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Unter dem Leitwort "Der Friede sei mit euch" beginnt am Samstag in Paderborn die diesjährige Libori-Festwoche. Dabei handelt es sich um eines der größten Volksfeste in Deutschland mit einer Mischung aus Kirchenveranstaltungen, Kirmes und Kultur. Das Motto der bis 30. Juli dauernden Festwoche sei mit Blick auf den russischen Krieg gegen die Ukraine und viele weitere kriegerische Auseinandersetzungen gewählt worden, teilte das Erzbistum Paderborn mit. Es mache deutlich, dass Friede niemals selbstverständlich sei.
Mit dem Libori-Fest feiern Stadt und Erzbistum immer Ende Juli mit Jahrmarkt, Gottesdiensten, Prozessionen und weiteren Veranstaltungen ihren Schutzpatron, den heiligen Liborius (348-397). Dazu kommen regelmäßig mehr als eine Million Besucher.
Ein Heiliger verbindet Frankreich und Deutschland
Das Fest hat seinen Ursprung im Jahr 836. Damals wurden die Gebeine des Heiligen, der Bischof im französischen Le Mans war, nach Paderborn überführt. So entstand eine der ältesten Städtepartnerschaften.
Den Beginn der Feiern markiert die Erhebung der Reliquien des Heiligen. Dabei werden sie aus der Krypta des Paderborner Doms in einem vergoldeten Schrein in den Hochchor überführt und nach einem Gottesdienst in einer Prozession durch die Stadt getragen.
Unbesetzter Bischofsstuhl
Frieden beginne im Herzen jedes einzelnen Menschen, sagte der Übergangsleiter des Erzbistums, Michael Bredeck. "Auch dazu ruft uns das Libori-Leitwort auf: ausgleichend und auf Frieden bedacht mit uns selbst und miteinander umzugehen." Nach dem Rücktritt des langjährigen Erzbischofs Hans-Josef Becker ist der Bischofsstuhl in Paderborn noch unbesetzt.
Die Erzdiözese erwartet in diesem Jahr erstmals den neuen Bischof von Le Mans im Nordwesten Frankreichs, Jean-Pierre Vuillemin, den Nachfolger des heiligen Liborius. Auch zwei Bischöfe aus der Ukraine kämen nach Paderborn: Stanislav Shyrokoradiuk aus Odessa und Pavlo Honczaruk aus Charkiw-Saporischschja.
Liborius-Gebeine in umgestalteter Krypta
Rechtzeitig zu dem Fest wurde die restaurierte und umgestaltete Krypta des Doms am vergangenen Sonntag wieder eröffnet. "Die Krypta hat in unserer Bischofskirche eine besonders ehren- und wertvolle Aufgabe, denn sie birgt die Reliquien des heiligen Liborius als Patron von Erzbistum, Dom und Stadt Paderborn", erklärte Dompropst Joachim Göbel.
In dem Raum unterhalb des eigentlichen Kirchraums befindet sich auch die Bischofsgruft. Dort ist nun erstmals eine Hinweistafel zu sehen, die auf Fehler der früheren Paderborner Erzbischöfe Lorenz Jaeger (Amtszeit 1941-1973) und Johannes Joachim Degenhardt (1974-2002) im Umgang mit Missbrauchsfällen aufmerksam macht.
Diskussion um Missbrauchs-Hinweis
Die Tafel hatte in den letzten Tagen für Diskussionen gesorgt. Die Generalsekretrin der Nordischen Bischofskonferenz, die aus dem Erzbistum Paderborn stammende Ordensschwester Anna Mirijam Kaschner, hatte sie als "Zeichen tiefen Unglaubens" kritisiert. Diese Äußerungen wies der Sprecher des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, als "verstörend instinktlos" zurück. Zuletzt beklagte die Generaloberin der Paderborner Vincentinerinnen, Schwester Katharina Mock, die Tafel huldige dem "Zeitgeist".