Für den Jesuiten-Theologe Karl Rahner war „Gnade“ nicht wie eine Sache, ein Ding, ein Gegenstand, sondern etwas „Personales“; er sprach von der „Selbstmitteilung Gottes“ und meinte damit, dass Gott sich selbst den Menschen schenkt; in seinem Wort, in seinem Sohn, in seinem Heiligen Geist, der in uns, in unserer eigenen Person lebt und wirkt.
Als ich meine erste Bekanntschaft mit der Theologie in den Jahren vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil machte, war die „Gnadenlehre“ ein besonders kompliziertes Kapitel, weil eine ziemlich große Zahl von verschiedenen Arten der Gnade vorgestellt wurde, von denen die „heiligmachende Gnade“ qualitativ an erster Stelle stand, dicht gefolgt von der „helfenden Gnade“. Wer die „heiligmachende Gnade“ durch schwere Sünde verlor, war ganz von Gott getrennt. Die Vorstellung von „Gnade“ war…