Heinz-Ulrich Tenkotten aus Marl erzählt

Wie ein Küster die Weihnachtszeit erlebt

Küster fallen in der Kirche eher selten auf. Sie arbeiten im Hintergrund und sorgen doch dafür, dass alles im Gottesdienst reibungslos klappt. Besonders im Advent und an Weihnachten müssen sie vieles unter einen Hut bekommen.

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Sie agieren vor allem im Hintergrund. Die meisten Menschen bemerken sie gar nicht, wenn der Gottesdienst reibungslos verläuft. Das kann auch Heinz-Ulrich Tenkotten bestätigen: „Wir halten alles am Laufen.“ Der 61-Jährige ist seit zehn Jahren Küster in der Kirche St. Georg in Marl. Er denkt kurz nach und ergänzt: „Aber wenn die Kirchenbesucher nichts merken, dann funktioniert ja alles gut“. Tenkotten muss lachen.

Messen vor- und nachbereiten, Gewänder von Priestern und Messdienern waschen, sich um die Technik kümmern, die Kirche auf- und zuschließen, ab und zu auch mal an Dingen rumschrauben, für Kommunionhelfer oder Lektoren einspringen, und, und, und. Die Aufgaben von Küstern sind unendlich – und vor allem vielfältig: „Ich muss schon sagen, dass mir die Arbeit als Küster Spaß macht. Ich könnte mir nicht viel Schöneres vorstellen.“

 

Frühe Vorbereitungen

 

Besonders viel los im Leben eines Küsters ist natürlich zu Weihnachten. Schon Ende November beginnen die Vorbereitungen: „Zum ersten Advent geht es dann darum, das Adventsgesteck zu bestellen.“ Tenkotten bindet und steckt zwar den Blumenschmuck in „seiner“ Kirche nicht selbst, hat aber immer Ideen, wie dieser aussehen könnte.

Seit zehn Jahren ist Heinz-Ulrich Tenkotten Küster in der St-Georg-Kirche in Marl. | Foto: Melanie Ploch
Seit zehn Jahren ist Heinz-Ulrich Tenkotten Küster in der St-Georg-Kirche in Marl. | Foto: Melanie Ploch

Und dann beginnt auch schon der Advent. Neben den üblichen Gottesdiensten gibt es in der Gemeinde von Tenkotten viele Sonderveranstaltungen: „Am ersten Advent ist rund um die Kirche immer ein Weihnachtsmarkt. In der Kirche findet ein Adventssingen mit der Grundschule und einem Gospel-Chor statt.“ Die Kirche ist zu diesem Ereignis voll, wie der 61-Jährige erzählt. Also gibt es auch für ihn viel zu tun: „Dafür stelle ich bereits mehr Stühle auf. Trotzdem müssen viele Leute stehen. Da geht es dann darum, unauffällig die Massen zu lenken, damit jeder Platz findet – ob im Stehen oder im Sitzen.“

 

Zwischen Frühaufstehern und Krippenaufbau

 

Für die Adventskonzerte oder die „offene Adventstür“ kümmert sich Tenkotten unter anderem um die technische Organisation, ist für die Künstler da oder stellt Tische auf. Und dann gibt es auch noch die Roratemessen – jeden Dienstag um 6.30 Uhr. Tenkotten muss früh aufstehen und in der Kirche sein, denn bis er alle Kerzen angezündet hat, kann auch schon mal eine halbe Stunde vergehen. Dass der Advent immer mehr an Bedeutung verliert, findet Tenkotten schade: „Das Warten kommt leider viel zu kurz, denn alle sind immer sofort in der allgemein ausgedehnten Weihnachtszeit.“

Wenige Tage vor Heiligabend baut die Kolpingsfamilie die Krippe auf: „Da bin ich natürlich mit dabei und helfe mit. Alleine schon, um die Kirche auf- und zuzuschließen oder Kabel zu holen. Aber ich packe dann auch mit an.“

 

Verrückte Bänke

 

Bei all den Vorbereitungen kommt es dann irgendwann auch zum Hauptfest: „Während der Weihnachtstage habe ich insgesamt zehn Gottesdienste.“ Wie schafft er das in so wenigen Tagen? „Gute Vorbereitung ist da wichtig. Ich schaue zum Beispiel vorher schon, dass genug Hostien da sind. Pro Gottesdienst wären das etwa 400 bis 500 Stück.“

An Heiligabend betreut Tenkotten gleich drei Christmetten. Um 15, 17 und zuletzt auch 19 Uhr: „Zu den beiden ersten kommen etwa 1000 Leute in die Kirche. Dadurch, dass auch Menschen kommen, die sonst nicht in die Kirche gehen, ist mehr zu tun. Plastikflaschen oder benutzte Taschentücher liegen rum, oder Bänke sind verschoben. Das bringe ich für den nächsten Gottesdienst wieder in Ordnung. Und wenn es irgendwie geht, lüfte ich auch mal“, sagt der 61-Jährige und lacht.

 

Zu Hause ist er selten

 

Schafft er es, zwischen den Messen in den Weihnachtstagen auch mal nach Hause zu kommen? „Das wird eher schwierig. Verwandte kann ich nicht besuchen, aber am ersten Weihnachtstag habe ich nachmittags frei.“ Die Arbeitszeiten: Das ist das Einzige, was Tenkotten am Beruf des Küsters zu bemängeln hat: „Meine Frau ist Erzieherin und leitet einen Kindergarten. Sie arbeitet also immer in der Woche und hat am Wochenende frei. Ich arbeite zwar auch in der Woche, aber das Meiste ist am Wochenende. Wir sehen uns dann nicht so oft.“ Zudem leitet der 61-Jährige in seiner Kirchengemeinde eine Theatergruppe. Jedes Jahr führen sie ein von ihm geschriebenes Stück auf, denn Tenkotten interessiert sich für Literatur.

Ist er froh, wenn die Weihnachtszeit vorbei ist? „Ja“, antwortet der Küster und muss erneut lachen. „Auch wenn die Christmetten mit der festlichen Musik besinnlich sind. Aber danach nehme ich erst einmal eine Woche Urlaub und fahre nach Holland an die See.“

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