das braucht Mut zur Umsetzung in den Pfarreien. Und eine Politik, die den Wohnungsbau fördert statt mit immer mehr Gesetzesauflagen behindert, die steuerliche Anreize schafft und bereit ist, ein Stockwerk mehr bauen zu lassen. Wohneigentum darf kein Privileg für Vermögende sein.

Anzeige