Themenwoche „Neue Diakone im Bistum Münster“ (1)

Wadersloher Michael Bernzen sieht Schwerpunkt in der Trauerarbeit

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Fünf neue Diakone mit Zivilberuf werden am Sonntag, 19. November, von Münsters Bischof Felix Genn geweiht. Sie werden zukünftig in ihren Pfarreien in der Seelsorge tätig sein. Kirche-und-Leben.de stellt die Kandidaten vor. Zum Auftakt: Michael Bernzen aus Wadersloh.

Als Pfarrer Martin Klüsener ihn vor einigen Jahren nach einem Sonntagsgottesdienst fragte, ob er sich vorstellen könne, Diakon zu werden, ging Michael Bernzen zunächst von einer sicheren Verwechslung aus. „Ich konnte einfach nicht glauben, dass er wirklich mich meinte und habe etwas abgeblockt“, erinnert sich der heute 53-Jährige an seine erste Reaktion. Doch dann nahm er sich Zeit, dachte darüber nach – und machte sich schließlich auf den Weg. Am Sonntag, 19. November, wird der Wadersloher zusammen mit vier weiteren Männern von Münsters Bischof Felix Genn zum Ständigen Diakon mit Zivilberuf geweiht, wie die Bischöfliche Pressestelle berichtet.

Während andere Menschen Krisen am liebsten aus dem Weg gehen, gehören sie für Bernzen zum Alltag. Seit 21 Jahren arbeitet er beim Institut der Feuerwehr in Münster und bildet mittlerweile Mitglieder von Krisenstäben aus – inklusive praktischer Übungen. Katastrophenvorsorge und Katastrophenmanagement hat er dafür studiert. „Ich merke, dass sich durch die Ausbildung zum Diakon auch in meinem Job etwas verändert hat. ‚Bei den Menschen sein‘ hat eine neue, tiefere Bedeutung bekommen“, sagt Bernzen.

Weltjugendtags-Gäste entzünden Funken bei Bernzen

Im Gegensatz zu seinen Kollegen im Ausbildungskurs bringt der Mann aus Wadersloh (Kreis Warendorf) keine „klassische katholische Sozialisierung“ mit, wie er sagt. Seine Eltern sind gläubig, der Sonntagsgottesdienst gehörte selbstverständlich dazu. Von ihnen habe er insbesondere die Hilfsbereitschaft, den Blick für den Anderen gelernt. „Aber ich war nie in der Gemeinde aktiv, weder in der Jugend-, noch in der Gremien- oder Verbandsarbeit“, blickt Bernzen zurück. Sein Leben und das seiner Frau hat sich unter anderem durch den Aufenthalt zweier Amerikanerinnen verändert, die 2005 vor dem Weltjugendtag in Köln die „Tage der Begegnung“ bei dem Ehepaar in Wadersloh verbrachten. „Sie haben ihren Glauben so selbstverständlich gelebt, das Gebet gehörte zu ihrem Alltag dazu“, erinnert sich Bernzen. Wie „ein Funken, der bei uns gezündet hat“, beschreibt er die gemeinsame Zeit damals.

Bernzen lernt die Spiritualität von Schwester Faustina Kowalska kennen, die als eine der größten Mystikerinnen des 20. Jahrhunderts gilt. Von 1905 bis 1938 lebte sie in Polen. Als junge Ordensschwester soll sie Visionen von Jesus gehabt haben, der zu ihr von der Barmherzigkeit Gottes gesprochen haben soll. Ihre Erfahrungen schrieb sie in einem Tagebuch nieder. „Ich habe das Tagebuch gelesen und schon mehrmals den Ort ihres Lebens und Sterbens besucht“, sagt Bernzen. Den Weltjugendtag 2016 im polnischen Krakau erlebte er als Freiwilliger im Kloster der Kongregation der Schwestern der Muttergottes der Barmherzigkeit – eine weitere intensive Glaubenserfahrung.

Langsam in den Dienst hineinwachsen

Nach einem ersten Zögern auf Pfarrer Klüseners Anfrage, Diakon zu werden, stimmte Bernzen zu. 2019 begann er die vierjährige Ausbildung im Institut für Diakonat und pastorale Dienste (IDP) des Bistums Münster. Erst vor gut einem Jahr weihte er die Gemeinde und sein Umfeld ein. Er belegte den Würzburger Theologie-Fernkursus, eine Voraussetzung für das Diakonenamt. „Das waren harte, lernintensive Stunden“, weiß Bernzen zu berichten. Zusätzlich an jeweils einem Wochenende im Monat wurden im IDP unter anderem diakonische, geistliche und pastorale Themen aufgegriffen. Die Kandidaten lernten, wie man eine Predigt aufbaut, wie man Gespräche führt und mit der Bibel arbeitet – und welche Dienste Diakone in liturgischen Feiern übernehmen können. Bei alldem hat ihn seine Frau begleitet. „Es geht nur als gemeinsamer Weg“, ist Bernzen überzeugt und dankbar für „diese geschenkte Erfahrung als Ehepaar“.

Der Wadersloher möchte langsam in den Dienst als Diakon hineinwachsen, sehen, was neben seiner Familie, seinem Beruf im Institut der Feuerwehr und seinem Ehrenamt, unter anderem bei der Freiwilligen Feuerwehr und im Schützenverein, zeitlich geht. Am Altar wird er seltener zu finden sein. „Ich möchte kein Liturge werden“, sagt er. Taufen und bei Trauungen assistieren, das könne er sich zwar grundsätzlich vorstellen, als einen Schwerpunkt sieht er aber am ehesten die Trauerarbeit. „Bischof Genn hat bei unserem persönlichen Gespräch von ‚Gestrandeten‘ gesprochen. Ich möchte versuchen, für die Menschen ein Stück weit da zu sein, die beispielsweise einen Sterbenden begleiten, um einen Angehörigen trauern oder – aus welchen Gründen auch immer – einsam sind. Solche Situationen gibt es oft schon im unmittelbaren Umfeld.“

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