Arbeitsgruppe des Bistums Münster schlägt "offenes Grab" in Domkrypta vor

Blutbuchen sollen in jeder Pfarrei an Missbrauch erinnern

  • Trauerbuchen in allen Pfarreien des Bistums Münster sollen an Missbrauch durch Geistliche erinnern.
  • Das schlägt die "Arbeitsgruppe Erinnerungskultur" im Bistum vor.
  • Auch für die Grablege von Bischöfen, die vertuscht haben, im Paulusdom machen sie Vorschläge.

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Schwarzrote Trauerblutbuchen in sämtlichen Pfarreien des Bistums Münster sollen an den Missbrauchsskandal durch Geistliche erinnern. Das empfiehlt die "Arbeitsgruppe Erinnerungskultur" auf Vorschlag von Betroffenen. Die AG war nach Veröffentlichung des Missbrauchs-Gutachten für das Bistum Münster 2022 eingerichtet worden. Ihr gehören drei Betroffene, je zwei Mitglieder des Diözesankomitees und des Domkapitels sowie drei Mitglieder des Diözesanrats und die beiden Interventionsbeauftragten des Bistums an.

Die Blutbuchen (Fagus sylavtica Purpurea Pendula) sollen 2024 in jeder Pfarrei an einem zentralen Tag "an möglichst markanter Stelle" gepflanzt werden, wie es im Beschluss der AG heißt. Es soll "mindestens ein" Exemplar pro Pfarrei gepflanzt werden, denkbar seien weitere vor den einzelnen Gemeindekirchen oder auf den Friedhöfen. Wichtig ist der AG, dass sich die Menschen in den Pfarreien bereits durch die Vorbereitung der Aktion, aber auch dauerhaft mit dem Thema auseinandersetzen. Zudem soll an jeder Blutbuche eine Gedenktafel angebracht sein, die eine Verknüpfung mit dem Missbrauchs-Gutachten ermöglicht.

Nicht nur auf Friedhöfen mit Täter-Gräbern

Auch am Münsteraner Paulusdom soll nach der Idee der Arbeitsgruppe ein solcher Baum stehen - gepflanzt von Bischof Felix Genn. Der hatte anlässlich des Jahrestags der Vorstellung des Missbrauchsgutachtens die Baumpflanz-Aktion grundsätzlich begrüßt. In einem gestern ausgestrahlten Interview mit dem Westdeutschen Rundfunk war allerdings der Eindruck entstanden, die Bäume sollten ausschließlich auf jenen Friedhöfen gepflanzt werden, auf denen beschuldigte oder verurteilte Priester beigesetzt wurden.

"Davon kann keine Rede sein, das hat auch der Bischof so nicht gemeint", erläutert Peter Frings, Interventions-Beauftragter des Bistums, im Gespräch mit "Kirche-und-Leben.de". "Tatsächlich stellt sich zwar die Frage, wie in den Gemeinden mit den Gräbern beschuldigter oder erwiesenermaßen schuldig gewordener Priester umgegangen werden soll." Auch dazu macht die "AG Erinnerungskultur" zwar Vorschläge, belässt eine Entscheidung darüber aber in den Gemeinden. Bei der Baumpflanz-Aktion aber gehe es darum, "diese Form von Erinnerungskultur in allen Pfarreien zu verwurzeln", so Frings.

Vorschlag: Offenes Grab im Paulusdom

Eine ganz eigene Vorstellung hat die Arbeitsgruppe vom Umgang mit der Grablege jener Bischöfe im Münsteraner Dom, die erwiesenermaßen Missbrauch vertuscht haben - so etwa Heinrich Tenhumberg und Reinhard Lettmann. Als Konsequenz soll es demnach weder in der Kathedrale noch auf dem Domherrenfriedhof künftig Beisetzungen geben. "Für die Zukunft soll es hier eine andere Vorgehensweise geben, die deutlich macht, dass ein neues Kapitel aufgeschlagen wird", heißt es in der Empfehlung.

Zudem soll in der Bischofsgruft ein noch nicht belegtes Grab bewusst geöffnet werden und leer bleiben - und so als "offene Wunde in der Bistumsgeschichte" dauerhaft im Blick bleiben. Informationstafeln sollen nach den Vorstellungen der Arbeitsgruppe diesen Hintergrund erklären und die Namen der für die Vertuschung Verantwortlichen benennen.

Diese Vorschläge sollen nun nach den Vorstellungen der Arbeitsgruppe im Austausch mit dem Domkapitel erörtert werden, wie Bischof Felix Genn in einem Brief zum Jahrestag der Gutachten-Veröffentlichung am 13. Juni an alle haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden im Bistum formuliert.

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