Kapitalismus-Kritiker aus Emsdetten starb mit 92 Jahren in Costa Rica

Befreiungstheologe Franz Josef Hinkelammert ist tot

  • Der aus Emsdetten stammende Befreiungstheologe Franz Josef Hinkelammert ist tot.
  • Er starb im Alter von 92 Jahren in Costa Rica, wo er seit 1976 tätig war.
  • Während seiner Münsteraner Zeit war er Mitarbeiter des späteren Kölner Erzbischofs Joseph Höffner an der Universität Münster.

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Der Ökonom und Theologe Franz Josef Hinkelammert ist tot. Wie erst jetzt bekannt wurde starb er bereits am 16. Juli in San José (Costa Rica) im Alter von 92 Jahren.

Der aus dem münsterländischen Emsdetten (Kreis Steinfurt) stammende promovierte Wirtschaftswissenschaftler ging in den 1960er Jahren für die Konrad-Adenauer-Stiftung nach Chile und lehrte an der Päpstlichen Katholischen Universität in Santiago de Chile. Zuvor war er während seines Theologiestudiums in Münster Mitarbeiter von Joseph Höffner, damals Professor für Christliche Sozialwissenschaften und späterErzbischof von Köln.

Nach dem Militärputsch in Chile 1973 musste Hinkelammert das Land verlassen und kehrte kurzzeitig nach Deutschland zurück. 1976 gründete er in Costa Rica mit anderen Wissenschaftlern ein interdisziplinär arbeitendes Forschungsinstitut der Befreiungstheologie, der er sich zeitlebens verbunden fühlte und die er mitprägte.

Ablehnung der Globalisierung

In zahlreichen Publikationen, meist in spanischer Sprache, kritisierte Hinkelammert die neoliberale Wirtschaftstheorie und den Kapitalismus. Er beschäftigte sich mit den Theorien von Karl Marx, dessen Religionskritik er ablehnte, und mit bibeltheologischen Auslegungen. Eines seiner Werke trägt den Titel „Der Schrei des Subjekts - Vom Welttheater des Johannes-Evangeliums zu den Hundejahren der Globalisierung“.

In Lateinamerika stand Hinkelammert zeitlebens auf der Seite der Befreiungstheologen. 2006 wurde er in Venezuela als erster Preisträger des Premio Libertador („Befreierpreis“) gewählt.

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