Umfrage bei Gerichten bestätigt Stichprobe von „Kirche-und-Leben.de“

Zeitung: Deutlich mehr Kirchenaustritte in NRW-Städten

  • Die Zahl der Kirchenaustritte bei etlichen Amtsgerichten in Nordrhein-Westfalen hat 2022 neue Höchstwerte erreicht.
  • Eine Umfrage der „Kölnischen Rundschau“ bei Gerichten in NRW-Städten bestätigt den Befund einer Stichprobe von „Kirche-und-Leben.de“ bei Pfarreien im Bistum Münster.
  • Alle von der Zeitung befragten Gerichte, die bereits eine Auswertung vorlegen konnten, meldeten einen Anstieg von 2021 auf 2022.

Anzeige

Die Zahl der Kirchenaustritte bei etlichen Amtsgerichten in Nordrhein-Westfalen hat 2022 neue Höchstwerte erreicht. Eine Umfrage der „Kölnischen Rundschau“ bei Gerichten in NRW-Städten bestätigt den Befund einer Stichprobe von „Kirche-und-Leben.de“ bei Pfarreien im Bistum Münster.

Erste Bistums-Pfarreien hatten vergangene Woche für 2022 eine Verdopplung der Rekordzahlen von 2021 gemeldet. Das trifft laut „Rundschau“ auch auf einige Amtsgerichte zu. Alle von der Zeitung befragten Gerichte, die bereits eine Auswertung vorlegen konnten, meldeten einen Anstieg von 2021 auf 2022.

Verdopplung in Oberhausen, moderater Anstieg in Köln

Beim Amtsgericht Oberhausen wurden 2022 demnach 2.409 Kirchenaustritte registriert, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr (1.176). Auch in Düren gab es gegenüber 2021 einen Anstieg um 95,8 Prozent auf nun 2.894 Austritte, hieß es. In Düsseldorf lag die Zahl der Austritte laut Zeitung mit 9.653 um 59,7 Prozent über der von 2021.

In absoluten Zahlen liegt Köln (20.331) vorn. In der Bischofsstadt des krisengeschüttelten Erzbistums Köln lag die Austrittszahl bereits 2021 hoch, sodass das prozentuale Plus lediglich fünf Prozent ausmacht. Das Amtsgericht Bonn (6.146 Fälle, plus 4,2 Prozent) meldete ebenfalls eine moderate Steigerung.

Anteil der Katholiken an den Austritten steigt

Andere Gerichte wiesen Steigerungsraten zwischen 30 und 50 Prozent oder darüber aus. Wo die Gerichte die Austritte nach Konfessionen getrennt erfassen, ergab sich meistens, dass der Anteil der Katholiken unter den Ausgetretenen anstieg. 2021 hatten 155.322 Menschen die christlichen Kirchen in NRW verlassen.

Inzwischen werde nicht ein Austritt, sondern die Kirchenmitgliedschaft „begründungspflichtig“, sagte Petra-Angela Ahrens vom Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland der „Rundschau“. Mittlerweile gebe es eine Art Sogeffekt: Gerade bei Jüngeren gebe es verstärkt Austritte, die „keinen besonderen Anlass wie kirchliche Skandale oder enttäuschende Erfahrungen“ brauchten. Manchmal träten mehrere Familienangehörige oder Freunde gemeinsam aus.

Anzeige