Wegen der Vertuschung durch die dort beigesetzten Erzbischöfe

Missbrauch: An Kölner Bischofsgräbern wohl keine Hinweise auf Fehler

  • Im Kölner Dom wird es wohl auch künftig keine Hinweistafel an den Bischofsgräbern geben, die auf Fehler der Erzbischöfe im Umgang mit sexualisierter Gewalt aufmerksam macht.
  • Das erklärte der Sprecher des Domkapitels, Markus Frädrich.
  • In Paderborn gibt es eine solche Tafel inzwischen, in Münster laufen noch Beratungen.

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Im Kölner Dom wird es wohl auch künftig keine Hinweistafel an den Bischofsgräbern geben, die auf Fehler der Erzbischöfe im Umgang mit sexualisierter Gewalt aufmerksam macht. Der Sprecher des Domkapitels, Markus Frädrich, bestätigte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) einen Bericht der "Rheinischen Post".

Frädrich verwies auf eine Stellungnahme von Dompropst Guido Assmann aus dem vergangenen Jahr, die immer noch gültig sei. Bauliche Veränderungen in der Krypta soll es nach Meinung des Domkapitels demnach nicht geben.

Wer in Köln begraben liegt

Seit Sonntag gibt es in der neugestalteten Krypta des Paderborner Doms an der Grablege der Erzbischöfe eine Hinweistafel. Sie macht auf Fehler der dort bestatteten Erzbischöfe Lorenz Jaeger und Johannes Joachim Degenhardt im Umgang mit Missbrauchsfällen aufmerksam. Das Domkapitel hatte die Tafel im Einvernehmen mit der Betroffenenvertretung im Erzbistum anbringen lassen.

Im Kölner Dom sind unter anderen Kardinal Joseph Höffner und Kardinal Joachim Meisner beigesetzt, denen ein Aufarbeitungsgutachten ebenfalls Fehler im Umgang mit Missbrauch vorhält. Ihre Grablege schließt an die Krypta, einem Raum unter dem Domchor, an. Die Gruft ist durch ein Gitter einsehbar, aber nicht direkt zugänglich.

Überlegungen in Münster

Die Gräber der Erzbischöfe seien schlicht und förderten "keine Heroisierung der dort Bestatteten", so Assmann. "Das Domkapitel vertritt die Meinung, dass sich Geschichte nicht verändern lässt, indem man ihre Spuren beseitigt - also zum Beispiel Verstorbene umbettet oder den Zugang zu Gräbern einschränkt. Vielmehr müssen wir uns der Vergangenheit stellen, um aus ihr für die Zukunft zu lernen."

Auch in Münster wird überlegt, wie die Vertuschung von Missbrauch durch frühere Bischöfe in der Bischofsgruft im Dom thematisiert werden soll. Eine eigens eingesetzte Arbeitsgruppe, zu der neben anderen Betroffene und Vertreter des Domkapitels gehören, schlägt vor, es solle künftig weder in der Kathedrale noch auf dem Domherrenfriedhof Beisetzungen geben.

Zudem soll in der Bischofsgruft ein noch nicht belegtes Grab bewusst geöffnet werden, leer bleiben und so als "offene Wunde in der Bistumsgeschichte" dauerhaft im Blick sein. Informationstafeln sollen dies erläutern. Die Diskussion ist noch nicht abgeschlossen.

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