Katholische Hochschule untersucht systemische Ursachen von Machtmissbrauch

Jesuit Wucherpfennig hofft in Münster auf neue Sexualmoral

Eine neue Sexualmoral und eine Gewaltenteilung in der Kirche hat sich der Jesuit Ansgar Wucherpfennig gefordert. Er äußerte sich in der Katholischen Hochschule Münster bei einem Vortrag über Machtmissbrauch.

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Die systemischen Ursachen von Machtmissbrauch in der katholischen Kirche hat eine Veranstaltung der Katholischen Hochschule (KatHO) NRW, Abteilung Münster, untersucht. Mehr als 90 Teilnehmer folgten dabei den Ausführungen des Jesuiten und Neutestamentlers Ansgar Wucherpfennig, Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt.

„Sexualisierte Gewalt ist Ausnutzung von Macht“, erklärte Wucherpfennig in der anschließenden Diskussionsrunde. Er sprach sich deutlich für Reformen in der Kirche aus und machte systemische Ursachen wie Klerikalismus und fehlende Gewaltenteilung als Ursachen sexualisierter Gewalt aus: „Die enge Sexualmoral, der Ausschluss von Frauen aus dem Weiheamt, das überhöhte Priesterbild: Das gilt es anzugehen. Und die Bischöfe könnten sofort die Gewaltenteilung einführen. Dazu braucht es nicht den Vatikan.“ Er hofft, dass der „Synodale Weg“ in diese Richtung entscheiden werde.

Ihr Entsetzen „über das Versagen auf der Leitungsebene der katholischen Kirche“, äußerte Andrea Tafferner, Theologie-Professorin an der KatHO, zu Beginn des Abends. „Täglich tauchen neue Fälle sexualisierter Gewalt von Priestern an Kindern auf, die vertuscht worden sind.“ Diese Verbrechen widersprächen der Botschaft Jesu.

 

Die Kirche und die Freude der Liebe

 

Pater Wucherpfennig forderte „einen Neustart der Sexualmoral der Kirche, in die biblische Grundlagen, die kirchliche Tradition, die Erfahrungswerte von heute und wissenschaftliche Erkenntnisse mit einfließen“. Inzwischen hätten Viele das Vertrauen verloren, dass Kirche ihnen noch etwas in Sachen Sex und Liebe zu sagen habe. „Die Kirche muss wieder zu einem Ort werden, in dem die Freude der Liebe erfahrbar wird“, forderte er.

Ansgar Wucherpfennig war Anfang 2018 für eine dritte Amtszeit als Rektor der Jesuitenhochschule wiedergewählt worden; der Vatikan hatte ihm aber zunächst nicht die dafür erforderliche Unbedenklichkeitserklärung erteilt, was auf massive Kritik stieß. Wucherpfennig hatte sich wiederholt kritisch zum Umgang der Kirche mit Frauen und Homosexuellen geäußert.

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