KjG St. Stephanus Münster hilft Gleichaltrigen

„Neue Frisur“ für den Garten einer Mädchen-Wohngruppe in 72 Stunden

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Schaufel, Schubkarre, Gartenarbeit – diesen 72-Stunden-Klassiker geht die Leiterrunde der KjG St. Stephanus Münster an. Von ihrem Projekt werden Gleichaltrige profitieren.

„Der Garten bekommt eine neue Frisur“, sagt Mattes Klokkers. Der 18-Jährige aus der Leiterrunde der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) St. Stephanus Münster stößt eine Schaufel in eine bereits recht mitgenommen wirkende Rasenfläche. Bei diesem Projekt der 72-Stunden-Aktion der katholischen Jugendverbände packt nicht nur ein gutes Dutzend KjG-ler zwischen 18 und 25 Jahren an – es profitieren auch Jugendliche. Nämlich die Mädchen einer Wohngruppe der Evangelischen Jugendhilfe Münsterland.

Rabea Hauer arbeitet dort als Erzieherin und hat ihre KjG-Freunde auf die Projektidee gebracht. Würden nicht die Jugendlichen anpacken, müssten die Mitarbeitenden irgendwann Zeit finden – wann, da kann die 22-Jährige nur mit den Schultern zucken. Würde offenbar etwas dauern.

Rasenfläche begradigt

Zu tun gibt’s genug: Am Donnerstag haben die KjG-ler zwei kleine Geräteschuppen aus Holz abgerissen, die morsch geworden waren. Ein dritter Schuppen wird im Lauf des Wochenendes renoviert und gestrichen.

Am Freitag tragen die Jugendlichen die Rasenfläche ab. „Da wächst inzwischen mehr Moos als Gras“, ist den prüfenden Blicken nicht entgangen. Die Fläche, die vom Haus weg abfällt, soll begradigt und neu begrünt werden. „Im Moment kann man da nicht einmal einen Tisch oder einen Stuhl hinstellen“, sagt Rabea Hauer.

Kritischer Blick zur Gartenmauer

Spannend wird, was die Gartenmauer macht: Am höchsten Punkt der Fläche, wo die Jugendlichen gerade schaufeln, wollen sie geschätzt 30 Zentimeter Erde abtragen. „Hoffentlich gibt die Mauer nicht nach“, sagt Anoushka Sherif (21).

Am Samstag sollen Vogelhäuschen und Insektenhotels aufgestellt werden. Dann helfen auch die sieben Bewohnerinnen zwischen 14 und 17 Jahren mit, die gerade in der Schule sind. Sie leben in der Wohngruppe, weil sie nicht in ihren Familien bleiben konnten. Diverse Kleinigkeiten komplettieren das 72-Stunden-Projekt: Rasen säen, Beete neu bepflanzen, den hölzernen Gartenzaun lasieren.

Ministerin zu Besuch

Das Material bekommen die KjG-ler gespendet: Den Baumarkt-Einkauf hat die nordrhein-westfälische Jugendministerin Josefine Paul (Grüne) mit 200 Euro bezuschusst, die die Gruppe am Freitag besucht. Was an Schaufeln und Co. fehlte, haben Freunde und Familie an die Aktiven verliehen.

Die jungen Leute opfern auch am Freitag ihre Freizeit: „Einer hat sich eine Schulbefreiung geholt“, sagt Annika Pietsch (18), die selbst im Bundesfreiwilligendienst steckt. „Andere sind im Freiwilligen Sozialen Jahr, arbeiten oder studieren. Das ging schon, sich dafür freizunehmen.“ Am Nachmittag und am Wochenende erwartet die Truppe noch Verstärkung.

„Wir ziehen durch“ – trotz des Regens

„Die Welt ein Stück besser machen“ will die 72-Stunden-Aktion – „ein bisschen trockener“ wäre im Dauer-Nieselregen schon mal ein Anfang. Ein Problem ist das Wetter nicht: Die Kleidung hält das aus, im Haus gibt’s Kaffee: „Wir ziehen durch“, sagt Mattes Klokkers. Und wenn der Geräteschuppen wegen des Regens nicht gestrichen werden kann, „dann kommen wir später nochmal wieder“.

„Eine Super-Aktion“, lobt Ministerin Paul mit Blick auf die Vielfalt der 72-Stunden-Projekte. „Toll, dass sich so viele junge Leute engagieren und Verantwortung übernehmen“, sagt sie im Kirche+Leben-Gespräch. Das zeige, wie stark auch die katholischen Jugendverbände seien.

72-Stunden-Aktion im Bistum Münster - der Freitag im Ticker

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