„Manche unserer Themen haben Folgen für den ganzen Planeten“

Bischof Bahlmann berichtete in Visbek über Amazonas-Synode

Wenige Tage nach Abschluss der Amazonas-Synode hat der Bischof von Obidos in Brasilien in seiner oldenburgischen Heimat von seinen Erfahrungen bei dem Treffen in Rom berichtet. 150 Zuhörer kamen in das Visbeker Pfarrheim.

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Manche Themen sind für ihn sehr spezielle Fragen der Kirche am Amazonas. Bischof Bernhard Johannes Bahlmann nannte zum Beispiel nach der Weihe verheirateter Männer zu Priestern für Hunderte von Kilometern entlegene Gemeinden, die sonst manchmal über Jahre keinen Gottesdienst feiern können. „Das ist ganz anders als in Deutschland“, sagt er.

Andere Fragen aber, so betonte der Bischof des Amazonas-Bistums Obidos jetzt bei einem Vortrag im Pfarrheim von Visbek, gehen alle Menschen auf der Welt an, zum Beispiel die nach der Verantwortung für die den Erhalt der Natur Amazoniens. Weil sie Folgen für alle haben.

 

Bahlmann fordert ökologische Umkehr

 

„Wir müssen unbedingt etwas tun für den Regenwald, dass nicht noch mehr abgeholzt wird und dass wir Wiederaufforstungsprojekte starten.“ Das hatte der aus Visbek stammende Amazonas-Bischof auch in seinem Beitrag bei der Synode gesagt und gefordert, „dass wir wegkommen von einer Wirtschaft, räuberisch und zerstörerisch ist.“

Stattdessen sei eine Bekehrung hin zu sozial- und umweltgeprägtem Handeln wichtig. „Wir können eine andere Zukunft haben. Aber wir müssen dafür etwas tun und daran arbeiten, damit wir eine andere Lebensform haben auf der Welt.“

 

Abholzung am Amazonas bedroht Weltklima

 

Die Frage der Schöpfung, der Ökologie und der Ausbeutung Amazoniens gehe alle Menschen an. „Wenn wir noch mehr abholzen, wird es sehr kritisch für den Klimawandel in der Welt“, erklärte er vor rund 150 Zuhörern.

Nur wenige Tage nach Abschluss der Amazonas-Synode in Rom hatte sich der Bischof von Obidos auf den Weg in seine oldenburgische Heimatgemeinde gemacht. „Ich bin direkt aus dem Flugzeug hierhergekommen“, sagte er vor rund 150 Zuhörern, denen er quasi aus erster Hand einen Eindruck von der Synode vermittelte.

 

Synode war kein Parlament

 

Ausführlich beschrieb Bahlmann den Weg der Kirche Amazoniens von ersten Überlegungen bis hin zur Verabschiedung des Synoden-Abschlussdokuments am vergangenen Wochenende. So habe bei dem Treffen das Zuhören eine große Rolle gespielt. Jeder habe für seinen Beitrag genau vier Minuten Zeit gehabt. Dazwischen fielen immer wieder auch Zeiten der Stille.

Daran sei ihm deutlich geworden: „Wir sind kein Parlament.“ Das habe auch der Papst zu Beginn betont: „Die Synode ist ein Hören. Ein Hören auf die anderen und auf den Heiligen Geist.“ Auch dadurch habe sich mit der Zeit ein besonderes Miteinander entwickelt. Jeder habe frei reden können, auch zu schwierigen Themen wie etwa die Frage nach einem Diakonat der Frau.

 

Bahlmann von Katakombenpakt veeindruckt

 

Das breit angelegte Abschlussdokument der Synode nehme die Lebenswirklichkeit der rund 33 Millionen Bewohner der Region in den Blick: soziale Fragen, Ökologie, Missionarische und pastorale Fragen, die Jugend.


Bischof Bahlmann begrüßte vor seinem Vortrag in Visbek viele Bekannte im Pfarrsaal. | Foto: Michael Rottmann

Als besonders eindrucksvoll habe er den so genannten Katakombenpakt erlebt. Ähnlich wie es schon 1965 Bischöfe kurz vor dem Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils getan hatten, so hatten sich dazu auch im Rahmen der Amazonas-Synode in der römischen Domitilla-Katakombe Bischöfe auf eine dienende und arme Kirche verpflichtet.

 

Amazonien ist nicht Deutschland

 

Zur Frage nach der Weihe verheirateter Männer betonte Bischof Bahlmann: „Die Situation am Amazonas ist nicht übertragbar auf Deutschland. „Hier gibt es noch genügend Priester. Hier kann jeder, der möchte, einen Gottesdienst besuchen. Die Leute müssten nur hingehen.“

Er warnte: „Man sollte nicht versuchen, deutsche Probleme mit Hilfe der Amazonas-Synode zu lösen“. Bei der Synode gehe es um einen Blick von Amazonien her und nicht von Deutschland aus. Niemand wolle der Kirche in Deutschland sagen, was sie zu tun und zu lassen hat. „Das steht uns überhaupt nicht zu“, so Bahlmann.

 

Jetzt kann der Papst entscheiden

 

Er verteidigt die Vorsicht, mit der die Synode ihre Vorstellungen formuliert habe. Kleine sichere Schritte seien ihm lieber als große unsichere. „Wichtig war, dass die Themen bei der Abstimmung durchkommen.“ Das sei sowohl bei der Frage nach einem Diakonat der Frau wie auch bei der Weihe für verheiratete Männer gelungen, jetzt könne der Papst entscheiden.

Am Mittwoch, 30. Oktober, ab 20 Uhr wird Bischof Bahlmann in der Aula des Bischöflichen Priesterseminars Borromäum in Münster, Domplatz 8, über seine Eindrücke von der Amazonas-Synode berichten.

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