Gedenken im kleinen Rahmen mit Livestream

Zehnter Jahrestag des Loveparade-Unglücks im Zeichen von Corona

Ein fröhliches Techno-Festival mit Hunderttausenden endet in einer Katastrophe mit 21 Toten: Zehn Jahre ist das Love-Parade Unglück nun her. Das Gedenken fällt kurz nach Einstellung des Strafverfahrens überschaubar aus - auch wegen Corona.

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Am ersten Jahrestag des Loveparade-Unglücks versammelten sich 2011 in Duisburg rund 7.000 Menschen, bei der Trauerfeier sprach die damalige nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) eine Fürbitte.

Zum zehnten Jubiläum der Katastrophe am kommenden Freitag fällt das Programm deutlich kleiner aus. Das liegt an den Auflagen der Corona-Schutzverordnung, aber auch daran, dass das tragische Ereignis mit 21 Toten und rund 650 Verletzten aus der öffentlichen Wahrnehmung weitgehend verschwunden ist. Auch die Stadt will den Jahrestag in kleinerem Rahmen begehen.

 

Stilles Gedenken im Kreis der Angehörigen

 

Am Freitag, 24. Juli, ist ab 17.45 Uhr ein öffentliches Gedenken für die Opfer der Loveparade am Mahnmal vor der Wiese zum Karl-Lehr-Tunnel, an dem maximal 100 Menschen teilnehmen dürfen. Wegen der Corona-Auflagen hatten mehrere aus dem Ausland stammende Familien, deren Kinder bei dem Unglück ums Leben kamen, ihre Reise nach Duisburg abgesagt.

In Absprache mit den Hinterbliebenen wird um 17 Uhr ein stilles Gedenken am Unglücksort vor der Rampe nur im Kreis der Angehörigen stattfinden. Um 17.45 Uhr beginnt dann die offizielle Gedenkfeier. Der regionale TV-Sender „Studio 47“ wird die offizielle Gedenkfeier ab 17.45 Uhr per Livestream übertragen. Der Link dazu, der erst wenige Minuten vor der Übertragung am 24. Juli aktiviert wird, lautet: gedenken2020.bounceme.net.

 

Nacht der 1.000 Lichter und Ausstellung

 

Am Abend zuvor, am Donnerstag, 23. Juli, wird ein Gottesdienst in der evangelischen Salvatorkirche in Alt-Duisburg an die Tragödie erinnern. Die dortige Trauerfeier ist den Hinterbliebenen vorbehalten. Auch dafür gibt es einen Live-Stream, der aber nur den engen Angehörigen der Opfer und Beteiligten der Tragödie zugänglich ist. Anschließend wird es an der Gedenkstätte die vom Verein „Bürger für Bürger“ veranstaltete „Nacht der 1.000 Lichter“ geben. Auch dort ist die Zahl der Besucher begrenzt.

Zu sehen ist die Ausstellung „Resonanz in den Flüchtigkeiten unserer Welt“ nach Angaben des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg auch ohne Anmeldungen bis zum 9. August zu den aktuellen Sonderöffnungszeiten der Salvatorkirche: dienstags von 15 bis 17 Uhr, donnerstags von 11 bis 13 Uhr, freitags von 15 bis 17 und samstags von 11 bis 13 Uhr.

In der Salvatorkirche ist in diesen Tagen auch die Ausstellung des Düsseldorfer Künstlers Walter Maria Padao zu sehen. Neben einem großformatig-dreiteiligen Werkes zur Tragödie am Tunnel werden auch andere Werke des Künstlers ausgestellt, die zum Thema „Resonanz in den Flüchtigkeiten unserer Welt“ Stellung beziehen und am Ende der Ausstellungszeit im Mittelpunkt eines Gottesdienstes am 9. August um 10 Uhr stehen werden.

 

Viele Betroffene wollen nicht mehr jedes Jahr kommen

 

Verständnis dafür, dass der Jahrestag in diesem kleinen Rahmen stattfindet, hat der städtische Ansprechpartner für die Betroffenen des Loveparade-Unglücks, Pfarrer Jürgen Widera. Der Rahmen für das Gedenken sei schon in den vergangenen Jahren kleiner geworden, sagte der evangelische Theologe. Nach dem Ende des Strafverfahrens gegen die letzten Angeklagten Ende Mai markiere der runde Gedenktag in diesem Jahr das „Ende eines Prozesses“, betont der ehrenamtlich tätige Ombudsmann für Opfer und Angehörige, der auch dem Vorstand der „Stiftung Duisburg 24.7.2010“ angehört. Viele Betroffene hätten signalisiert, nicht mehr jedes Jahr zu kommen.

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