Schwester Katharina Mock kritisiert öffentliche Brandmarkung verstorbener Erzbischöfe

Paderborner Generaloberin: Missbrauchs-Tafel im Dom huldigt "Zeitgeist"

  • Als Zugeständnis an den "Zeitgeist" kritisiert die Generaloberin der Paderborner Vincentinerinnen eine Hinweistafel in der Bischofsgruft der dortigen Kathedrale.
  • Diese weist auf Verfehlungen der verstorbenen Erzbischöfe Jaeger und Degenhardt im Umgang mit Missbrauch hin.
  • Schwester Katharina Mock beklagte, es gehöre nicht zum Auftrag Jesu, sie "öffentlich zu brandmarken".

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Als Zugeständnis an den "Zeitgeist" kritisiert die Generaloberin der Paderborner Vincentinerinnen eine Hinweistafel in der Bischofsgruft der dortigen Kathedrale. Die Tafel weist auf Verfehlungen der verstorbenen Paderborner Erzbischöfe Lorenz Jaeger und Johannes Joachim Degenhardt im Umgang mit Missbrauch hin. Die Tafel widerspreche der Aufforderung Jesu, nicht zu richten, sondern zu verzeihen, schreibt Schwester Katharina Mock in einem Leserbrief an die Paderborner Kirchenzeitung "Der Dom".

Ein vom Erzbistum in Auftrag gegebenes Missbrauchs-Gutachten weist Jaeger und Degenhardt schwere Verfehlungen nach. Die Tafel in der Bischofsgruft war vom Betroffenenbeirat der Erzdiözese und dem Paderborner Domkapitel gemeinsam beschlossen worden.

"Haben die Kapitulare nicht nachgedacht?"

Zwar sei sexueller Missbrauch ein Gewaltverbrechen, das man nicht beschönigen dürfe, schreibt Schwester Katharina in dem Leserbrief. Sie frage sich allerdings: "Haben die Kapitulare überhaupt vorher nachgedacht, bevor sie sich für eine solche Maßnahme entschieden haben?" Beide Erzbischöfe hätten "sicherlich schwere Fehler" gemacht. Gleichwohl seien beide tot und könnten nicht mehr um Verzeihung bitten. Es gehöre zudem nicht zur Botschaft Jesu, sie "öffentlich zu brandmarken".

Als Beleg zitiert die Ordensfrau mehrere Stellen des Neuen Testaments. Als Vergleich zieht sie jene Stelle heran, wo Pharisäer Jesus drängen, eine Ehebrecherin zur Steinigung zu verurteilen. Ihnen habe Jesus gesagt: "Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie" (Joh 7,7).

"Zeitgeist wichtiger als Evangelium?"

Die Tafel in der Paderborner Bischofsgruft hingegen verkündige das Gegenteil dieser Botschaft, so Mock. "Ist das die Zukunft der Kirche, dass menschlichen Meinungen, passend zum jeweiligen Zeitgeist, mehr Gewicht beigemessen wird als der frohmachenden Botschaft des Evangeliums?"

Schwester Katharina Mock ist seit 2022 zum wiederholten Mal Generaloberin der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vincenz von Paul, deren Mutterhaus in Paderborn nahe dem Dom steht. Die Kongregation wurde vor 180 Jahren gegründet und ist vor allem karitativ tätig.

Weitere Kritik - und Reaktion eines Betroffenen

Zuvor hatte bereits eine andere Ordensfrau, Schwester Anna Mirijam Kaschner, die Hinweistafel scharf kritisiert. Die aus dem Erzbistum Paderborn stammende Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenz nannte die "Schuldtafel" ein "Zeichen tiefen Unglaubens", mit dem offenbar die verstorbenen Erzbischöfe bestraft werden sollten.

Johannes Norpoth, Sprecher des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz, wies diese Äußerungen heute als "verstörend instinktlos" zurück. Kaschner sei offenbar "gefangen" im "Machtsystem dieser absolutistsich verfassten Kirche" und konzentreire sich einmal mehr "auf die Täter und die Organisation der Kirche" statt auf die Betroffenen.

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