Johannes Norpoth kritisiert Kommentar der Generalsekretärin der nordischen Bischöfe

Betroffenen-Sprecher: Kaschner-Text zu Missbrauch verstörend instinktlos

  • Scharfe Kritik an Aussagen der Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenz, Schwester Anna Mirijam Kaschner, über Missbrauch äußert Johannes Norpoth, Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz.
  • In einem Offenen Brief wirft Norpoth der Ordensfrau „empathielose, sinnentleerte Äußerungen“ vor.
  • Sie seien „für mich als Missbrauchsbetroffener insgesamt kaum zu ertragen“.

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Scharfe Kritik an Aussagen der Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenz, Schwester Anna Mirijam Kaschner, über Missbrauch äußert Johannes Norpoth, Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz. In einem Offenen Brief, den das Kölner „Domradio“ veröffentlicht, wirft Norpoth der Ordensfrau „empathielose, sinnentleerte Äußerungen“ vor, die „für mich als Missbrauchsbetroffener insgesamt kaum zu ertragen“ seien.

Die aus Westfalen stammende und für die Bischofskonferenz der skandinavischen Länder tätige Kaschner hatte in einem Kommentar im Internet kritisiert, wie im Paderborner Dom an Fehler der dort bestatteten Erzbischöfe im Umgang mit Missbrauchsfällen erinnert wird. Zudem nahm sie Bewertungen sexualisierter Gewalt in der Kirche vor und zog einen Vergleich mit Abtreibungen.

„System der Lüge“

Kaschner – seit 2009 Generalsekretärin der nordischen Bischöfe – sei offenbar „gefangen“ im „Machtsystem dieser absolutistisch verfassten Kirche“, so Norpoth. Sie ignoriere Forschungen zu sexualisierter Gewalt in der Kirche und ihren Gründen und zentriere sich einmal mehr „auf die Täter und die Organisation Kirche“ statt auf die Betroffenen.

Kaschner missachte die Wahrheit und setze „das System der Lüge“ in der Kirche fort. Entsetzt äußert sich Norpoth auch, weil die Ordensfrau „mit einer solchen Haltung“ an der Weltsynode im Oktober im Vatikan teilnimmt und Entscheidungen für die gesamte Kirche trifft – „anders als beispielsweise die Opfer sexualisierter Gewalt“.

Der Betroffenen-Sprecher findet, solche Aussagen sollten der Generalsekretärin einer Bischofskonferenz „im Jahr 2023 wirklich nicht mehr unterlaufen“.

Vergleich mit Abtreibung

Wenn Kaschner angesichts der Schuld bei Missbrauchsfällen auf die Schuld bei Abtreibungen verweise, sei das „von verstörender Instinktlosigkeit“. Die Ordensfrau werde „der Komplexität und den jeweils eigenen Fragen“ von Schwangerschaftsabbruch und sexualisierter Gewalt „nicht einmal im Ansatz gerecht“.

Die Hinweistafel im Paderborner Dom benenne zudem keine Annahmen oder Beschuldigungen, sondern „Feststellungen aus der diözesanen Aufarbeitung“, so Norpoth. Sie „nicht unvergessen zu machen“, sei Sinn einer Erinnerungskultur auch in der Kirche. Der Umgang mit sexualisierter Gewalt gehöre „zur Biografie all der Täter, Vertuscher, Strafvereitler, Leugner“.

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